Bundesweiter Klinik-Atlas: Mehr Transparenz für Patienten
Das Bundesgesundheitsministerium hat den Bundes-Klinik-Atlas online gestellt. Damit sollen Patientinnen und Patienten leichter erkennen können, welches Krankenhaus für welche Behandlung das beste ist.
Bei der offiziellen Vorstellung sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), das neue Verzeichnis biete einen übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel. So soll Bürgerinnen und Bürgern die Auswahl der geeignetsten Klinik erleichtert werden. Beispielsweise kann abgerufen werden, welche Krankenhäuser bestimmte Eingriffe anbieten oder wie oft diese dort durchgeführt werden. Der Atlas informiert auch über die Häufigkeit von Komplikationen und darüber, wie viele Ärzte und Pflegekräfte vor Ort sind. Gezielte Vergleiche zwischen Angeboten in einer Region sollen ebenfalls möglich sein, wie es aus dem Gesundheitsministerium hieß. "Man findet schnell die beste Versorgung", sagte Lauterbach bei der offiziellen Vorstellung des Klinik-Atlas.
Lauterbach hatte mehrmals betont, dass er mehr Transparenz für dringend nötig hält. So werde etwa ein Drittel der Krebspatienten nicht da behandelt, wo optimale Ergebnisse zu erwarten wären. Der Klinik-Atlas ist ein Element der kürzlich verabschiedeten Krankenhausreform. Aufbereitet werden die Daten für den Atlas vom Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen, das beim Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen angesiedelt ist. Der Atlas sei "unabhängig und objektiv", sagte IQTIG-Leiter Claus-Dieter Heidecke.
65 Leistungsgruppen ab Oktober
In einem weiteren Schritt sollen ab Oktober die rund 1.700 Krankenhäuser in Deutschland nach 65 Leistungsgruppen aufgeschlüsselt dargestellt werden. Die Leistungsgruppen sollen Klinik-Behandlungen genauer beschreiben und Versorgungsstufen festlegen. Die Einteilung der Kliniken nach Leistungsgruppen wird von den Bundesländern kritisiert. Sie befürchten, dass der Bund über die Einstufung und Veröffentlichung dieser Informationen Kompetenzen bei der Krankenhausplanung an sich zieht. Die Krankenhausplanung ist aber Ländersache.
Kritik aus Niedersachsen
Nach Einschätzung von Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) kann der Klinik-Atlas zu mehr Transparenz beitragen. Allerdings hält er dessen Start für verfrüht. Es sei problematisch, dass der Atlas auf bisher noch gar nicht eingeführten Leistungsgruppen basiere. "Die Zuweisung der Leistungsgruppen wird bei einer möglichen Umsetzung der Krankenhausreform erst ab dem Jahr 2025 durch die Bundesländer erfolgen", sagte Philippi. Der Atlas arbeite also mit Indikatoren, die noch nicht in Kraft gesetzt sind.
Nur ein weiterer Atlas?
Der Klinik-Atlas ist nicht die einzige Übersicht deutscher Krankenhäuser. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hatte kürzlich ihren eigenen Transparenzatlas präsentiert. Der Transparenzatlas informiert ebenfalls über Leistungen, Fallzahlen, Betten und Personal, aber vergleicht Kliniken nicht direkt miteinander. Auch der AOK-Bundesverband betreibt eine Klinik-Datenbank mit aktuellen Fall- und Qualitätsdaten.
Lob von Krankenkassen
Der Vize-Chef des AOK-Bundesverbandes, Jens Martin Hoyer, sieht dennoch Lauterbachs Klinik-Atlas positiv. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er, der Start des Bundes-Klinik-Atlasses sei ein richtiger und wichtiger Schritt zur Ergänzung der bisherigen, freiwilligen Informationsangebote der Krankenkassen.
Marburger Bund SH: Stärken werden nicht transparent gemacht
Der Vorsitzende des Marburger Bundes in Schleswig- Holstein, Michael Wessendorf, begrüßte zwar die Initiative, für mehr Transparenz in der Krankenhauslandschaft zu sorgen. Aber: "Im neuen Klinikatlas sind lediglich bestehende Datenbänke mit ihren Stärken und Schwächen in einer großen Datenbank zusammengeführt worden, ohne die Stärken transparenter zu machen und die Schwächen abzustellen. Insofern stellt sich die Frage nach dem Mehrwehrt für Patientinnen und Patienten."