Wie steht es um die kleinen Krankenhäuser in MV?
Die Warnow-Klinik musste Insolvenz anmelden, für die Boddenkliniken in Ribnitz-Damgarten übernimmt der Landkreis Vorpommern-Rügen eine Bürgschaft, das Krankenhaus in Teterow blickt skeptisch auf die Krankenhausreform.
Krankenhäuser kämpfen mit steigenden Kosten - vor allem die kleineren Kliniken im ländlichen Raum. Wie drastisch die Situation in manchen Häusern ist, zeigt die Insolvenz der Warnow-Klinik in Bützow vergangenen Juli. Im November hat sich mit der Curiates-Gruppe ein neuer Träger gefunden. Bützows Bürgermeister Christian Grüschow (parteilos) nennt es "einen bedeutenden Schritt für den Erhalt der Klinik". Die Curiates-Gruppe mit Sitz in Güstrow betreibt mehrere medizinische Versorgungszentren im Land: in Rostock, Greifswald, Loitz, Kritzmow und Dummerstorf.
Schwierige Situation auch in Ribnitz-Damgarten
Die Boddenkliniken in Ribnitz-Damgarten haben mit rund 25.000 Patienten im Jahr stabile Zahlen, trotzdem werde die Finanzierungslücke zwischen den Einnahmen, die das Krankenhaus von den Krankenkassen bekommt, und den Ausgaben wie gestiegenen Personal- und Sachkosten, immer größer, so Geschäftsführer Gunnar Bölke. Ein weiteres Problem sei fehlendes Personal. Sandra Okla, die leitende Ärztin der Notaufnahme, sagt: "Die Situation im Krankenhaus ist angespannt. Es ist schon längere Zeit so, dass wir alle mehr oder weniger an der Belastungsgrenze arbeiten."
Landkreis bürgt für Bodden-Kliniken
Um die Klinik vor der Insolvenz zu schützen, übernimmt der Landkreis Vorpommern-Rügen als einziger Gesellschafter eine Bürgschaft in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro. Das hatte der Kreistag im vergangenen Dezember beschlossen. Damit für alle klar sei, dass die Klinik nicht in Frage gestellt wird, so Landrat Kerth (parteilos). "Die Boddenklinik wird auf jeden Fall geschützt davor, dass sie in die Insolvenz geht, aber man muss ganz klar sagen, diese Möglichkeiten sind endlich."
Weg von der Fallpauschale?
Die Bundesregierung will das Krankenhaussystem revolutionieren und plant eine Reform. Eines der Hauptziele: Krankenhäuser sollen finanzielle Sicherheit bekommen und nicht abwägen müssen, ob sich eine Behandlung für sie lohnt. Noch kriegen Kliniken für jede Behandlung einen bestimmten Geldbetrag - die sogenannte Fallpauschale. Diese Vergütung nach Fallpauschalen ist nach Betreiber-Angaben ein Grund für die Insolvenz der Warnow-Klinik gewesen. Zukünftig soll es auch eine Vorhaltefinanzierung geben - sprich: Geld dafür, dass Krankenhäuser Personal und Technik bereithalten.
Kompetenzen bündeln - aber wer darf was behandeln?
Außerdem ist geplant, dass Krankenhäuser nur die Leistungen anbieten, bei denen sie festgelegte Mindestvoraussetzungen erfüllen. Auch eine Einteilung in verschiedene Level steht im Raum: von der Basisversorgung bis hin zu komplexen Eingriffen, die dann zum Beispiel die Unikliniken durchführen. Die Kompetenzen sollen zentralisiert werden, um so die Qualität der Behandlungen zu verbessern. Allerdings darf dann nicht mehr jedes Haus jede Behandlung durchführen. Im Krankenhaus in Teterow geht der Ärztliche Direktor, Professor Alexander Riad, anhand des Eckpunktepapiers zur Krankenhausreform im schlimmsten Fall davon aus, "dass dieser Standort [...] tatsächlich akut gefährdet ist. Weil viele Leistungen, die wir jetzt erbringen nachweislich mit guter Qualität, in Zukunft laut diesem vorliegenden Papier nicht mehr kostendeckend finanziert werden."
Ungewissheit führt zu Problemen
Konkret beschlossen ist noch nichts. Genau das führt aber schon jetzt zu Problemen, wie Gunnar Bölke, der Geschäftsführer der Bodden-Kliniken, erklärt: "Viele wissen nicht bei kleineren Krankenhäusern, was darf das Krankenhaus in Zukunft noch leisten, was darf es nicht mehr leisten? Wo werden die Leistungen eingeschränkt, wo werden die Leistungen zentralisiert? Und das sorgt dafür, dass manche Stellen eben unbesetzt bleiben." Bölke wünscht sich eine zügige politische Lösung. Er spricht von einem Schwebezustand, der beendet werden müsse. Laut Bölke stehen die Krankenhäuser zu einer Reform.
Umsetzung der Reform
In den kommenden beiden Jahren sollen die Kliniken in Leistungsgruppen eingeteilt und die Krankenhausreform somit umgesetzt werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht davon aus, dass Krankenhäuser, die für die Versorgung wichtig sind - unabhängig von der Größe - nicht insolvent gehen werden, sobald die Krankenhausreform umgesetzt ist.