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AUDIO: Unterseefriedhof vor Rügen: "Jan Heweliusz"-Untergang wird verfilmt (46 Min)

Unterseefriedhof vor Rügen: "Jan Heweliusz"-Untergang wird verfilmt

Stand: 25.04.2024 10:00 Uhr

Beim Untergang der Fähre kamen 1993 mutmaßlich mehr als 50 Menschen ums Leben. Das Thema wühlt noch immer auf, auch die Kollegen Matthes Klemme und Torsten Münchberger im Podcast MV IM FOKUS.

von Matthes Klemme, Vorpommernstudio Greifswald

Die "Jan Heweliusz" gilt bei unserem Nachbarn als die polnische "Titanic". Nun wird die Schiffskatastrophe als internationale Miniserie verfilmt. Die Dreharbeiten, insgesamt 106 Tage, haben im Januar am Originalschauplatz in Swinemünde begonnen. Auch in Stettin hat die Filmcrew um Regisseur Jan Holoubek bereits Szenen abgedreht. Laut Streaminganbieter "Netflix" ist die Serie eine der größten und komplexesten Produktionen, die in den vergangenen Jahren in Polen stattgefunden haben. Produzentin Anna Kępińska macht die Dimensionen klar: Rund 120 Charaktere der Serie, also Rollen, haben einen Namen, mehr als 3.000 Statisten wirken mit.

In der neuen Podcast-Folge von MV IM FOKUS - Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern! geht es um diese großen Dreharbeiten. Außerdem spricht der NDR Redakteur Torsten Münchberger ausführlich mit Podcast-Host Mirja Freye über die bewegenden Eindrücke damals als Reporter an der Unglücksstelle.

Drehbuch basiert auf tatsächlichen Ereignissen

Es ist der 14. Januar 1993. Die Fähre "Jan Heweliusz" ist bei aufziehendem Orkan unterwegs von Swinemünde ins schwedische Ystad. Um 4.37 Uhr bittet der Kapitän über Funk um sofortige Hilfe. Das Schiff hat leichte Schlagseite, offenbar ist Ladung verrutscht. Nicht einmal zehn Minuten später, das Schiff liegt bereits in einer 70 Grad Neigung, sendet die Brücke das internationale Notrufzeichen "Mayday". Nach einem weiteren Notruf gegen 5.30 Uhr verschwindet die "Jan Heweliusz" vom Radar. Nur wenige Minuten danach treibt das rund 125 Meter lange Schiff mit dem Kiel nach oben auf der Ostsee. Gegen Mittag sinkt es.

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Nur neun Menschen überleben den Untergang der Fähre

Schon am frühen Morgen sind deutsche und polnische Rettungskräfte auf dem Weg zur Unglücksstelle etwa 30 Kilometer östlich vor Rügen. Laut Passagierliste sind 64 Menschen an Bord der Fähre. Für die meisten kommt die Hilfe zu spät. Offenbar 55 Menschen sterben im drei Grad kalten Wasser der Ostsee an Unterkühlung. Unter den Toten sind 28 Fernfahrer aus verschiedenen Ländern und 20 Besatzungsmitglieder. Nur neun Menschen überleben den Untergang des Schiffs.

Spekulationen über Ursache

Nach dem Untergang beginnen die Ermittlungen zum Untergang. Polen schließt zunächst eine Bergung des Wracks aus, obwohl Ostsee-Anrainer darauf drängen. Später entdecken Taucher ein großes Loch in der Fähre. Die Spekulationen überschlagen sich. Trucker, die zuvor oft mit der "Jan Heweliusz" unterwegs waren, berichten übereinstimmend von Stimmen aus verplombten Containern. Auch werden vier Autos auf der Unglücksfähre beobachtet, die nicht in den Ladepapieren vermerkt sind. Schnell ist vom Schmuggel von Flüchtlingen nach Schweden die Rede. Auch der schwedische Zoll berichtet, dass er regelmäßig Menschen aufspürt, die illegal mit der Fähre einreisen. Deshalb halten sich auch noch heute hartnäckig Gerüchte, dass beim Untergang der "Jan Heweliusz" mehr Menschen ums Leben gekommen seien.

Montagsproduktion oder mangelnde Wartung?

Nach ihrer Jungfernfahrt 1977 erlebt die Fähre knapp 30 Unfälle und Havarien. Fünfmal gerät sie in gefährliche Schieflage. Erst wenige Tage vor ihrem Untergang rammt das Schiff die Kaimauer im Hafen von Ystad. Dabei wird die Ladeklappe beschädigt. Repariert wird das Schiff in Swinemünde, offenbar jedoch nur unzureichend, denn die Fähre soll wieder Richtung Ystad ablegen. Augenzeugen berichten, dass sie Swinemünde bereits mit Schlagseite verlässt. Polnische Behörden kommen später zu dem Schluss, dass an der Heckklappe die Sicherung defekt war. Auch soll es Mängel im Ballastsystem gegeben haben.

Stoff für einen Thriller

Eine Schiffskatastrophe, bei der eine politische Dimension mitschwingt, ist für Filmemacher Goldstaub. Regisseur Jan Holoubek, der sich gegenüber polnischen Medien äußerte, beschreibt die fünfteilige Serie nicht nur als bloße Katastrophenverfilmung, denn sie zeige Trauer, Verlust und den Kampf gegen einen dysfunktionalen Staat. Ob die Mini-Serie "Heweliusz" auch auf Deutsch zu sehen sein wird, ist noch unklar, "voraussichtlich", so eine Sprecherin des Streamingdienstes. Auf Englisch garantiert.

Der Untergang der "Jan Heweliusz" vor 31 Jahren und die Verfilmung des Schiffsunglücks ist das Thema im Podcast MV IM FOKUS in der Pomerania-Edition mit diesem deutsch-polnischen Thema.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 25.04.2024 | 10:00 Uhr

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