Warnstreiks in sozialen Berufen: Tausende nehmen teil
Beschäftigte von Kitas, der Jugendhilfe und weiteren Bereichen der Sozialarbeit haben am Freitag die Arbeit niedergelegt. Laut ver.di beteiligten sich in Niedersachsen und Bremen rund 7.000 Menschen an dem Ausstand.
Im Fokus des Warnstreiks standen der Gewerkschaft zufolge Berufe, in denen der Anteil von Frauen besonders hoch ist. Damit sollte auch auf den Equal Pay Day aufmerksam gemacht werden, der auf die ungleichen Löhne von Männern und Frauen mit gleicher Qualifikation hinweist. Betroffen waren demnach unter anderem die Städte Hannover, Braunschweig, Lüneburg und Göttingen sowie die Kommunen in den Landkreisen Lüneburg, Harburg, Hildesheim, Hameln-Pyrmont, Nienburg, Stade und Rotenburg. Laut ver.di führten die Warnstreiks zu deutlichen Einschränkungen insbesondere in den Kindertagesstätten.
2.000 Beschäftigte demonstrieren in Hannover
In Hannover blieben alle städtischen Kitas sowie das Familienservicebüro in der Joachimstraße geschlossen. Im Raum Wolfenbüttel, Wolfsburg, Braunschweig und dem Nordkreis Gifhorn legte etwa ein Drittel bis die Hälfte des Kita-Personals für den ganzen Tag die Arbeit nieder. Auch an Kliniken in der Region Hannover wurde der Warnstreik am Freitag fortgesetzt. Hinzu kamen laut ver.di Kliniken in Braunschweig, Wolfsburg und Lüneburg. Dort wurden teilweise keine Operationen vorgenommen. Eine Notfallversorgung wurde aber gesichert. In mehreren niedersächsischen Städten gab es zudem Kundgebungen, so etwa in Lüneburg, Braunschweig und Göttingen. In Hannover gingen laut ver.di 2.000 Beschäftigte aus dem Sozial- und Erziehungsdienst auf die Straßen.
Ver.di kündigt weitere Warnstreiks an
Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle bezeichnete den Streiktag am Freitagabend als "erfolgreich" und als "deutliches Signal für mehr Lohngerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen in den sozialen (Frauen-) Berufen im öffentlichen Dienst". Gleichzeitig kündigte die Gewerkschaft bereits weitere Warnstreiks am 13. und 14. März an. Dann sollen unter anderem Schleusen und Wasserkreuzungen im Bezirk Hannover-Heide-Weser bestreikt werden. Zudem sind die Beschäftigten der Abfallentsorgung in Hannover, Celle, Uelzen, Hildesheim und Hameln-Pyrmont sowie bei der Braunschweiger Verkehrsgesellschaft und der Stadtbus Goslar zum Warnstreik aufgerufen. Bereits an kommendem Montag soll es einen Warnstreik an elf Flughäfen in Deutschland geben, darunter auch Hamburg, Hannover und Bremen.
Hunderte Beschäftigte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen im Ausstand
Bereits am Donnerstag hatten in Niedersachsen Hunderte Beschäftigte in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und bei Rettungsdiensten für einen Warnstreik die Arbeit niedergelegt. In Hannover kamen laut ver.di 500 Menschen zu einer Kundgebung zusammen, in Lüneburg versammelten sich 100 Teilnehmende. In Oldenburg demonstrierten nach Informationen von NDR Niedersachsen rund 1.500 Beschäftigte. Wie erwartet worden war, sei es zu Einschränkungen im Krankenhausbetrieb gekommen. Notfälle seien aber versorgt worden, so die Gewerkschaft. Von dem Ausstand waren demnach die kommunalen Krankenhäuser in Osnabrück, Oldenburg, Lüneburg, Buchholz und Winsen (Landkreis Harburg), Verden, Achim (Landkreis Verden), Diepholz, Osterholz und das Klinikum Region Hannover betroffen.
Warnstreik kurz vor dritter Verhandlungsrunde für Tarifvertrag
Die Gewerkschaften wollen mit den Warnstreiks vor der dritten Verhandlungsrunde in Potsdam am 14. März den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Es sei respektlos, nach monatelangem Vorlauf "die eigenen Beschäftigten nur mit Sprüchen abzuspeisen", sagte ver.di-Geschäftsführer Sebastian Wertmüller. Michael Bosse-Arbogast, Hauptgeschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Niedersachsen, hatte die Warnstreik-Ankündigung am Montag als "unverhältnismäßig" kritisiert. Die Forderungen der Gewerkschaften seien überzogen und würden die kommunalen Arbeitgeber überfordern. Die Beschäftigten fordern im aktuellen Tarifkonflikt von Bund und Kommunen acht Prozent mehr Lohn oder mindestens 350 Euro mehr pro Monat sowie drei zusätzliche freie Tage und höhere Zuschläge für Arbeit zu belastenden und ungünstigen Zeiten. Für Krankenhauspersonal fordert ver.di unter anderem bezahlte Pausen in Wechselschichten. Die wöchentliche Höchstarbeitszeit des kommunalen Rettungsdienstes soll von 48 auf 42 Stunden reduziert werden.
Dienstag bereits Warnstreiks im öffentlichen Dienst
Ver.di und die Kommunalgewerkschaft Komba hatten bereits am Dienstag ihre Mitglieder in mehreren niedersächsischen Städten dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Betroffen waren unter anderem die Bereiche Entsorgung, Verwaltung, Jobcenter, Kitas und die kommunale Gebäudereinigung. In Hannover versammelten sich bei einer Kundgebung in der Innenstadt nach Angaben der Polizei etwa 250 Demonstrierende. In Göttingen beteiligten sich laut ver.di 300 Menschen am Warnstreik. In Peine und Salzgitter legten etwa 500 Beschäftigte ihre Arbeit nieder, wie eine ver.di-Sprecherin mitteilte. Weitere Aktionen gab es in Lüneburg, Buchholz (Landkreis Harburg), Laatzen (Region Hannover) und Region Harz mit der Stadt Langelsheim (Landkreis Goslar).
