US-Zölle auf Stahl: Das sind die Auswirkungen auf den Norden
Die von US-Präsident Trump angekündigten Einfuhrzölle von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium sind in Kraft getreten - und die EU kündigt Gegenmaßnahmen an. Was bedeutet das für Unternehmen im Norden?
Stahlhersteller in Norddeutschland befürchten insbesondere indirekte Folgen. Stahlmengen, die nun in den USA nicht mehr wettbewerbsfähig seien, könnten nach Europa umgeleitet werden, sagt André Körner von ArcelorMittal Deutschland. Der Konzern hat unter anderem in Hamburg und Bremen Produktionsstandorte.
Branche: Stahlindustrie in "sehr angespannter Lage"
"Die US-Strafzölle treffen die Stahlindustrie in Europa in einer sehr angespannten Lage", sagte Körner im Gespräch mit NDR Info. Neben einer schwachen Nachfrage und hohen Energiekosten seien vor allem die Importanteile mit etwa 30 Prozent extrem hoch. "Das hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt", so Körner. Aufgrund der US-Zölle könne dieser Anteil in der EU nun weiter zunehmen - und den Markt verschärfen.
Salzgitter AG: Importdruck wird erhöht
Auch die GMH-Gruppe in Georgsmarienhütte (Landkreis Osnabrück) erwartet eher indirekte Auswirkungen der US-Zölle. Der wichtigste Absatzmarkt sei weiter die EU, betonte der Stahlhersteller in einer Mitteilung am Dienstag. Hier werden nach Angaben des Unternehmens mehr als 85 Prozent des Umsatzes gemacht. Auf die USA entfallen demnach fünf Prozent. Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender des Stahlkonzerns Salzgitter AG und Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, hatte bereits im Februar besorgter auf die US-Zoll-Ankündigungen reagiert. "Die Zölle auf Stahl werden zu weiteren Mengenumleitungen nach Europa führen." Dadurch werde der ohnehin bestehende Importdruck durch Überkapazitäten aus China und vielen weiteren Ländern weiter verstärkt, so Groebler.
IWF erwartet nur geringfügige Auswirkungen
Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) geht dagegen eher von geringfügigen Auswirkungen aus. Das IfW sieht durch die möglichen Zölle einen Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes der Europäischen Union bei 0,02 Prozent, wie das Institut am Dienstag mitteilte. "Ganz erheblich ist der wirtschaftliche Schaden, den die USA sich damit selbst zufügen dürften", so die Experten. Stahl und Aluminium machen laut IfW fünf Prozent der EU-Exporte aus. Und "nur ein kleiner Teil" davon gehe in die USA.
Warnung vor möglicher Eskalation
IfW-Forscher Julian Hinz warnt trotz der zunächst überschaubaren Auswirkungen für die EU vor einer möglichen Eskalation. Die Zölle signalisierten "das Potenzial für weitere protektionistische Maßnahmen", erklärte er. "Die EU muss wachsam bleiben" und sich wirtschaftlich und beim Außenhandel breiter aufstellen.
EU kündigt Gegenzölle an
Am Mittwochmorgen hat die EU direkt eine Antwort auf die Stahlzölle angekündigt: Wie die zuständige Europäische Kommission mitteilte, sollen in einem ersten Schritt von April an wieder EU-Extrazölle auf die Einfuhr bestimmter US-Waren wie Whiskey, Motorräder und Boote fällig werden. Gegen Kanada hatte Trump sogar Stahlzölle in Höhe von 50 Prozent angekündigt, dies dann später aber wieder zurückgenommen. Der nördliche Handelspartner sowie Mexiko sehen sich bereits seit Wochen mit US-Strafzöllen konfrontiert.
