Abschied vom Diesel: Land will auf Akkuzüge umstellen
Akkubetriebene Züge sollen auf Niedersachsens Schienen in den kommenden Jahren nach und nach die Dieselzüge ersetzen. Das kündigte Verkehrsminister Olaf Lies am Mittwoch an.
Von 2029 an sollen in Niedersachsen 102 Akku-Züge fahren, wie der SPD-Politiker sagte. Sie können an der Oberleitung aufgeladen werden oder - wenn die Strecken noch nicht elektrifiziert sind - an geplanten Ladeinseln halten. Neben dem CO2-freien, elektrischen Antrieb sollen die neuen Züge deutlich länger sein und so mehr Platz für Fahrgäste bieten. "Damit schaffen wir die Voraussetzung für steigende Fahrgastzahlen", sagte Lies. Die neuen Züge sollen außerdem erstmals Türen haben, die sich für zwei verschiedene Bahnsteighöhen eignen. So können mobilitätseingeschränkte Menschen selbstständig ein- und aussteigen. Und: In den Akkuzügen soll es künftig mehr Platz für Fahrräder geben.
Knapp die Hälfte der Strecken noch nicht elektrifiziert
Damit die neuen Akkuzüge während der Fahrt laden können, braucht es auf den Strecken Strom. Der aber fehlt noch auf knapp der Hälfte der Verbindungen. 53 Prozent der Strecken in Niedersachsen seien elektrifiziert, sagte die Geschäftsführerin der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG), Carmen Schwabl. Damit liege Niedersachsen acht Prozentpunkte hinter dem Bundesdurchschnitt. Die folgende Karte zeigt, welche Strecken elektrifiziert sind und welche nicht. Darunter sind auch reine Güterzugstrecken.
Erste Akkuzüge sollen am Heidekreuz fahren
Die LNVG schreibt das Projekt jetzt aus. Ab 2029 sollen die ersten Strecken rund um das Heidekreuz ganz ohne Dieselzüge auskommen. Dort fahren etwa Züge von Bremen über Soltau nach Uelzen und von Hamburg-Harburg über Buchholz weiter nach Hannover. Für alle Akkuzüge rechnet Verkehrsminister Lies mit Kosten von etwa einer Milliarde Euro. Allerdings konnte er noch nicht sagen, welchen Anteil das Land und welchen der Bund übernimmt. Vorreiter ist Niedersachsen bei Akkuzügen übrigens nicht: Mecklenburg-Vorpommern war schneller.
Dieselzüge sollen bis 2037 ausgemustert werden
Aktuell fahren noch mehr als 100 Dieselzüge in Niedersachsen, wie Schwabl sagte. Nicht alle seien gleich alt. Manche seien mehr als 20 Jahre alt, andere wiederum keine zehn. "Diese jüngeren Dieselfahrzeuge haben eine bessere Umweltbilanz und erhalten die geplanten Komplett-Modernisierungen. Auch die Übergangslösungen bringen also schon Verbesserungen für Fahrgäste und Umwelt", sagte Schwabl. Dem Verkehrsministerium zufolge sollen bis 2037 die letzten Dieselfahrzeuge von der Strecke gehen. Damit wolle man zur Klimaneutralität beitragen.
So viele Dieselzüge haben die Verkehrsanbieter nach eigenen Angaben
- Erixx: 28 Dieselzüge
- Nordwestbahn: 69 Dieselzüge
- Start Niedersachsen Mitte: 42 Dieselzüge
- Züge von Metronom und Enno fahren bereits komplett elektrisch
CDU: Verkehrssektor größte Baustelle zur Erreichung der Klimaziele
"Das Zeitalter der Dieselfahrzeuge auf Niedersachsens Schienen geht dem Ende entgegen", sagte der Grünen-Verkehrspolitiker Stephan Christ. "Angesichts der nach wie vor viel zu hohen CO2-Emissionen im Verkehrssektor ist das eine sehr gute Nachricht." CDU-Verkehrspolitiker Marcel Scharrelmann sagte, Investitionen in einen CO2-neutralen Schienenpersonenverkehr seien grundsätzlich richtig. Der Verkehrssektor sei die größte Baustelle zur Erreichung der Klimaziele. Scharrelmann kritisierte aber die noch ungeklärte Kostenteilung zwischen Land und Bund.