Trotz Geflügelpest: Rassetierschau in Grimmen findet statt
Die Geflügelpest ist zurück in Mecklenburg-Vorpommern - am Donnerstag mussten deshalb rund 25.000 Puten getötet werden. Trotz der hochgradig ansteckenden Vogelgrippe-Viren beginnt nun eine Rassegeflügelschau.
Genau vor einem Jahr fand die Rassegeflügelschau in Grimmen (Landkreis Vorpommern-Rügen) ebenfalls statt. Dass sie nun, trotz der jüngsten Entwicklungen, wieder eröffnet wurde, wirft Fragen auf. Gegenüber NDR MV Live erklärte Diplom-Biologin Elke Reinking vom Friedrich- Löffler-Institut, dass eine solche Entscheidung der Risikoeinschätzung der lokalen Behörden obliege. Gleichzeitig erinnerte sie daran, dass es letztes Jahr "durch drei Geflügelschauen mindestens 80 Verschleppungen in Rassegeflügelbestände gegeben hat". Die Züchter, die vor Ort unter anderem ihre schönsten Tauben, Enten und Gänse präsentieren, seien in Sorge, wollten aber auf die Veranstaltung nicht verzichten. Ein Veterinär habe alle Tiere der Ausstellung vorab in Augenschein genommen, zahlreiche weitere Sicherheitsmaßnahmen wurden ergriffen. Dass die Schau erneut zu einem Super-Spreader-Event werden könne, sei aber nicht völlig auszuschließen.
Gänsebraten nicht in Gefahr
Grundsätzlich beschrieb Elke Reinking vom Friedrich-Löffler-Institut die aktuelle Variante der Geflügelpest als besonders infektiös. Die Expertin aus Deutschlands zentraler Forschungsstelle für Tiergesundheit betonte, dass Hühner, Puten, Gänse und Enten sehr gefährdet seien und schwere Krankheitsverläufe keine Seltenheit wären. Für den Menschen stelle die Situation aber keine große Gefahr dar. Reinking betonte, dass der bei vielen beliebte, weihnachtliche Gänsebraten nicht in Gefahr sei: "Die Geflügelpest ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Aus betroffenen Betrieben gelangt nichts in die Lebensmittelkette." Als "heißen Tipp" fügte sie hinzu, dass gutes Durchgaren beim Verzehr von Geflügel generell sehr wichtig sei.
Landwirtschaftsminister befürchtet mehr Fälle
Bei der in einer Geflügelhaltung im Landkreis Ludwigslust-Parchim ausgebrochenen Geflügelpest handelt es sich nach Angaben von Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD), um den ersten Fall in diesem Herbst bei Hausgeflügel in Mecklenburg-Vorpommern. Es sei allerdings zu befürchten, "dass das Geschehen mit Blick auf die bevorstehende kalte Jahreszeit weiter an Fahrt aufnimmt", so Backhaus. Nach Ministeriumsangaben waren in den vergangenen Tagen vereinzelt Tiere verendet und untersucht worden. Analysen hätten nun gezeigt, dass es sich um das als hochansteckend geltende Influenzavirus des Subtyps H5N1 handelt.
Schutzzone: Geflügel in Region muss im Stall bleiben
Der Landkreis Ludwigslust-Parchim hat Backhaus zufolge bereits eine Schutz- und Überwachungszone im Umkreis der Geflügelhaltung eingerichtet. Geflügelhalter in der direkten Umgebung müssen demnach verschärfte Sicherheitsmaßnahmen einhalten, die in einer Öffentlichen Bekanntmachung genau definiert wurden. Dazu gehört eine Stallpflicht für Geflügel oder eine entsprechende Schutzvorrichtung. Halter müssen nun sehr achtsam sein, so Backhaus, so dass Wildvögel keinen Zugang zu Futter oder Einstreu haben. Auch dürfe Geflügel nicht mit Oberflächenwasser getränkt werden, zu dem Wildvögel Zugang haben, so der Landwirtschaftsminister. Bei Fällen von Vogelgrippe wird um den betroffenen Betrieb in der Regel ein Sperrbezirk mit einem Radius von drei Kilometern und ein Beobachtungsgebiet mit einem Radius von zehn Kilometern festgelegt.
Backhaus: Geflügelhalter sollten möglichst früh schlachten
Zuletzt waren Fälle von Geflügelpest nur vereinzelt bei Wildvögelarten bekannt, lange Zeit grassierte das Virus aufgrund des Vogelzugs vor allem in der kalten Jahreszeit. Experten zufolge seien in den vergangenen Jahren allerdings ganzjährig Fälle aufgetreten. Sie gehen davon aus, dass sich der Erreger in der europäischen Wildvogelpopulation inzwischen weit verbreitet hat und ganzjährig hält. Backhaus rät Geflügelhaltern in Mecklenburg-Vorpommern auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft dazu, Geflügel frühzeitig zu schlachten.
Risiko der Geflügelpest steigt im Herbst an
Erst Ende Oktober hatte der Kreis davor gewarnt, dass das Risiko für Ausbrüche von Geflügelpest mit dem Herbstbeginn wieder stark steige. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim und der Stadt Schwerin sind mehr als 8.500 Geflügelhalter gemeldet, die insgesamt etwa 3,6 Millionen Tiere halten. Rund 70 Betriebe davon sind Haltungen mit mehr als 1.000 Tieren.