Bundesweiter Ärztestreik: Auch Kliniken in Niedersachsen betroffen
Der Marburger Bund hat am Montag bundesweit Ärztinnen und Ärzte in Universitätskliniken zu einem Warnstreik aufgerufen. In Niedersachsen waren die Kliniken in Göttingen (UMG) und Hannover (MHH) betroffen.
Am Montagmittag demonstrierten rund 300 Medizinerinnen und Mediziner in Göttingen. Als Protestzug zogen sie vom Bahnhof zum Marktplatz. Das teilte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund mit. Die Stadt hatte im Vorfeld mit etwa 1.000 Demonstrierenden gerechnet. Aufgrund des bundesweiten Streiks sollte es laut Marburger Bund Niedersachsen zu Einschränkungen in den betroffenen Kliniken kommen. Auch in Schleswig-Holstein legten Medizinerinnen und Mediziner an den beiden Standorten des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel und Lübeck ihre Arbeit nieder. In Mecklenburg-Vorpommern waren Ärztinnen und Ärzte an den Unikliniken in Rostock und Greifswald zu sogenannten Streikfrühstücks aufgerufen.
Hochqualifizierte Ärzte nicht weiter "vergraulen"
Bundesweit hatte der Marburger Bund die Ärztinnen und Ärzte an 23 Uni-Kliniken zum Streik aufgerufen. "Unsere Mitglieder in den Uni-Kliniken haben die längsten Wochenarbeitszeiten, den höchsten Anteil an Patienten in der Maximalversorgung und müssen zusätzlich noch Forschung und Lehre gewährleisten", kritisiert Andreas Botzlar, zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes. Sollten die Länder in Sachen Gehalt und Arbeitsbedingungen zu keinen "substanziellen Verbesserungen" bereit sein, würden sie sich, so Botzlar, ins eigene Fleisch schneiden. "Das ganze System der Uni-Kliniken und auch der selbstgewählte Anspruch, Spitzenmedizin zu repräsentieren, steht und fällt schließlich mit hochqualifizierten Ärztinnen und Ärzten, die man für diese Tätigkeit gewinnen muss und nicht länger vergraulen darf", betonte der Vorsitzende.
Vierte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis
Der Tarifvertrag der Uni-Medizinerinnen und -mediziner gilt für 20.000 Ärztinnen und Ärzte bundesweit. Ihr Tarifpartner ist die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TDL). Der Ärzteverband hatte zuletzt am 22. und 23. Februar mit der TDL verhandelt - jedoch ohne Ergebnis, wie es hieß. Die Ärztegewerkschaft fordert 12,5 Prozent mehr Gehalt bezogen auf ein Jahr sowie höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. Außerdem sollen die Regelungen zur Schicht- und Wechselschichtarbeit neu gestaltet werden. "Alle unsere Versuche, eine Einigung zu erzielen, sind an der mangelnden Kompromissfähigkeit der Länder gescheitert", kritisierte Botzlar. "Das nehmen wir nicht länger hin und werden nun den Druck entsprechend erhöhen". An einem Warnstreik am 30. Januar beteiligten sich bereits Tausende Medizinerinnen und Mediziner.