Klette-Prozess in Celle: Überfall auf Geldtransporter im Fokus
War es versuchter Mord? Im Prozess gegen die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette in Celle geht es auch heute um den Überfall auf einen Geldtransporter. Die Aussage des Beifahrers soll vorgelesen werden.
Da der Beifahrer inzwischen gestorben ist, will das Gericht seine Aussage vorlesen. Außerdem soll im Prozess ein Polizeibeamter vernommen werden und ein Video des Geldtransporter-Überfalls gezeigt werden. Damit soll zur Aufklärung der Tat in Stuhr nahe Bremen im Juni 2015 beitragen werden, wie das Gericht ankündigte. Damals fielen Schüsse. Die Staatsanwaltschaft wertet die Tat als versuchten Mord. Daniela Klette wird vor dem Landgericht Verden vorgeworfen, ihr Leben im Untergrund mit Raubüberfällen finanziert zu haben, die sie zusammen mit ihren mutmaßlichen Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub verübt haben soll.
Geldtransporter-Fahrer: "Habe in Mündungsloch geguckt"
Am Dienstag hatte ein erstes Opfer des Überfalls ausgesagt. Auf den Fahrer des Geldtransporters wurde 2015 geschossen. Der heute 63 Jahre alte Mann schilderte den Überfall vor dem Oberlandesgericht Celle ruhig. Drei Maskierte hätten ihn im Juni vor rund zehn Jahren in Stuhr-Brinkum bedroht. "Ich habe nur gebetet, dass die Scheiben die Kugeln abhalten", sagte der Fahrer im Prozess am Dienstag. "Ich habe wirklich direkt in ein Mündungsloch geguckt." Der 63-Jährige, der im Verfahren Nebenkläger ist, hatte Todesangst, wie er auf Nachfrage vor Gericht aussagte. Die Tat habe sein Leben verändert. Identifizieren konnte er keinen der mutmaßlichen Täter - also auch nicht Daniela Klette.
Klette-Prozess: Opfer nach Überfall traumatisiert
Die Täter hatten laut Anklage mit einem Gewehr auf die gepanzerte Scheibe des Fahrzeugs geschossen. Eine Kugel durchschlug die Scheibe und blieb in der Rückenlehne des Fahrersitzes stecken. "Mein Mandant war im Anschluss an die Tat sehr traumatisiert", erklärte Rechtsanwalt Steffen Hörning noch vor Prozessbeginn. "Er hat lang gebraucht, um Schritt für Schritt wieder in das normale Leben zurückzufinden." Wie Hörning am Dienstag vor Gericht sagte, war der 63-Jährige nach dem Überfall monatelang arbeitsunfähig, wurde in einer Klinik und in der Reha behandelt. Die angeklagte Daniela Klette hörte dem Zeugen am Dienstag aufmerksam zu und sah ihn direkt an.
Schwere Vorwürfe gegen Daniela Klette vor Gericht
Der erste Prozesstag am Oberlandesgericht Celle hatte erhebliches Aufsehen erregt: Daniela Klette verlas persönlich eine Erklärung und ihre Verteidiger kritisierten den gesamten Prozess als politisch motiviert. Die heute 66-Jährige war mehr als 30 Jahre untergetaucht und wurde im Februar 2024 festgenommen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor.
Klette, Staub und Garweg sollen Millionen erbeutet haben
Gemeinsam mit Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg, nach denen weiter gefahndet wird, soll Klette insgesamt 13 Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein verübt haben - den Ermittlungen zufolge bewaffnet. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hat das Trio in Kauf genommen, Menschen bei den Überfällen tödlich zu verletzen. Insgesamt sollen die drei früheren RAF-Mitglieder 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Gruppe damit ihr Leben im Untergrund finanziert hat.
