Tourismus in MV: Im Aufschwung, aber mit Baustellen
2022 war das Jahr mit der zweithöchsten Übernachtungszahl in der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns. Dennoch kann das Urlaubsland einer Gästebefragung des Tourismusverbandes nach attraktiver werden.
Der typische Urlauber in Mecklenburg-Vorpommern kommt aus Sachsen, ist Mitte 50 und geht gern spazieren. Das zeigt eine Gästebefragung, die der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern am Freitag in Schwerin vorgestellt hat. Demnach ist im vergangenen Jahr die sowieso schon hohe Zufriedenheit der Urlauber im Land weiter gestiegen. Auch sei die zweithöchste Zahl an Übernachtungen in der Geschichte des Landes registriert worden. Tourismusminister Reinhard Meyer (SPD) warnt allerdings davor, sich auf dem Ergebnis auszuruhen.
Kritikpunkte Preis-Leistung und Internet
Die Gästebefragung zeigt laut Tourismusverband auch Schwächen des Gewerbes in Mecklenburg-Vorpommern. So werden das Preis-Leistungsverhältnis und auch eine schlechte Internetverfügbarkeit von den Gästen kritisiert. Tourismusminister Meyer betonte die wirtschaftliche Bedeutung der Branche für das Land, wies in diesem Zusammenhang aber auch auf die Konkurrenz hin: so wüchsen etwa die Übernachtungszahlen in Schleswig-Holstein schneller als in Mecklenburg-Vorpommern.
Meyer: Standortnachteil durch Erstarken der AfD
Gleichzeitig sorge Meyer sich aber auch darum, dass das politische Klima in Mecklenburg-Vorpommern ausländische Reisende abschrecken könne. "Wenn man um internationale Gäste wirbt, gehört dazu, dass man vor Ort auch eine offene Willkommenskultur vorfindet", betonte Meyer. Er bezeichnete konkret das Erstarken der AfD als Standortnachteil für das Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern. So fragten etwa Jugendgruppen an, ob man getrost nach Mecklenburg-Vorpommern fahren könne, auch wenn die Schulklasse zur Hälfte einen migrantischen Hintergrund habe. Der tourismuspolitische Sprecher der AfD, Paul Timm, sieht in Meyers Aussage eine "krude These". Die aktuell hohen Umfragewerte der AfD sprächen bei Betrachtung der positiven Zahlen des Tourismus aus dem Jahr 2022 gegen Meyers Behauptungen.
Aufschwung nach Corona und Potenziale
Neue Berechnungen zum Tourismus als Wirtschaftsfaktor hätten gezeigt, dass sich der Fremdenverkehr im Land seit der Corona-Pandemie wieder im Aufschwung befinde, berichtete Meyer weiter. Demnach lag der Bruttoumsatz der Branche 2022 bei 7,1 Milliarden Euro, ein Plus von 5,4 Prozent im Vergleich zu 2019. Die touristische Wertschöpfung nach Abzug der Mehrwertsteuer und der Vorleistungen vom Bruttoumsatz lag 2022 bei 3,5 Milliarden Euro (plus 6,9 Prozent). Laut Meyer ist es für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern eine wichtige Aufgabe, neue Zielgruppen zu erschließen. Dafür brauche es gezielte touristische Angebote wie etwa eine Öffnung für Gepflogenheiten wie etwa die Kartenzahlung, die in skandinavischen Ländern längst Standard sei.