VW und IG Metall starten in Tarifrunde: Fronten sind verhärtet
Zwischen VW und der IG Metall starten heute Verhandlungen über den VW-Haustarif. Die Gewerkschaft fordert mehr Geld für rund 120.000 Beschäftigte in westdeutschen Werken, Volkswagen schließt Kündigen nicht aus.
Um 11 Uhr sollen die Verhandlungen in Hannover beginnen. Im Mittelpunkt wird unter anderem die von Volkswagen aufgekündigte Beschäftigungsgarantie stehen. Das Unternehmen hatte jüngst wegen zu geringer Gewinne betriebsbedingte Kündigungen und auch Werksschließungen in Deutschland nicht mehr ausgeschlossen. "Über Werksschließungen und Massenentlassungen ist mit uns nicht zu reden", sagte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger im Vorfeld der Verhandlungen.
IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn
Die Forderung der Gewerkschaft ist klar: Volkswagen muss ein Zukunftskonzept vorlegen - ohne Massenentlassungen und ohne Werksschließungen. Stattdessen fordert die Gewerkschaft sieben Prozent mehr Lohn für die rund 120.000 Beschäftigten in den sechs großen westdeutschen Werken. Rund um die Verhandlungen wollen mehrere Tausend VW-Mitarbeitende bei einer Kundgebung auf sich aufmerksam machen.
VW-Konzernchef: "Werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen"
VW-Konzernchef Oliver Blume drängt auf Zugeständnisse der Gewerkschaft. "Ich erwarte dort schon deutliche Bewegung, um auf der Kostenseite voranzukommen", sagte er am Montag im ZDF. Zugleich: "Wir werden hier in Deutschland auch um jeden Arbeitsplatz kämpfen, das ist ganz klar. Aber dafür ist die Grundlage, dass wir auf der Kostenseite über alle Bereiche deutlich nach unten kommen." Ziel sei, sich bis Ende 2024 zu einigen. In den niedersächsischen Werken wirbt Volkswagen mit einem Flugblatt für die Sparbemühungen und fordert die Beschäftigten zu Zugeständnissen auf. "Wir müssen die Produktivität steigern. Wir müssen unsere Arbeitskosten senken", heißt es.
VW schon länger in der Krise
Die Probleme von Volkswagen sind nicht neu. Schwache Absatzzahlen in China, zu wenig verkaufte E-Autos in Europa und zu hohe Produktionskosten: Volkswagen hatte bereits im vergangenen Jahr ein weitreichendes Sparpaket für die Kernmarke aufgelegt, aber das reicht nach Ansicht des Unternehmens nicht mehr. Im zweiten Quartal 2024 lag die Gewinnmarge bei VW nur noch bei rund einem Prozent. Mehrere VW-Werke sind aktuell nicht ausgelastet. Laut VW fehlen rechnerisch die Auto-Verkäufe für zwei ganze Werke.
Regierungserklärung im Landtag zu Volkswagen
Auch der Niedersächsische Landtag beschäftigt sich heute mit der Krise bei Volkswagen. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) äußert sich in seiner Regierungserklärung zur Zukunft des Autobauers. Das Land Niedersachsen ist Anteilseigner von VW und besitzt 20 Prozent der Stimmrechte. Außerdem hat Niedersachsen Sitze im Aufsichtsrat des Unternehmens. Weil hatte dem NDR Niedersachsen schon Anfang des Monats gesagt, er habe die klare Erwartung, dass VW um Werksschließungen herumkomme.