Werksschließungen bei Conti: Auch Niedersachsen betroffen
Der Autozulieferer Continental will fünf Werke seiner Sparte ContiTech schließen. Darunter ist das Werk in Stolzenau (Landkreis Nienburg). Die Produktion in Hannover-Vahrenwald soll nach Tschechien überführt werden.
An insgesamt fünf Standorten in Deutschland will der Mutterkonzern Continental die Produktion noch in diesem Jahr einstellen. Das teilte der Konzern aus Hannover am Donnerstag mit. Neben dem Werk im niedersächsischen Stolzenau sind demnach Bad Blankenburg (Thüringen), Moers (Nordrhein-Westfalen) sowie Frohburg und Geithain (Sachsen) betroffen. Insgesamt könnten 580 Arbeitsplätze wegfallen, davon 110 in Stolzenau. Die Produktion im Werk Hannover-Vahrenwald werde voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2026 auslaufen und in das Automotive-Werk Jičín in Tschechien überführt, hieß es. Von der Verlagerung sind 126 Arbeitsplätze betroffen. Zudem soll das Geschäft mit Gummiprodukten für Automobilhersteller am Standort Hamburg verkleinert werden.
Krise in der Autobranche - weniger Nachfrage beim Zulieferer
Die Maßnahmen sind Teil der Abspaltung des Unternehmensbereichs Automotive von Continental. Dieser werde künftig als eigenständiges Unternehmen operieren, hieß es. Demnach reagiere Continental damit auf einen starken und anhaltenden Nachfragerückgang insbesondere in der Automobilwirtschaft. Vorstandsmitglied Philip Nelles sprach am Donnerstag von "schmerzhaften Schritten", die notwendig seien, um das Unternehmen wirtschaftlich zukunftsfähig aufzustellen. Man werde die Maßnahmen so sozialverantwortlich wie möglich gestalten und möglichst vielen Beschäftigten einen Wechsel in andere Unternehmensteile ermöglichen", so Nelles.
Lies: "Maßnahmen sind harter Schlag für Betroffene"
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) bezeichnete die angekündigten Maßnahmen von ContiTech am Donnerstag als harten Schlag für die betroffenen Beschäftigten und ihre Familien. "Die geplante Schließung des Standorts Stolzenau und der Arbeitsplatzabbau in Hannover-Vahrenwald treffen Niedersachsen in einer ohnehin wirtschaftlich herausfordernden Zeit", sagte Lies. Er erwarte jetzt von Continental, dass der Konzern sein Versprechen einhält und den angekündigten Arbeitsplatzabbau sozialverträglich gestaltet. Man werde den Dialog mit Continental und den Arbeitnehmervertretern aktiv begleiten, um tragfähige Lösungen für die Betroffenen zu finden, so Lies.
Gewerkschaft: "Pläne hilflos, destruktiv und demotivierend"
Der Gesamtbetriebsrat Rubber von Continental und die Chemie-Gewerkschaft IGBCE kritisierten am Donnerstag die Pläne des Konzerns. Man sei "zutiefst betroffen und bestürzt", die Zukunft des ContiTech-Standorts Deutschland stehe auf dem Spiel, heißt es in einer Erklärung. Die Entscheidung zur Schließung von Werken sei "hilflos, destruktiv und demotivierend", sagte IGBCE-Konzernbetreuer Michael Linnartz. Jetzt brauche es einen klaren Plan und belastbare Perspektiven für jeden verbleibenden Conti-Standort. Für Belegschaften bedrohter Standorte müsse es zudem sozialverträgliche Lösungen und ein finanziell starkes Auffangnetz geben.
Erst 2024 mehrere Werke geschlossen
ContiTech steckt in der Autozulieferung seit längerem in der Krise und hat Mühe, in dem Geschäft mit Bremsen, Innenausstattung, Sensoren und Elektronik operativ schwarze Zahlen zu schreiben. Stark gestiegener Kostendruck und rückläufige Absatz-Märkte machen dem Unternehmen zu schaffen. Zuletzt hatte ContiTech im März des vergangenen Jahres mehrere Werke schließen müssen, darunter auch Werke in Northeim und Hann. Münden. Bei ContiTech sind nach Unternehmensangaben weltweit etwa 39.000 Mitarbeiter in 37 Ländern und Märkten beschäftigt. In Deutschland verfügt das Unternehmen über 22 Standorte mit insgesamt rund 11.000 Mitarbeitern.