Bundesweiter Ärztestreik: UKSH-Mediziner ziehen vor Ministerium

Stand: 11.03.2024 16:01 Uhr

Weil sie mehr Gehalt und höhere Zuschläge haben wollen, haben viele Ärzte am Montag nicht gearbeitet. Nach Angaben des Marburger Bundes sind die Unikliniken das Schlusslicht bei den Ärztegehältern.

In Kiel sind am Montagvormittag Hunderte UKSH-Mediziner in einem Protestzug vom Campus Kiel bis vor das Finanzministerium gezogen. Die Forderung: 12,5 Prozent mehr Gehalt und höhere Zuschläge - zum Beispiel für Nachtarbeit oder an Wochenenden und Feiertagen für rund 2.000 Mediziner an den Standorten in Kiel und Lübeck. Außerdem sollen die Arbeitgeber für weniger Schicht- und Wechselschichtarbeit sorgen.

Wessendorf: Ins System investieren

"Wenn das Ziel der Tarifgemeinschaft deutscher Länder tatsächlich ist, dass die Universitätskliniken als attraktive und zeitgemäße Arbeitgeber wahrgenommen werden sollen, bei denen Ärztinnen und Ärzte gerne arbeiten, dann muss sie mehr in das System investieren", sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes Schleswig-Holstein, Michael Wessendorf.

Dreifachbelastung am UKSH

Ein Schild mit der Aufschrift "Heute: Warnstreik!" steht vor dem Eingang des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. © NDR Foto: Tyadina Lahmann
Etwa 2.000 Mediziner sind an den Standorten Kiel und Lübeck zum Streik aufgerufen.

Hintergrund des Warnstreiks sind die Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Der Marburger Bund fordert nach eigenen Angaben grundlegende Verbesserungen der Tarif- und Arbeitssituation, unter anderem 12,5 Prozent mehr Gehalt und höhere Zuschläge für die Nachtarbeit. Denn trotz einer Dreifachbelastung aus Krankenversorgung, Forschung und Lehre sowie der im Vergleich zu anderen Krankenhausträgern längsten Wochenarbeitszeiten seien die Unikliniken das Schlusslicht bei den Ärztegehältern.

Nicht aufschiebbare Operationen vom Streik ausgenommen

Die Patientenversorgung sei während des Protestages aber sichergestellt, heißt es. Alle bereits stationär aufgenommenen Patienten werden nach Angaben der Gewerkschaft weiter behandelt. Von den Streikmaßnahmen ausgeschlossen seien auch alle nicht aufschiebbaren Operationen und Therapien.

Heinold: Akzeptable Lösung für alle finden

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Ärzte streiken in Göttingen . © NDR Foto: Benedikt Bathe

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Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) sagte, sie setze darauf, dass die Beteiligten in der kommenden Verhandlungsrunde Ende März eine für beide Seiten akzeptable Lösung finden. "Unser Ziel ist es weiterhin, dass die Universitätskliniken als attraktive und zeitgemäße Arbeitgeber wahrgenommen werden, bei denen die Menschen gerne arbeiten." Die Herausforderung bei den Verhandlungen mit dem Marburger Bund sei es, dass das Land auch die Gehaltsentwicklung für die übrigen 850.000 Beschäftigten der Länder berücksichtigen müsste. "Wir wissen um den arbeitszeitbereinigten Abstand zu den kommunalen Kliniken von derzeit rund 4,6 Prozent, der ab April 2024 auf rund 8,8 Prozent anwächst. Wir haben deshalb immer betont, dass sich unsere Wertschätzung für die Ärztinnen und Ärzte auch in Geld ausdrücken muss und wird", so Heinold weiter.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 11.03.2024 | 12:00 Uhr

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