Schutz vor Wölfen: Schafzüchter erhalten neue Pauschalprämien
Künftig sollen Weidetierhalter leichter Geld für den Schutz ihrer Tiere vor dem Wolf bekommen. Außerdem erhalten Züchter von Schafen und Ziegen pauschale Summen vom Land Niedersachsen für ihre Arbeit.
"Der Wolf ist wieder heimisch in Niedersachsen und wird es auch bleiben, er wird nicht wieder ausgerottet", sagte Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Für die Weidetierhalter in Niedersachsen soll sich daher die finanzielle Unterstützung des Landes verbessern. Sie solle unbürokratischer gewährt werden, sagte Meyer. In Zusammenarbeit unter anderem mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem Schafzuchtverband Niedersachsen wurden im "Dialogforum Weidetierhaltung und Wolf" am Mittwoch mehrere Maßnahmen vereinbart.
Schafzüchter bekommen Pauschalprämien für die Tiere
Die Schaf- und Ziegenhalter sollen künftig eine Prämie je nach Weidefläche bekommen. 325 Euro pro Hektar und Jahr gibt es für beweidete Deichflächen, 260 Euro für Flächen im Binnenland. Das macht umgerechnet auf ein Tier etwa 40 Euro für Schafe und Ziegen im Binnenland und 50 Euro für Tiere an den Deichen. "Diese Summen umfassen den Unterhalt der Zäune und der Herdenhunde", sagte Umweltminister Meyer. Das Land zahlt die Pauschalförderung nur dann, wenn die Schafzüchter einen wolfsabweisenden Grundschutz vorweisen können. Bisher hatten die Züchter eine Förderung für die Zäune erhalten. Die entsprechenden Anträge für die Prämie können die Tierhalter ab April 2025 stellen - ausgezahlt werden die Beträge dann rückwirkend im kommenden Jahr.
Mehr Hilfen für Rinder- und Pferdezüchter
Auch die Unterstützung für Rinder- und Pferdezüchter soll sich verbessern. Zum einen bekommen sie bei einem Wolfsriss eine Höchstsumme von 10.000 Euro - bislang waren es 5.000 Euro. Gleichzeitig können mehr Rinder- und Pferdehalter bei einem Wolfsriss Geld für höhere Zäune bekommen. Es reicht nun, wenn zwei Risse innerhalb von einem Jahr in einem bestimmten Umkreis erfolgen. Früher sei das deutlich enger begrenzt gewesen, sagte Meyer. Allerdings zahlt das Land nur 80 Prozent der Investitionen in die Zäune. Das Argument des Landes gegen eine volle Erstattung: Es gebe bereits Zäune, die nur höher gebaut werden müssten.
Akzeptanz bei den Schafhaltern
Die Schafhalter sind insgesamt zufrieden mit der neuen Richtlinie. Allerdings hätten sie sich eine Kopfprämie pro Tier gewünscht und keine Förderung, die sich an der beweideten Fläche bemisst. "Wir sind auf einem richtigen Weg die Betriebe zu unterstützen, die jahrelang den Herdenschutz aus eigener Tasche bezahlt haben", sagt Joachim Rehse, der Vorsitzende des Schafzuchtverbands Niedersachsen. "Wir sind aber darauf angewiesen, dass bei einem Wolfsriss eine schnelle Entnahme möglich ist." Dieser Prozess dauere zu lange.
Beschluss der EU: Schutzstatus Wolf gesenkt
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte, dass viele Menschen wenig Verständnis dafür hätten, dass die Absenkung des Schutzstatus des Wolfes so lange dauere. Mit der Änderung der "Berner Konvention" sei diesbezüglich ein Durchbruch erzielt worden. "Es geht also nicht mehr darum, ob der Schutzstatus gesenkt wird, sondern um das Wann und Wie der Regulierung", sagte Weil. Die schwedische EU-Kommissarin für Umwelt, Jessika Roswall, habe ihm zwar keinen konkreten Zeitpunkt für die Änderung des europäischen Rechts sagen können, Weil zweifele aber nicht daran, "dass die Kommission den Weg dorthin beschleunigen will".
Naturschützer sehen weiteren Diskussionsbedarf
Der BUND sagt, dass der Schutz von Nutztieren entscheidend sei für die Akzeptanz des Wolfes in Niedersachsen. Daher begrüßt der BUND die neue Richtlinie, die nun auch die laufenden Kosten für den Herdenschutz fördere. Kritisch sieht der Umweltverband jedoch, dass die Förderung für Rinder- und Pferdezüchter nur 80 Prozent beträgt. "In der weiteren Diskussion sollte geprüft werden, ob eine flexiblere Ausgestaltung, zum Beispiel mit einer stärkeren Berücksichtigung von Altersklassen, sinnvoll wäre, da vor allem Kälber und Fohlen gerissen werden", schreibt der Verband. Auch der NABU-Landesverband Niedersachsen befürwortet die finanzielle Unterstützung für den Mehraufwand beim Herdenschutz. "Allerdings zeigen die Daten, dass die überwiegende Zahl von Nutztierschäden auf ungeschützten Weiden passieren", sagte Sprecher Frederik Eggers. "Daher bleibt es notwendig, dass auf Grundlage der Förderungen alle Akteure die flächendeckende Umsetzung von effektivem Herdenschutz vorantreiben."
Land unterstützt mit 9 Millionen Euro
Die Förderung über die neue Richtlinie könnte nach Überprüfung bei der Europäischen Union in diesem Jahr beantragt werden. Sie würde für fünf Jahre gewährt und im April kommenden Jahres erstmals ausgezahlt. Niedersachsen stellt dafür knapp 9 Millionen Euro bereit. Möglich ist, dass es weiteres Geld über den Bund gibt.
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