Philippi: Bund soll Klinik-Atlas "unverzüglich" offline stellen
Der Klinik-Atlas des Bundes soll im Internet über Leistungen und Qualität der Krankenhäuser informieren. Doch es gibt es massive Kritik. Niedersachsens Gesundheitsminister fordert nun sofortiges Handeln.
"Stellen Sie den Klinik-Atlas offline!" - so lautet ein gemeinsamer Appell von Landesgesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) und der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der Bundes-Klinik-Atlas sei aus politischen Gründen vor der Krankenhausreform "überstürzt umgesetzt worden" und strotze vor Fehlern, kritisierte Philippi am Sonntag.
Philippi: "Klinik-Atlas neu und seriös aufsetzen"
Die Folgen hätten nun Bürgerinnen und Bürger sowie die Kliniken auszubaden, beklagte Niedersachsens Gesundheitsminister. Es sei daher Zeit, den Klinik-Atlas vom Netz zu nehmen. Während die Krankenhausreform weiterverhandelt werde, könne das Portal "in Ruhe neu und seriös aufgesetzt werden", so dass es dann "vernünftig betrieben werden" könne, so Philippi. Niedersachsens Gesundheitsminister hatte bereits im Mai Zweifel am Nutzen des Klinik-Atlas geäußert und dessen Einsatz als "verfrüht" bezeichnet.
NKG kritisiert "eklatante Fehldarstellungen"
Mit deutlichen Worten kritisiert auch NKG-Chef Helge Engelke das staatliche Vergleichsportal für Krankenhäuser. "Dieses Portal macht zusätzliche Arbeit ohne Nutzen, weder für Patientinnen und Patienten noch für die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern", sagte Engelke. Der Klinik-Atlas sei ein Stimmungskiller in den Krankenhäusern, viele Ärzte und Pflegende würden sie durch "eklatante Fehldarstellungen" an den Pranger gestellt fühlen. Darüber hinaus würden Patientinnen und Patienten verunsichert und desorientiert.
Klinik-Atlas seit Mitte Mai online
Der Bundes-Klinik-Atlas war Mitte Mai online gegangen. Er soll die große Krankenhausreform mit grundlegenden Änderungen bei der Finanzierung und einheitlichen Qualitätsvorgaben ergänzen und über Leistungen und Behandlungsqualität der bundesweit rund 1.700 Krankenhäuser informieren. Seit dem Start hat es viel Kritik an dem Angebot gegeben, unter anderem von Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin von der Decken.
DKG: 80 Prozent der Kliniken melden Fehler
In der vergangenen Woche hatte eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ergeben, dass rund 80 Prozent der Kliniken Fehler gemeldet haben. Das Bundesgesundheitsministerium hatte am Mittwoch erklärt, der neue Klinik-Atlas solle online. Man nehme Hinweise ernst, halte aber an dem Angebot fest, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Es handele sich um ein lernendes Projekt.