"Mehr Tschakka!" - Was die Wirtschaft von der Politik fordert
Industrie und Dienstleister fühlen sich von der Politik ausgebremst. Vor der Bundestagswahl 2025 fordern sie mehr "Tschakka!". Das wollen die Parteien in Niedersachsen ändern.
Wer Firmen-Chef Marc Wille fragt, was die Wirtschaft braucht, bekommt diese Antwort: "Wir brauchen mehr Tschakka!". Was der Wolfsburger Unternehmer meint, ist: Mehr Motivation und mehr Freiheit. Dafür weniger Bürokratie und weniger Zaudern. In seiner Firma Cubos entwickeln, programmieren und montieren etwa 100 Mitarbeiter Wallboxen für Elektroautos. Für Wille ist es wichtig, dass die Politik die Elektromobilität unterstützt. Einen Schlingerkurs könne man sich nicht leisten. "Wenn wir uns darauf konzentrieren," betont Wille, "sollten wir das auch durchziehen. Dahinter stecken zu viele Arbeitsplätze."
Industrie für Innovations-Anschub
Cubos geht jetzt technisch neue Wege. Neben klassischen Wallboxen setzt Marc Wille auch auf das bidirektionale Laden. Das bedeutet: An seinen neuen Wallboxen können E-Autos nicht nur laden, sondern den Strom auch wieder abgeben. Das Auto wird so zum rollenden Batteriespeicher. Wenn ein E-Auto seine Batterieladung in der heimischen Garage ans Haus überträgt, rechnet Wille vor, kann das Haus etwa zehn Tage mit Strom versorgt werden. Der Unternehmer wünscht sich, dass die Politik solche Innovationen stärker fördert. Ansonsten könne Deutschland von der Konkurrenz aus China und den USA überholt werden.
Wahlthema Elektromobilität: Von Tempo bis Sofortstopp
Beim Thema Elektromobilität gehen die Meinungen der Parteien weit auseinander.
Die Pläne der SPD
Die SPD will den Absatz von Elektroautos vor allem mit Hilfe von steuerlichen Anreizen ankurbeln. Der Ausbau von Ladesäulen soll schneller gehen. Ziel sind laut Wahlprogramm "Schnellladesäulen auf jedem Supermarktparkplatz und an jeder Tankstelle".
Die Pläne der CDU
Die CDU hält den Kurs der Elektromobilität für zu einseitig. Das von der EU beschlossene Neuzulassungsverbot für Verbrenner ab 2035 müsse rückgängig gemacht werden. Die Partei steht laut Wahlprogramm für Technologieoffenheit, nennt unter anderem E-Fuels als Alternative. Ladesäulen für E-Autos sollen laut CDU "angemessen" ausgebaut werden.
Die Pläne der Grünen
Die Grünen halten das Verbrenner-Aus ab 2035 für richtig. Sie wollen den Hochlauf der Elektromobilität durch gezielte Förderung für die Ladeinfrastruktur voranbringen. Außerdem soll es "sozial ausgewogene Kauf- und Leasinganreize" für E-Autos geben.
Die Pläne der FDP
Die FDP setzt sich für die "umgehende Aufhebung" des Verbrenner-Neuzulassungsverbots ab 2035 ein. Elektromobilität soll laut Wahlprogramm der FDP bei Regulatorik, Förderung und Besteuerung mit anderen klimaneutralen Kraftstoffen und Wasserstoff gleichgesetzt werden.
Die Pläne der AfD
Aus Sicht der AfD ist die "einseitige Bevorzugung von Elektromobilität sofort zu stoppen". Auch die Finanzierung von Ladeinfrastruktur aus öffentlichen Mitteln will die AfD beenden.
Die Pläne der Linken
Die Linke will, dass die öffentliche Hand "Vorreiter für die Elektromobilität" wird. Das Auslaufen des Verbrenners ab 2035 hält die Partei für richtig. Die Linke setzt auf sozial gestaffelte Förderangebote für E-Autos, zum Beispiel für Pendler mit geringem Einkommen oder Pflegedienste.
Die Pläne des BSW
Das BSW fordert die Rücknahme des Verbrenner-Verbots ab 2035. In Regionen mit wenig öffentlichem Nahverkehr will das Bündnis verbrauchsarme Fahrzeuge mit Kaufprämien fördern - das gilt für E-Autos und Verbrenner.
Die Themen bei Dienstleistung und Handwerk
In "Manuela's Hair-Salon" in Neustadt am Rübenberge ist Politik in den Kundengesprächen täglich ein Thema. Friseurmeisterin Manuela Wegner wünscht sich von den Parteien unter anderem ein schärferes Vorgehen gegen Schwarzarbeit. In ihrem Salon müsse sie Löhne und Nebenkosten zahlen. "Ein Schwarzarbeiter hat das nicht und kann ganz andere Preise machen", kritisiert Wegner. Was sie außerdem bremst, ist die zunehmende Bürokratie. Die Chefin muss beispielsweise Reinigungsmittel und Elektrogeräte dokumentieren und einen Brandschutzbeauftragten einsetzen. Im Alltag, sagt sie, sei das kaum noch darstellbar.
Wahlthema Schwarzarbeit und Bürokratie: Alle haben Pläne
Grundsätzlich wollen alle Parteien gegen Schwarzarbeit vorgehen. Die Ansätze unterscheiden sich aber. Überflüssige Bürokratie wollen laut Wahlprogramm grundsätzlich alle Parteien abschaffen.
Die Pläne der SPD
Die SPD will Umsatzsteuerbetrug in bargeldintensiven Branchen "weiter zurückdrängen". Dafür soll eine Behörde gegen Steuerhinterziehung und Finanzkriminalität entstehen.
Die Pläne der CDU
Die CDU will einen vollständigen Datenaustausch zwischen den Sozial-, Finanz-, Sicherheits- und Ausländerbehörden. Die Zoll-Einheit Finanzkontrolle Schwarzarbeit soll gestärkt werden, um gegen illegale Beschäftigung vorzugehen.
Die Pläne der Grünen
Die Grünen haben vor, in Branchen, die von Schwarzarbeit betroffen sind, eine digitale und manipulationssichere Erfassung der Arbeitszeit einzuführen.
Die Pläne der FDP
Die FDP will schlagkräftige Strukturen zur Bekämpfung von Finanzkriminalität aufbauen. Außerdem soll der Zoll gestärkt werden, insbesondere die Zollämter vor Ort.
Die Pläne der AfD
Die AfD spricht in ihrem Wahlprogramm davon, dass ein Drittel der Bürgergeldempfänger schwarzarbeitet. Darum will die Partei eine grundlegende Reform des Bürgergeldes angehen.
Die Pläne der Linken
Die Linke nennt im Wahlprogramm keine konkreten Pläne zur Bekämpfung von Schwarzarbeit.
Die Pläne des BSW
Der BSW will Schwarzarbeit durch mehr Kontrollen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit beim Zoll unterbinden.
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