Niedersachsen will Millionen für Artenschutz lockermachen
Zahlreiche Arten in Niedersachsen sind nach neuen Erkenntnissen vom Aussterben bedroht. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) betonte mit Blick auf deren Schutz: "Wir haben keine Zeit zu verlieren."
Die Bestände an Insekten und Wiesenvögeln gingen teils um bis zu 80 Prozent zurück. "Die Geschwindigkeit der Aussterberate von Arten und die Lebensraumzerstörung war nie größer und ist in weiten Teilen menschengemacht." Mehr als sechs Millionen Euro stünden noch dieses Jahr für den Artenschutz zusätzlich zur Verfügung, sagte Meyer am Montag. 2,5 Millionen Euro steuert das Land Niedersachsen bei, 3,7 Millionen Euro kommen vom Bund.
Artenschutz-Programme sollen Luchs, Kiebitz und Feldhamster helfen
Zunächst erfassen Fachbehörden, Umweltverbände und Wissenschaft möglichst umfangreiche Daten der bedrohten Arten. Damit sollen bis 2026 zwölf "Rote Listen" aktualisiert werden - zunächst für Wildbienen, Schmetterlinge, Amphibien, Reptilien, Fledermäuse, Säugetiere, Heuschrecken sowie für Fische, Rundmäuler und Großkrebse. Die Listen für Libellen und Brutvögel wurden demnach bereits in den vergangenen Jahren aktualisiert. Außerdem sollen für hochgradig gefährdete Arten wie Luchs, Kiebitz, Feldhamster und auch die Orchideen-Art Frauenschuh spezielle Artenschutz-Programme entstehen.
NABU: Artenschutz muss Vorrang vor Nutzungsinteressen haben
Olaf von Drachenfels vom Naturschutzbund (NABU) Niedersachsen erinnerte daran, dass eine dauerhafte Personal- und Finanzausstattung wichtig sei: "Wenn mit entsprechenden Mitteln geltendes Recht konsequent umgesetzt werden würde, wären wir einen großen Schritt weiter - auch um neben Arten deren Lebensräume zu schützen." Die Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Susanne Gerstner, sagte: "Die Biodiversitätskrise ist neben der Klimakrise die zweite globale Herausforderung." Natur- und Artenschutz müssten "absoluten Vorrang haben vor Nutzungsinteressen". Konkret fordert sie mehr Schutz für Lebensräume wie etwa Moor- und Heidegebiete.