Weltzugvogeltag: Vogelberingung auf der Greifswalder Oie
Der 11. Mai ist Weltzugvogeltag. Auf der Greifswalder Oie werden rund 600 Vögel am Tag beringt. Ehrenamtliche Naturschützer kümmern sich um die Tiere.
Drei junge Naturschützer der Biologischen Station vom Verein Jordsand beginnen ihre Runde auf der Greifswalder Oie kurz vor Sonnenaufgang. Sie sind unterwegs zu den Auffangnetzen. So werden die Vögel eingefangen. Sie werden in der Dämmerung aktiv, flattern los und landen in den Netzen. Leona Frieboese greift vorsichtig ins Netz und zieht einen Gartenrotschwanz zu sich an den Körper. "Das ist ein Männchen, das erkennt man am Gefieder und der hellen Zeichnung am Kopf", sagt sie und lässt das kleine Tier in einen Beutel gleiten. So bekommen die Vögel keinen Stress und können kurze Zeit später beringt werden.
Bis zu 600 Exemplare werden täglich beringt
Im Beringungszimmer ist es ruhig. Jonas nimmt einen bräunlich schimmernden Vogel aus dem Beutel. Dann umfassen die Backen der Zange den Aluminiumring am Bein des Vogels und drücken zu. Mit dem Ring bekommt der Vogel eine Nummer im Archiv. Es werden bis zu 600 Exemplare täglich beringt. "So, nimm Du ihn", sagt Jonas und gibt Leona das Tier. Die Biologie-Studentin dreht den Vogel auf den Rücken und pustet auf den Körper. So kann sie Fett und Muskeln des Vogels abschätzen und einen zugeordneten Wert ins Archiv diktieren. Dann weitet sie das hellbraune Gefieder und erklärt: "An der Zeichnung der Federn kann man erkennen, was genau es für ein Vogel ist. Das ist eine Nachtigall."
Naturschützer ehrenamtlich auf der Oie
Die Naturschützer auf der Greifswalder Oiesind meist Abiturienten oder Studierende, die sich für den Job auf der Insel für einige Monate oder ein Jahr ehrenamtlich entschieden haben. Exakt zu jeder vollen Stunde werden von Sonnenauf- bis -untergang die Vögel beobachtet und beringt.
560.000 Vögel in 30 Jahren von Jordsand beringt
Helga Bieber ist Leiterin der biologischen Station und erzählt, warum die Arbeit der Naturschützer wichtig ist. "Mit der Beringung erfahren wir, wie die Vögel ziehen. Das ist ein Wissensschatz für die Forschung. Wann sie wo und wie rasten, welche Rastökologie sie haben. Seit 30 Jahren sind hier etwa 560.000 Vögel beringt worden."
80 Schafe halten die Wiesen kurz für die Bodenbrüter
Die Naturschützer halten auch 80 Schafe auf der Insel. Die halten das frische Wiesengras kurz. So haben auch Flachbrüter, wie die Feldlerche, eine gute Lebenschance. "Wir machen damit kleine Fortschritte und freuen uns über jedes Brutpaar, das auch am Boden dazukommt", sagt Helga Bieber, die gerade ein kleines, schwarzes Lämmchen mit der Flasche aufzieht. "Die heimischen Vögel können sich auf der Oie ohne Probleme entwickeln. Es gibt keine Fressfeinde hier."
Noch bis Ende Mai werden die Vögel beringt
Zaunkönig, Grasmücke und manchmal eine Schnatterente landen im Netz. Leona Frieboese ist als Chefberingerin stolz auf ihre Arbeit und möchte auch später als Ornithologin arbeiten. "Das ist anstrengend, macht aber auch Spaß. Ich mache das nicht allein, wir sind ein Team. Das Leben hier auf der Oie ist völlig anders als auf dem Festland." Sie lerne viel über sich selbst und die Vögel und werde die Zeit auf der Insel nicht vergessen. Noch bis Ende Mai werden die Vögel beringt.