Bundestagswahl: SPD verliert zweistellig in Niedersachsen

Stand: 24.02.2025 09:42 Uhr

Bei der Bundestagswahl 2025 hat die CDU auch in Niedersachsen die meisten Stimmen erhalten. Die größten Zuwächse verzeichnet die AfD. Die SPD rutscht dagegen ab und verliert zweistellig.

"Das ist für die SPD eine ganz schwere Niederlage", räumte Ministerpräsident Stephan Weil am Sonntagabend ein. Seine Partei hat im Stammland Niedersachsen laut vorläufigem Ergebnis nur 23,0 Prozent erreicht - das sind 10,1 Prozentpunkte weniger als bei der Bundestagswahl 2021. Die CDU legte um 3,9 Prozentpunkte auf jetzt 28,1 Prozent zu. Drittstärkste Partei ist in Niedersachsen die AfD: Sie kommt auf 17,8 Prozent und legte damit um 10,4 Prozentpunkte zu. Die Grünen verlieren 4,6 Prozent und kommen landesweit auf rund 11,5 Prozent. Die Linke verbessert sich auf 8,1 Prozent. Das BSW bleibt auch in Niedersachsen hinter den eigenen Erwartungen zurück und kann lediglich 3,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Die FDP büßt 6,4 Prozent ein und erreicht nur noch 4,1 Prozent. Wie der NDR am Sonntagabend erfuhr, wollen die Jungen Liberalen in Niedersachsen am Montag den Rücktritt der gesamten Parteiführung fordern. 

So hat Niedersachsen abgestimmt

Sehr hohe Wahlbeteiligung - örtlich zu wenige Stimmzettel

Gegenüber der Bundestagswahl im Jahr 2021 haben 2025 ähnlich dem Bundestrend auch in Niedersachsen deutlich mehr Menschen ihre Stimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung lag laut Landeswahlleiter Markus Steinmetz bei 83,4 Prozent und damit deutlich höher als vier Jahre zuvor (74,7 Prozent im Jahr 2021). In der Folge - und wegen falsch gedruckter Stimmzettel - waren am Sonntag mancherorts die Stimmzettel knapp geworden. Laut Landeswahlleiter war das etwa in Salzgitter der Fall. Dort hätten in einigen Wahllokalen wohl zu wenig Stimmzettel gelegen, weswegen nicht alle Wahlberechtigten bis 18 Uhr wählen konnten. Erst gegen 19.30 Uhr seien dort die Stimmabgaben beendet worden, so Steinmetz. Zu wenige Stimmzettel gab es demnach zeitweise auch in Göttingen und in mehreren Orten bei Norden (Landkreis Aurich). In Niedersachsen waren etwas mehr als sechs Millionen Bürgerinnen und Bürger berechtigt, ihre Stimmen zur Bundestagswahl 2025 abzugeben.

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Klingbeil setzt sich in seinem Wahlkreis durch

Unter den direkt gewählten Abgeordneten ist auch SPD-Chef Lars Klingbeil. Als Direktkandidat im Wahlkreis Rotenburg I - Heidekreis setzte sich Klingbeil mit 42,1 Prozent der Erststimmen klar gegen die CDU-Kandidatin Vivian Tauschwitz (27,3 Prozent) durch. Trotz der Wahlniederlage der Sozialdemokraten geht Klingbeils Aufstieg wohl weiter: Er soll in Personalunion neuer Fraktionschef der SPD im Bundestag werden.

Erfolge für Pistorius, Heil und Miersch

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Ebenfalls in ihren Wahlkreisen durchgesetzt haben sich Verteidigungsminister Boris Pistorius, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und SPD-Generalsekretär Matthias Miersch. Pistorius erhielt als SPD-Direktkandidat im Wahlkreis Hannover-Stadt II 36,2 Prozent der Erststimmen. Heil kam im Wahlkreis Gifhorn-Peine auf 33,9 Prozent der Erststimmen - er gewann damit seit 1998 durchgängig seinen Wahlkreis. Eng wurde es für SPD-Generalsekretär Matthias Miersch: Er kam im Wahlkreis Hannover-Land II auf 31,8 Prozent der Stimmen und siegte damit nur knapp vor dem CDU-Kandidaten Tilman Kuban (30,0 Prozent). Miersch hatte den Wahlkreis seit 2005 bereits fünf Mal gewonnen.

Achtungserfolg für Heidi Reichinnek

Mit großem Vorsprung setzte sich Silvia Breher für die CDU im Wahlkreis Cloppenburg-Vechta durch. Die stellvertretende Parteivorsitzende der Union erhielt 45,8 Prozent der Erststimmen und landete damit klar vor AfD-Kandidat Sven Sager (20,6 Prozent). Einen Achtungserfolg erzielte Heidi Reichinnek in Osnabrück: Der Spitzenkandidatin der Linken für die Bundestagswahl gelang mit 11,8 Prozent ein zweistelliges Erststimmen-Ergebnis. 2021 hatte die Linke in Osnabrück gerade mal 3,2 Prozent erreicht. Im Bundestag wird Reichinnek als Abgeordnete dabei sein - sie zieht über die Landesliste ihrer Partei ein. Gewonnen im Wahlkreis Osnabrück hat Mathias Middelberg (CDU). Er kam auf 29,7 Prozent der Erststimmen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 24.02.2025 | 09:00 Uhr

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