Gegen Übergewicht bei Kindern: Ärztekammer fordert Zuckersteuer
Die Ärztekammer Niedersachsen fordert von der neuen Bundesregierung, die Gesundheit von jungen Menschen stärker zu schützen. Helfen könnte ihrer Ansicht nach eine Steuer auf zuckerhaltige Lebensmittel.
Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland sind Studien zufolge übergewichtig und bewegen sich nicht genug. Deshalb spricht sich die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) für eine neue Steuer aus. "Eine Zuckersteuer ist eine sinnvolle Maßnahme, um den Zuckerkonsum von Kindern zu senken", sagte Thomas Buck, Kinderarzt und Vorstandsmitglied der Ärztekammer, am Dienstag in Hannover. Mit der Steuer auf zuckerhaltige Lebensmittel könne die neue Bundesregierung die Weichen für einen besseren Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen stellen.
Grünen befürworten Steuer auf zuckerhaltige Lebensmittel
Das niedersächsische Gesundheitsministerium sagte auf Anfrage von NDR Niedersachsen, man wisse nicht, ob die Steuer bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin eine Rolle spiele. Die Grünen im Niedersächsischen Landtag finden die Idee einer Zuckersteuer gut. "Eine starke Zucker-Lobby und die FDP in der Ampel-Regierung haben Vorstöße von uns Grünen für eine Zuckersteuer immer wieder erfolgreich torpediert", so der zuständige Sprecher Christian Schroeder. Weltweit machten Staaten seit vielen Jahren gute Erfahrungen mit einer Zuckersteuer. Die niedersächsische CDU, die in verschiedenen Verhandlungsgruppen sitzt, äußerte sich bislang nicht.
Zuckerrübenanbauer sprechen von "abgedroschenen Argumenten"
Der Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer hält wenig vom Vorstoß der ÄKN. Verbandsgeschäftsführer Heinrich-Hubertus Helmke sprach von "abgedroschenen Argumenten" und sagte, er nehme die Forderung nicht besonders ernst. Die Kammer fordere die Steuer nicht zum ersten Mal, so Helmke. Zucker sei nicht per se gesundheitsschädlich. Es komme auf die Dosis an.
Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden an Übergewicht
Die ÄKN beruft sich bei ihrer Forderung auf Zahlen des Robert Koch-Instituts. Demzufolge sind in Deutschland 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig. Durch Übergewicht steige das Risiko für Begleiterkrankungen - zum Beispiel Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas, so die ÄKN. Weil der Konsum von Zucker und Übergewicht in bildungsfernen Bevölkerungsgruppen besonders hoch sei, müsse es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe angesehen werden, eine gesunde Lebensführung zu fördern. Deshalb sei eine gemeinsame Strategie von Bund, Ländern, Kommunen und weiteren Akteuren erforderlich.
Ärztekammer: Prävention ist "Investition in die Zukunft"
Präventionsarbeit, um Kinder schon früh an einen gesunden Lebensstil zu gewöhnen, könne nicht früh genug beginnen, sagte Buck. "Aus ungesunden Kindern werden ungesunde Erwachsene." Vielerorts ist das Gesundheitssystem nach Angaben der ÄKN bereits heute überlastet. Auch deshalb sei es eine Investition in die Zukunft, die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern, hieß es. In Großbritannien zeigt eine Steuer auf gesüßte Getränke beispielsweise Wirkung: Studien zufolge sank seit ihrer Einführung sowohl der Zuckergehalt in Softdrinks - als auch das Übergewicht unter Kindern.
