Alarmierender Anstieg von Depressionen bei Jugendlichen

Stand: 27.12.2024 15:30 Uhr

Innerhalb von fünf Jahren ist die Zahl der an einer Depression leidenden Mädchen und Jungen in Niedersachsen um fast ein Drittel gestiegen. Das belegen neue Zahlen der Krankenkasse Barmer.

von Sophie Mühlmann

Die größte Steigerungen innerhalb eines Jahres könne man mit Beginn der Corona-Pandemie von 2020 auf 2021 beobachten, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Niedersachsen. Die Ursachen sind offenbar ein Mix aus verschiedenen Faktoren. Klar ist: Der Druck auf die Jugendlichen wächst immer mehr.

Vielschichtige Ursachen

Corona sei nur einer von vielen Faktoren, sagt Sander. "Junge Menschen stehen in unserer heutigen Gesellschaft häufig unter Druck, sowohl in der Schule, in der Ausbildung oder im Studium, aber auch im privaten Umfeld. Die Erwartung, erfolgreich, leistungsfähig und glücklich zu sein, kann für Überforderung sorgen." Die sozialen Medien machten alles noch schlimmer: Sie vermittelten ein unrealistisches und verzerrtes Bild von Schönheit und Erfolg, erklärt Sander - und das steigere den Druck weiter.

Rat und Nothilfe bei Suizidgedanken

Bei Suizidgefahr: Notruf 112
Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (Tel.: 0800/111-0-111) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: Tel.: 0800/111-0-333 oder 116 111; wochentags von 14 bis 20 Uhr)

Auf den Seiten der Deutschen Depressionshilfe sind Listen mit regionalen Krisendiensten und mit Kliniken zu finden. Zudem gibt es viele Tipps für Betroffene und Angehörige.

Über www.telefonseelsorge.de ist eine Online-Beratung möglich.

Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen bietet die Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: www.suizidprophylaxe.de.

In der deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige, um die Situation und die Versorgung Depressiver zu verbessern. Sie bieten Depressiven ein E-Mail-Beratung als Orientierungshilfe an.
Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

Anstieg um 28 Prozent seit 2018

Die Entwicklung sei tatsächlich alarmierend: Nach Zahlen des Instituts für Gesundheitssystemforschung der Krankenkasse Barmer (bifg) wurde im Jahr 2018 in Niedersachsen bei rund 36.000 jungen Menschen zwischen fünf und 24 Jahren eine depressive Episode dokumentiert. Im vergangenen Jahr waren es etwa 46.000 Betroffene. Das entspricht einem Zuwachs von rund 28 Prozent. Besonders betroffen sind laut Barmer-Analyse Mädchen und junge Frauen. Zwischen 2018 und 2023 stieg die Zahl der ärztlich dokumentierten Depressionen bei weiblichen Betroffen in Niedersachsen von etwa 24.000 auf rund 32.000.

Depression wird weniger stigmatisiert

Die Zunahme dokumentierter Depressionen sei auch damit zu erklären, dass die Krankheit zunehmend weniger stigmatisiert sei, erklärt das Gesundheitsministerium - im Gegensatz zu Suchtkrankheiten oder Schizophrenie. Dies führe dazu, dass schneller medizinische Hilfe gesucht und die Krankheit damit in Statistiken erfasst werde.

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Frühe Warnzeichen erkennen

Dennoch ist das Ministerium besorgt und spricht von einem Ursachen-Mix: Auch die vielfältigen Krisen und Konflikte in der Welt führten dazu, dass das seelische Wohlbefinden bei jungen Menschen leide. Es sei deshalb wichtig, erste Anzeichen psychischer Belastungen bei sich selbst und anderen Menschen zu erkennen und den Betroffenen schnell Hilfe zukommen zu lassen. Deutschland verfüge über ein gut ausgestattetes psychiatrisch-psychosomatisch-psychotherapeutisches Versorgungssystem, so das Ministerium. Trotzdem: Der Bedarf ist oft zu groß. Das Hilfesystem ist überlastet und längst nicht alle Betroffenen bekommen auch einen Therapieplatz.

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Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 27.12.2024 | 18:00 Uhr

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