NDR Sommerinterview: Wichmann will CDU bis 2027 "halbieren"
Im NDR Sommerinterview beantwortet AfD-Fraktionschef Klaus Wichmann Fragen zur Situation in Kindertagesstätten, der Wirtschaftspolitik in Niedersachsen und AfD-Mann Björn Höcke.
Der NDR Niedersachsen lädt die Spitzenpolitiker im Landtag zum Sommerinterview. Martina Thorausch, Leiterin der Redaktion Landespolitik, hat AfD-Fraktionschef Klaus Wichmann zum Gespräch im Landesfunkhaus getroffen.
Wichmann sieht künftige Zusammenarbeit mit CDU
Klaus Wichmann gibt sich selbstbewusst. Bei der Europawahl hat die AfD zugelegt und für die Landtagswahl 2027 rechnet er mit mehr Stimmen als bisher und einer neuen Ausgangslage für eine mögliche Koalition mit anderen Parteien, auch wenn diese bisher jegliche Zusammenarbeit mit der AfD klar ablehnen. "Die CDU steht irgendwann vor der Wahl und wird dann ihr konservatives Herz entdecken müssen", sagt Wichmann. Sonst werde die AfD die CDU halbieren.
Kitas "Behelfslösung" bei Kinderbetreuung
Mit Blick auf die Situation in Kindertagesstätten betont Wichmann, dass die AfD eine Betreuung von Kleinkindern im Elternhaus befürworte: "Wir glauben nach wie vor, dass es die beste Variante ist, dass Kinder in den ersten drei Jahren zuhause begleitet werden." Kitas seien lediglich "eine Behelfslösung", solange es Eltern gebe, die acht Stunden arbeiten müssen. Auch den geplanten Ganztagsunterricht in Grundschulen sieht die AfD kritisch: "Die beste Lösung ist, man hat vormittags Schule und danach schulfrei", sagt Wichmann.
Fachkräftemangel: Deutsche Auswanderer zurückgewinnen
In dem Interview geht es auch um Wirtschaftspolitik. Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels will Wichmann den Blick auf eine Gruppe lenken, die bisher nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht. "Wir müssen sehen, dass 260.000 Deutsche pro Jahr auswandern. Das sind nicht mehr die Landlosen und Armen wie im 19. Jahrhundert, sondern Ärzte und Unternehmer. Wir müssen uns überlegen, wie wir diese Menschen halten oder sogar wieder zurückgewinnen", sagt Wichmann. Zur Einordnung: Bundesweit gibt es laut Statistischem Bundesamt mehr als 700.000 offene Stellen.
Kritik von Wirtschaftsverbänden und VW
Zur Kritik von Wirtschaftsverbänden und Volkswagen an der Politik der AfD sagt Wichmann: "Wenn wir erst mal an der Regierung sind, dann werden sich diese Probleme von selbst erledigen. Dann wird auch die VW-Führung ein Interesse daran haben, mit uns ein gutes Verhältnis zu pflegen, ist doch klar."
Keine Distanzierung zu Björn Höcke
Nachgefragt zur Haltung gegenüber dem umstrittenen Thüringer Fraktionschef, Björn Höcke, will sich Wichmann nicht positionieren. Höcke ist erst kürzlich zu Geldstrafen verurteilt worden, weil er NS-Parolen genutzt hatte. Wichmann sagt dazu: "Mein Stil ist es nicht, von daher wüsste ich jetzt nicht, warum ich mich dazu positiv oder negativ äußern soll."