Das Markenhochhaus im Volkswagen Stammwerk ist am Morgen vor einem wolkenlosen Himmel zu sehen. © picture alliance/dpa/Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg

VW und IG Metall starten in Tarifrunde: Fronten sind verhärtet

Stand: 25.09.2024 09:36 Uhr

Zwischen VW und der IG Metall starten heute Verhandlungen über den VW-Haustarif. Die Gewerkschaft fordert mehr Geld für rund 120.000 Beschäftigte in westdeutschen Werken, Volkswagen schließt Kündigen nicht aus.

von Johannes Koch

Um 11 Uhr sollen die Verhandlungen in Hannover beginnen. Im Mittelpunkt wird unter anderem die von Volkswagen aufgekündigte Beschäftigungsgarantie stehen. Das Unternehmen hatte jüngst wegen zu geringer Gewinne betriebsbedingte Kündigungen und auch Werksschließungen in Deutschland nicht mehr ausgeschlossen. "Über Werksschließungen und Massenentlassungen ist mit uns nicht zu reden", sagte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger im Vorfeld der Verhandlungen.

IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn

Die Forderung der Gewerkschaft ist klar: Volkswagen muss ein Zukunftskonzept vorlegen - ohne Massenentlassungen und ohne Werksschließungen. Stattdessen fordert die Gewerkschaft sieben Prozent mehr Lohn für die rund 120.000 Beschäftigten in den sechs großen westdeutschen Werken. Rund um die Verhandlungen wollen mehrere Tausend VW-Mitarbeitende bei einer Kundgebung auf sich aufmerksam machen.

VW-Konzernchef: "Werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen"

VW-Konzernchef Oliver Blume drängt auf Zugeständnisse der Gewerkschaft. "Ich erwarte dort schon deutliche Bewegung, um auf der Kostenseite voranzukommen", sagte er am Montag im ZDF. Zugleich: "Wir werden hier in Deutschland auch um jeden Arbeitsplatz kämpfen, das ist ganz klar. Aber dafür ist die Grundlage, dass wir auf der Kostenseite über alle Bereiche deutlich nach unten kommen." Ziel sei, sich bis Ende 2024 zu einigen. In den niedersächsischen Werken wirbt Volkswagen mit einem Flugblatt für die Sparbemühungen und fordert die Beschäftigten zu Zugeständnissen auf. "Wir müssen die Produktivität steigern. Wir müssen unsere Arbeitskosten senken", heißt es.

VW schon länger in der Krise

Die Probleme von Volkswagen sind nicht neu. Schwache Absatzzahlen in China, zu wenig verkaufte E-Autos in Europa und zu hohe Produktionskosten: Volkswagen hatte bereits im vergangenen Jahr ein weitreichendes Sparpaket für die Kernmarke aufgelegt, aber das reicht nach Ansicht des Unternehmens nicht mehr. Im zweiten Quartal 2024 lag die Gewinnmarge bei VW nur noch bei rund einem Prozent. Mehrere VW-Werke sind aktuell nicht ausgelastet. Laut VW fehlen rechnerisch die Auto-Verkäufe für zwei ganze Werke.

Regierungserklärung im Landtag zu Volkswagen

Auch der Niedersächsische Landtag beschäftigt sich heute mit der Krise bei Volkswagen. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) äußert sich in seiner Regierungserklärung zur Zukunft des Autobauers. Das Land Niedersachsen ist Anteilseigner von VW und besitzt 20 Prozent der Stimmrechte. Außerdem hat Niedersachsen Sitze im Aufsichtsrat des Unternehmens. Weil hatte dem NDR Niedersachsen schon Anfang des Monats gesagt, er habe die klare Erwartung, dass VW um Werksschließungen herumkomme.

Weitere Informationen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) steht nach dem "Autogipfel" am Rednerpult und gibt eine Pressekonferenz. © picture alliance/dpa Foto: Kay Nietfeld

Krise bei VW: Robert Habeck sichert Autobranche Unterstützung zu

Auf einem digitalen Gipfel hat sich der Wirtschaftsminister mit Herstellern beraten. Reaktionen kommen auch aus Niedersachsen. (24.09.2024) mehr

Ein VW-Logo wird an ein Auto angebracht. © Screenshot
1 Min

VW kündigt Tarifverträge und die Beschäftigungssicherung

Zum 1. Juli 2025 sind erstmals wieder betriebsbedingte Kündigungen möglich. Auch die Übernahme von Azubis ist nicht mehr sicher. (10.09 1 Min

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, spricht auf der Jahrespressekonferenz der Volkswagen Group. © picture alliance/dpa | Michael Kappeler Foto: Michael Kappeler

VW-Sparpläne: Chef Blume nennt Lage des Konzerns alarmierend

Eine Kahlschlag werde es aber nicht geben, sagte Blume. Volkswagen hatte angekündigt, den Sparkurs zu verschärfen. (09.09.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 25.09.2024 | 06:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ärzte bei einer Operation © fotolia.com Foto: Gorodenkoff

Nordländer wollen Krankenhausreform mehrheitlich nicht blockieren

Hamburg, Niedersachsen und MV wollen im Bundesrat für die Reform stimmen. In Schleswig-Holstein wird noch diskutiert. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?