Viele offene Fragen im "Büchner"-Prozess
Zweieinhalb Jahre nach dem Untergang der "Georg Büchner" hat in Polen die juristische Aufarbeitung begonnen. Vor der Seekammer des Danziger Bezirksgerichtes gab es am ersten Prozesstag allerdings keine neuen Erkenntnisse, um die Umstände des Untergangs zu klären. Weder die Ursache für das Sinken des Schiffes, noch der Besitzer des ehemaligen DDR-Ausbildungsschiffes konnten ermittelt werden.
Das Rostocker Traditionsschiff war beim Abschleppen Ende Mai 2013 auf dem Weg von Rostock nach Litauen gesunken. Das Wrack liegt in rund 30 Meter Tiefe vor der polnischen Küste. Mehrfach diskutiert wurde vor Gericht über den Status der "Georg Büchner". Seit 1998 sei das Schiff in keinem Schiffsregister mehr verzeichnet gewesen, argumentierte der Anwalt der Schlepper-Reederei. Deshalb könne vor der Seekammer gar nicht verhandelt werden. Weil der Besitzer des Schiffes nicht bekannt ist, kann das Wrack vor der Küste zudem nicht gehoben werden. Nach Aussage des polnischen Marineamtes wird es damit zur Gefahr für die Umwelt, weil Brennstoffe austreten.
Unklarheit über Unglücksursache
Insbesondere ist bis heute ungeklärt, warum die Büchner so plötzlich sinken konnte. Gegen einen schlechten Zustand des Schiffes spricht die Einschätzung der zuständigen Behörden in Deutschland: Die Büchner war wenige Stunden vor Auslaufen aus dem Rostocker Stadthafen von Spezialisten über und unter Wasser untersucht worden - und hatte grünes Licht für den Transport bekommen.
Karte: Die letzten Kilometer der "Georg Büchner"
Spekulationen um absichtliche Versenkung
Weil es von polnischer Seite bis heute weder Auskünfte zum Käufer noch zu Ergebnissen der Untersuchungen des Untergangs gibt, ranken sich zahlreiche Spekulationen um die "Büchner". Unter anderem ist von absichtlicher Versenkung wegen Versicherungsbetruges die Rede. Die Versicherungssumme soll mit 1,3 Millionen Euro fast doppelt so hoch gewesen sein wie der Schrottwert von etwa 750.000 Euro. Das ehemalige DDR-Ausbildungsschiff, das zuletzt als schwimmendes Tagungshotel und Jugendherberge genutzt worden war, war zur Verschrottung verkauft worden. Nach Informationen des NDR hatte ein Abwracker in Litauen das Schiff erworben.
Fortsetzung im Januar angekündigt
Die Verhandlungen vor der Seekammer in Danzig sollen im kommenden Januar fortgesetzt werden. Zu diesem Termin sind auch deutsche Schlepper-Reedereien, die das Schiff aus dem Rostocker Hafen begleitet haben, geladen. Außerdem sollen deutsche Behörden wie das Wasser- und Schifffahrtsamt und die zuständige Berufsgenossenschaft angerufen werden. Sie hatten unter anderem die notwendigen Genehmigungen zum Verschleppen nach Litauen erteilt.