Eine Tafel vor einem Gebäude zeigt ein Werbeplakat für den Bundes-Klinik-Atlas mit einer Deutschlandkarte. © dpa Foto: Soeren Stache
Eine Tafel vor einem Gebäude zeigt ein Werbeplakat für den Bundes-Klinik-Atlas mit einer Deutschlandkarte. © dpa Foto: Soeren Stache
Eine Tafel vor einem Gebäude zeigt ein Werbeplakat für den Bundes-Klinik-Atlas mit einer Deutschlandkarte. © dpa Foto: Soeren Stache
AUDIO: Experte: "Der Atlas spornt die Kliniken zu mehr Qualität an" (6 Min)

Bundesweiter Klinik-Atlas: Mehr Transparenz für Patienten

Stand: 17.05.2024 17:39 Uhr

Das Bundesgesundheitsministerium hat den Bundes-Klinik-Atlas online gestellt. Damit sollen Patientinnen und Patienten leichter erkennen können, welches Krankenhaus für welche Behandlung das beste ist.

Bei der offiziellen Vorstellung sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), das neue Verzeichnis biete einen übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel. So soll Bürgerinnen und Bürgern die Auswahl der geeignetsten Klinik erleichtert werden. Beispielsweise kann abgerufen werden, welche Krankenhäuser bestimmte Eingriffe anbieten oder wie oft diese dort durchgeführt werden. Der Atlas informiert auch über die Häufigkeit von Komplikationen und darüber, wie viele Ärzte und Pflegekräfte vor Ort sind. Gezielte Vergleiche zwischen Angeboten in einer Region sollen ebenfalls möglich sein, wie es aus dem Gesundheitsministerium hieß. "Man findet schnell die beste Versorgung", sagte Lauterbach bei der offiziellen Vorstellung des Klinik-Atlas.

Weitere Informationen
Ein Patient wird in Narkose versetzt. © colourbox Foto: Kzenon

FAQ: Was kann mein Krankenhaus?

Das Verzeichnis des Bundesgesundheitsministeriums vergleicht Krankenhäuser. Was bietet das Portal - und was ist umstritten? Mehr dazu bei tagesschau.de extern

Lauterbach hatte mehrmals betont, dass er mehr Transparenz für dringend nötig hält. So werde etwa ein Drittel der Krebspatienten nicht da behandelt, wo optimale Ergebnisse zu erwarten wären. Der Klinik-Atlas ist ein Element der kürzlich verabschiedeten Krankenhausreform. Aufbereitet werden die Daten für den Atlas vom Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen, das beim Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen angesiedelt ist. Der Atlas sei "unabhängig und objektiv", sagte IQTIG-Leiter Claus-Dieter Heidecke.

65 Leistungsgruppen ab Oktober

In einem weiteren Schritt sollen ab Oktober die rund 1.700 Krankenhäuser in Deutschland nach 65 Leistungsgruppen aufgeschlüsselt dargestellt werden. Die Leistungsgruppen sollen Klinik-Behandlungen genauer beschreiben und Versorgungsstufen festlegen. Die Einteilung der Kliniken nach Leistungsgruppen wird von den Bundesländern kritisiert. Sie befürchten, dass der Bund über die Einstufung und Veröffentlichung dieser Informationen Kompetenzen bei der Krankenhausplanung an sich zieht. Die Krankenhausplanung ist aber Ländersache.

Kritik aus Niedersachsen

Nach Einschätzung von Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) kann der Klinik-Atlas zu mehr Transparenz beitragen. Allerdings hält er dessen Start für verfrüht. Es sei problematisch, dass der Atlas auf bisher noch gar nicht eingeführten Leistungsgruppen basiere. "Die Zuweisung der Leistungsgruppen wird bei einer möglichen Umsetzung der Krankenhausreform erst ab dem Jahr 2025 durch die Bundesländer erfolgen", sagte Philippi. Der Atlas arbeite also mit Indikatoren, die noch nicht in Kraft gesetzt sind.

Nur ein weiterer Atlas?

Der Klinik-Atlas ist nicht die einzige Übersicht deutscher Krankenhäuser. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hatte kürzlich ihren eigenen Transparenzatlas präsentiert. Der Transparenzatlas informiert ebenfalls über Leistungen, Fallzahlen, Betten und Personal, aber vergleicht Kliniken nicht direkt miteinander. Auch der AOK-Bundesverband betreibt eine Klinik-Datenbank mit aktuellen Fall- und Qualitätsdaten.

Lob von Krankenkassen

Der Vize-Chef des AOK-Bundesverbandes, Jens Martin Hoyer, sieht dennoch Lauterbachs Klinik-Atlas positiv. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er, der Start des Bundes-Klinik-Atlasses sei ein richtiger und wichtiger Schritt zur Ergänzung der bisherigen, freiwilligen Informationsangebote der Krankenkassen.

Marburger Bund SH: Stärken werden nicht transparent gemacht

Der Vorsitzende des Marburger Bundes in Schleswig- Holstein, Michael Wessendorf, begrüßte zwar die Initiative, für mehr Transparenz in der Krankenhauslandschaft zu sorgen. Aber: "Im neuen Klinikatlas sind lediglich bestehende Datenbänke mit ihren Stärken und Schwächen in einer großen Datenbank zusammengeführt worden, ohne die Stärken transparenter zu machen und die Schwächen abzustellen. Insofern stellt sich die Frage nach dem Mehrwehrt für Patientinnen und Patienten."

Weitere Informationen
Vera Wolfskämpf, Mitarbeiterin des MDR, steht im Portraitbild und lächelt in die Kamera. Im Hintergrund ist unscharf eine Fensterfassade zu sehen. © mdr.de Foto: Karten Möbius
3 Min

Kommentar zur Krankenhausreform: Keine Zeit mehr verlieren

Im Moment könnten sich Patienten nicht darauf verlassen, in einem Krankenhaus die beste Behandlung zu bekommen. Die Reform müsse schnell kommen, meint Vera Wolfskämpf. 3 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 17.05.2024 | 13:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Gesundheitsvorsorge

Gesundheitspolitik

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau schaut auf einen Monitor mit dem Schriftzug "#NDRfragt" (Montage) © Colourbox

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M.) übergibt Christian Lindner (r./FDP) Entlassungsurkunde als Finanzminister. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schaut zu. © dpa bildfunk Foto: Christoph Soeder

Nach Ampel-Aus - Nord-Politiker uneins über die Zukunft im Bund

Während die SPD-Länderchefs Weil, Schwesig und Tschentscher das Vorgehen des Kanzlers unterstützen, fordert SH-Ministerpräsident Günther schnelle Neuwahlen. mehr