Geplante Aufspaltung bei Continental: Noch viele Fragen offen
Der DAX-Konzern Continental aus Hannover wird wohl deutlich schrumpfen. Aus dem angeschlagenen Automotive-Bereich soll ein eigenes Unternehmen werden. Für Conti könnte das eine Schwächung bedeuten.
Für Hasan Allak, Konzernbetriebsratsvorsitzender von Continental, sind noch viele Fragen offen: Was die Pläne genau für die Arbeitsplätze im Konzern bedeuteten, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar. "Vieles ist noch sehr unkonkret", sagte Allak dem NDR Niedersachsen. Für die betroffene Conti-Sparte Automotive arbeiten weltweit rund 100.000 Beschäftigte, davon mehr als 21.000 in Deutschland. Wird dieser Teil aus dem Konzern herausgelöst, würde sich die Zahl der Mitarbeitenden auf einen Schlag halbieren. Für Betriebsratschef Allak kommen die Pläne nicht überraschend. Bereits die schwachen Ergebnisse der vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass es dringenden Handlungsbedarf gebe.
Auto-Experte: Trennung kann Continental schwächen
Der Automobil-Experte Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Hannover spricht im Zusammenhang mit der Abspaltung von einer "Notbremse". Die Automotive-Sparte habe jahrelang schlechte Renditen eingefahren, als Folge trenne sich der Konzern von dem Bereich. Schwope geht davon aus, dass Continental durch diese Abspaltung geschwächt werden könnte. "20 Milliarden Euro weniger Umsatz bedeutet auch, dass man weniger Verhandlungsmacht in Gesprächen mit Autoherstellern hat", so Schwope im NDR Interview. Für das abgetrennte, neue Autozuliefer-Unternehmen könne die Eigenständigkeit trotzdem der richtige Weg sein, "weil das Unternehmen dann frei agieren kann".
Conti unter "Anpassungsdruck"
Continental begründet die Pläne mit enormen Veränderungen im Automobilmarkt. Man stehe unter "Anpassungsdruck", sagte der Chef der betroffenen Sparte Automotive, Philipp von Hirschheydt, am Montag. Aktuell sei beispielsweise der Markt für Elektrofahrzeuge schwankend; Kunden seien wegen der Diskussion um das Verbrenner-Aus 2035 verunsichert, heißt es von Conti. "Keiner weiß heute, welche Fahrzeuge er in zwei Monaten produziert, weil die Nachfrage nicht klar ist", sagte Vorstandschef Nikolai Setzer. Deshalb müsse die Sparte schneller und anpassungsfähiger werden. Der Vorstand entscheidet voraussichtlich im Herbst in der Sache. Danach müsste im kommenden Jahr die Hauptversammlung den Plänen noch zustimmen. Sollte sie dies tun, könnte die Aufspaltung bis Ende 2025 abgeschlossen sein.
Neue Konzernzentrale in Hannover überdimensioniert?
Unklar ist, wie sich die Pläne auf die neue Unternehmenszentrale in Hannover auswirken werden. Conti hatte den mindestens 100-Millionen-Euro teuren Neubau am Pferdeturm vor einem guten halben Jahr eingeweiht. Nach Unternehmensangaben sind dort 2.400 Menschen beschäftigt - überwiegend für die zwei übrig gebliebenen Konzernbereiche Reifen und ContiTech, aber auch in konzernübergreifenden Funktionen. Die meisten der deutschen Beschäftigten der Automotive-Sparte haben ihren Arbeitsplatz in Regensburg und Frankfurt. Zuletzt hatte Conti rund 7.150 Stellen im Automotive-Bereich zur Disposition gestellt.