Metall- und Elektroindustrie: Tausende Beschäftigte streiken
Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben auch am Mittwoch wieder Beschäftigte im ganzen Norden gestreikt. Die Gespräche in Hannover und Kiel Anfang der Woche waren ergebnislos geblieben.
In Bremen, Hamburg, Nordwestniedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein beteiligten sich am Mittwoch laut IG Metall rund 14.600 Beschäftigte an dem Ausstand. In Niedersachsen sind der Gewerkschaft zufolge in den kommenden Tagen weitere Aktionen geplant. In Bremen soll es in der kommenden Woche am 7. November einen weiteren Aktionstag mit Warnstreiks geben. "Wir können nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag verhandeln, daher werden wir die Warnstreiks nun im ganzen Land ausrollen und die Intensität nochmals spürbar steigern", hatte der Verhandlungsführer der IG Metall in Niedersachsen, Thorsten Gröger, nach der Verhandlungsrunde am Dienstag angekündigt.
Warnstreiks in zahlreichen Betrieben im Norden
In Niedersachsen waren am Mittwoch laut IG Metall mehr als 20 Betriebe von den Streiks betroffen, darunter die Meyer Werft in Papenburg, Thyssenkrupp Marine Systems in Emden, ZF Friedrichshafen AG in Diepholz und Krone in Werlte. In Hamburg waren Warnstreiks unter anderem bei Airbus und TK Elevator geplant, in Mecklenburg-Vorpommern etwa bei der Fertigungstechnik Nord in Gadebusch und Brüggen Fahrzeugwerke in Lübtheen und in Schleswig-Holstein unter anderem bei Fette in Schwarzenbeck und Atlas Elektronik in Wedel. In Bremen wurde unter anderem bei Mercedes Benz, bei der Lloyd-Werft und am Airbus-Standort gestreikt. Mehr als 1.000 Gewerkschaftmitglieder nahmen laut IG Metall an einer Großkundgebung vor dem Airbus-Standort teil.
IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn
In der vergangenen Woche hatte die Arbeitgeberseite ein erstes Angebot erstellt: Sie bietet bei einer Laufzeit von 27 Monaten eine Entgelt-Steigerung um 3,6 Prozent in zwei Stufen. Die erste Stufe von 1,7 Prozent soll im Juli 2025 greifen. Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn für zwölf Monate und 170 Euro im Monat mehr für Auszubildende - und bewertet das Angebot der Arbeitgeberseite als "in der Größenordnung völlig unzureichend". Es setze viel zu spät ein und auch die Laufzeit sei viel zu lang, so IG Metall-Verhandlungsführer Gröger.
Arbeitgeber: Forderungen passen nicht in die Zeit
Von der Arbeitgeberseite hieß es, das Angebot gehöre zu den höchsten, die man in den vergangenen 20 Jahren auf den Tisch gelegt habe. Die Forderungen der Gewerkschaft seien fünf Monate alt und passten nicht mehr in die Zeit. "Wir müssen uns auf ein knochenhartes Winterhalbjahr gefasst machen und dazu passen keine sieben Prozent", betonte Niedersachsenmetall-Chef Volker Schmidt. "Jetzt geht es darum, dass wir uns aufeinander zubewegen und ich hoffe, das geht in den nächsten 14 Tagen vonstatten." Einen neuen Verhandlungstermin gibt es bislang nicht.
Friedenspflicht endete in der Nacht zu Dienstag
Mit dem Ende der Friedenspflicht hatten in der Nacht zu Dienstag im ganzen Norden Warnstreiks und Protestaktionen begonnen. In Niedersachsen versammelten sich vor dem Werk des Batterieherstellers Clarios in Hannover Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Fackeln und Gewerkschaftsfahnen. Auch vor dem Tor des VW-Werks in Osnabrück legten laut IG Metall rund 250 Beschäftigte ihre Arbeit nieder. In Hamburg waren Beschäftigte unter anderem bei Philips Medical Systems und dem Gabelstaplerhersteller Still in den Nachtschichten zum Streik aufgerufen. In Schleswig-Holstein wurde unter anderem bei Krones in Flensburg, bei GKN Driveline in Kiel und beim Kranhersteller Liebherr gestreikt. Rund 2.000 Mitarbeitende der Metall- und Elektroindustrie versammelten sich in Kiel zu einer Kundgebung. In Mecklenburg-Vorpommern waren die ZF Airbag Germany in Laage sowie im Rostocker Überseehafen der Kranbauer Liebherr und der Windkraft-Zulieferer EEW betroffen. "Wir sind sehr zufrieden", kommentierte Gewerkschaftssekretär Armin Zander die Beteiligung.
IG Metall vertritt bundesweit rund 3,9 Millionen Mitglieder
Die IG Metall vertritt deutschlandweit in der Tarifrunde rund 3,9 Millionen Beschäftigte unter anderem im Maschinenbau und der Kfz-Industrie. Allein in Niedersachsen sind 100.000 Beschäftigte betroffen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrages war fälschlicherweise die Rede vom Batteriehersteller Varta in Hannover. Das Unternehmen heißt Clarios und stellt Batterien mit dem Markennamen Varta her. Wir haben den Fehler korrigiert.