Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsen, neben seinem Dienstwagen. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Landesregierung bekommt schlechtes Zeugnis für Dienstwagen

Stand: 08.07.2024 14:44 Uhr

Nur zwei Minister der rot-grünen Landesregierung fahren Elektro. Die Deutsche Umwelthilfe zeigt Niedersachsen deshalb die rote Karte. Die Flotte stoße insgesamt zu viel CO2 aus.

von Hilke Janssen und Amelia Wischnewski

Niedersachsens Musterschüler in Sachen Dienstwagen sind Umweltminister Christian Meyer und Finanzminister Heere, beide von den Grünen. Sie sind die einzigen beiden Minister, die ein reines Elektroauto fahren. Die Fahrten seien nun ruhiger, sagt Heere. Es sei es ein "gutes Gefühl für die ökologische Seele, dass man keinen Diesel mehr fährt", so Heere. Von den übrigen Ministerinnen und Ministern im niedersächsischen Kabinett fahren fünf hybride Modelle. Vier Kabinettsmitglieder haben sich für reine Verbrenner entschieden.

Vom besten zum schlechtesten CO2-Ausstoß - Diese Dienstwagen fahren die niedersächsischen Minister

  • Umweltminister Christian Meyer (Grüne): Audi Q8, Elektro, realer CO2-Ausstoß 82 Gramm pro Kilometer
  • Finanzminister Gerald Heere (Grüne): Audi Q8, Elektro, realer CO2-Ausstoß 104 Gramm pro Kilometer
  • Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne): Audi A6, Diesel, realer CO2-Ausstoß 144 Gramm pro Kilometer
  • Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD): Audi A8, Hybrid, realer CO2-Ausstoß 196 Gramm pro Kilometer
  • Sozialminister Andreas Philippi (SPD): Audi A8, Diesel, realer CO2-Ausstoß 196 Gramm pro Kilometer
  • Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD): Audi A8, realer CO2-Ausstoß 200 Gramm pro Kilometer
  • Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD): Audi A8, Hybrid, realer CO2-Ausstoß 205 Gramm pro Kilometer
  • Ministerpräsident Stephan Weil (SPD): Audi A8 Hybrid, realer CO2-Ausstoß 205 Gramm pro Kilometer
  • Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne): Audi A8 Hybrid, realer CO2-Ausstoß 205 Gramm pro Kilometer
  • Europaministerin Wiebke Osigus (SPD): Audi Diesel, realer CO2-Ausstoß 259 Gramm pro Kilometer
  • Innenministerin Daniela Behrens (SPD): keine Angabe, da sondergeschütztes Fahrzeug

Elektroautos oft zu unpraktisch

Für viele Ministerinnen und Minister sind Elektro-Autos noch nicht alltagstauglich. Beispiel Wiebke Osigus, SPD-Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten. Sie landet mit ihrem Audi A8 Diesel auf dem letzten Platz der Umwelthilfe-Liste. Aus ihrem Ministerium heißt es, Osigus habe zwischenzeitlich versucht, auf ein Elektro-Auto umzustellen. Aber: Wegen der vielen Fahrten nach Berlin und Brüssel und der engen Zeitpläne sei das nicht praktikabel gewesen. Insgesamt bilanziert die Landesregierung ernüchtert: Zurzeit gebe es weder genügend Schnell-Ladesäulen, noch könnten die Autohersteller bestellte E-Fahrzeuge immer pünktlich liefern.

Niedersachsen im letzten Drittel

Niedersachsen landet im Länder-Ranking auf Platz 12. Schlechter sind nur Thüringen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern. Dass in Niedersachsen nur zwei Minister vollelektrisch unterwegs sind, sei "zu wenig", sagt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz im NDR Interview. "Wenn man umsteigen kann, habe ich wenig Verständnis, dass man das nicht tut." Grundsätzlich hat sich Niedersachsen sich verpflichtet, besser zu werden. Bis 2030, so eine Regierungssprecherin, wolle das Land alle Dienstwagen gegen Fahrzeuge mit "sauberen Alternativen" austauschen. Man sei "zuversichtlich, dass das gelingen wird".

Dienstwagen im Länder-Check

  • Platz 1 Hamburg: 126 (Durchschnittlicher realer CO2-Ausstoß in Gramm pro Kilometer)
  • Platz 2 Baden-Württemberg: 132
  • Platz 3 Brandenburg: 140
  • Platz 4 Berlin: 142
  • Platz 5 Saarland: 145
  • Platz 6 Bremen:153
  • Platz 7 Sachsen: 155
  • Platz 8 Rheinland-Pfalz: 168
  • Platz 9 Schleswig-Holstein:170
  • Platz 10 Bayern: 171
  • Platz 11 Hessen: 175
  • Platz 12 Niedersachsen:181
  • Platz 13 Thüringen: 184
  • Platz 14 Sachsen-Anhalt: 192
  • Platz 15 Nordrhein-Westfalen: 202
  • Platz 16 Mecklenburg-Vorpommern: 204

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