Zwei Frauen klatschen auf der Demonstration gegen Rechtsruck in Hannover einem Redner. © dpa-Bildfunk Foto: Moritz Frankenberg

"Omas gegen Rechts": 24.000 Menschen bei Demo in Hannover

Stand: 08.02.2025 16:43 Uhr

Mehrere Zehntausend Menschen gehen landesweit gegen einen "Rechtsruck" in Politik und Gesellschaft auf die Straße. In Hannover sind 24.000 Menschen gegen einen Rechtsruck auf die Straße gegangen.

Am Mittag zogen Tausende vom Hauptbahnhof über den Kröpcke zum Opernplatz. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der bis Januar 2023 Innenminister von Niedersachsen war, sagte auf der Kundgebung am Opernplatz: "Was letzte Woche im Bundestag passiert ist, ist ein Tabubruch. Die Tür nach rechts außen muss geschlossen bleiben." Pistorius, der bei der Bundestagswahl in Hannover für die SPD kandidiert, forderte, jeden Tag für die Demokratie einzutreten. So etwas dürfe nicht auf Samstage beschränkt bleiben. Das, was im Bundestag geschehen ist, werde "in den ostdeutschen Bundesländern von den Landesverbänden der Union als Freifahrtschein, als Aufforderung verstanden", ein bisschen mehr mit der AfD zusammenzuarbeiten, so der Verteidigungsminister.

Hannover: Polizisten schützen einen Wahlkampfstand der AfD. © NDR Foto: Wolfgang Kurtz
An einem AfD-Wahlkampfstand trennt die Polizei Demonstranten und AfD-Wahlhelfer.
Demonstranten umstellen AfD-Wahlkampfstand

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration seien alle der "bürgerlichen Mitte" zuzurechnen gewesen und hätten für einen friedlichen Ablauf des Protestzuges zwischen Kröpcke und Opernplatz gesorgt, sagte die Polizei. Einen Vorfall gab es allerdings. Am Kröpcke, auf der Route des Demonstrationszuges, hatte die AfD am Mittag einen Wahlkampfstand aufgebaut. Mehrere Dutzend Demonstranten umstellten den Stand und skandierten "Nazis raus" und "Haut ab". Einsatzkräfte der Polizei schoben sich zwischen beide Gruppen. Schließlich packten die AfD-Leute ihren Stand unter Applaus zusammen. "Omas gegen Rechts" hatten zu der Menschenkette und anschließender Kundgebung aufgerufen. Die Veranstalter sprachen von rund 24.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und beriefen sich dabei auf Zahlen der Polizei.

Holocaust-Überlebender demonstriert mit Hunderten in Leer

Leer: Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg (99) nimmt zusammen mit dem Mannheimer Fotograf Luigi Toscano (Mitte, r) an der Demonstration gegen Rechtsextremismus und für Demokratie teil. © dpa-Bildfunk Foto: Lars Penning
Luigi Toscano (links) und der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg auf der Demonstration gegen Rechtsextremismus in Leer.

In der ostfriesischen Kreisstadt Leer gingen bei einer Kundgebung mehrere Hundert Menschen auf die Straße. Unter ihnen waren Albrecht Weinberg, Überlebender mehrerer Konzentrationslager, und der Mannheimer Fotograf Luigi Tosca, der unter anderem die Schicksale von Holocaust-Überlebenden dokumentiert hat. Beide hatten kürzlich angekündigt, ihre Bundesverdienstkreuze an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zurückgeben zu wollen, nachdem die CDU/CSU mit Stimmen der AfD einen Bundestagsantrag zur Migrationspolitikdurchgebracht hatte. Es sei ihm wichtig gewesen, zusammen mit seinem Freund Toscano in Leer zu demonstrieren und ein Zeichen zu setzen, sagte Weinberg. Er sei froh, dass sich so viele Menschen versammelt hätten. Aufgerufen zu der Demonstration mit dem Motto "Wir sind die Brandmauer!“ hatte das Leeraner Bündnis für Demokratie und Vielfalt. Den Veranstaltern zufolge nahmen rund 1.800 Personen an der Demonstration teil.

Demokratie laut "Omas gegen Rechts" in Gefahr

Der Aktionstag findet vor dem Hintergrund der anstehenden Bundestagswahl am 23. Februar statt. "Nie war die Gefahr so groß, dass unsere demokratischen Errungenschaften und damit die Basis unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens durch neue Mehrheitsverhältnisse im Bundestag in Gefahr geraten", heißt es in dem Aufruf von "Omas gegen Rechts".

VIDEO: Ausgeladen: Keine Rede von CDU und FDP bei "Omas gegen Rechts" (4 Min)

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 08.02.2025 | 12:00 Uhr

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Rechtsextremismus

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