Tourismus in MV: Buchungen kommen "sehr, sehr kurzfristig"
Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern blickt verhalten auf Weihnachten und Silvester. Der Geschäftsführer des Landestourismusverbands, Tobias Woitendorf, hofft auf kurzfristige Buchungen. Auch 2023 sei weiter von der allgemeinen Unsicherheit geprägt.
"Wir haben ein geteiltes Bild", sagte Woitendorf NDR 1 Radio MV. "Wir sind mit den Buchungen zu den Weihnachtsfeiertagen nicht ganz zufrieden." Das Niveau der vergangenen Jahre - vor allem der Jahre vor Corona - werde nicht erreicht. Dagegen liege Silvester die erwartete Auslastung höher. Woitendorf hofft, dass die derzeit bei 70 bis 80 Prozent liegende Auslastung noch ansteigt. "Die Hoffnung wird dadurch genährt, dass in den letzten Wochen und Monaten zu beobachten war, dass die Buchungen sehr, sehr kurzfristig kamen." Bei den Verbrauchern herrsche große Verunsicherung.
Woitendorf: Hilfsinstrumente des Staates notwendig
Hoffnungen setzt die Branche auf die Hilfsinstrumente des Staates - auch wenn diese verzögert kämen. "Wir brauchen die Hilfen auf beiden Seiten. Diejenigen die reisen wollen, brauchen die Sicherheit und Gewähr, dass eben ein bisschen was im Portmonee auch bleibt, für die Dinge, die man tun möchte, nämlich reisen. Und diejenigen, die Tourismus machen, brauchen sie natürlich auch." Gerade in der kälteren Jahreszeit sei die Branche sehr energieintensiv.
"Brauchen Möglichkeiten der Refinanzierung von Infrastruktur"
Auch die Bettensteuer wird in der Branche mit Sorge gesehen. Schwerin und Wismar haben die Abgabe bereits eingeführt, andere Städte wie Greifswald und Stralsund wollen nachziehen. Es gebe viele Diskussionen um die Bettensteuer, so Woitendorf. Er verstehe die Bürgermeister, die damit ihren Kommunalhaushalt im Lot halten wollen. "Auf der anderen Seite ist es eine Steuer, die aus Teilen der Tourismusbranche entnommen wird und die nicht wieder diesem Tourismus zugeführt werden muss." Wenn eine Kommune in den Zustand der Haushaltsicherung kommt, dann gebe es keine Zweckbindung der Mittel mehr. "Wir brauchen im Tourismus aber gerade Möglichkeiten der Refinanzierung von Infrastruktur." Solche Fragen würden in den kommenden Jahren im Zuge der Diskussionen zum geplanten Tourismusgesetz auf die Tagesordnung kommen, so Woitendorf.
"Gedämpft optimistisch" für 2023
Laut Woitendorf wirkt sich die generelle Unsicherheit, die überall zu greifen sei, auch auf den Ausblick auf das kommende Jahr aus. "Das heißt, die Branche ist verhalten oder gedämpft optimistisch. Ich glaube aber, wenn wir die Situation in der Balance halten, wenn die Dämme halten, wenn die Hilfen wirklich auch helfen, dann muss es kein schlechtes Jahr werden. Dann kann es sogar ein gutes Jahr werden." Dazu würde beitragen, wenn keine weiteren Corona-Einschränkungen mehr kämen. Er hoffe, dass 2023 wieder "etwas mehr in die Normalität" führe. "Aber eben im Moment, wenn man auf das Jahr blickt, dann ist die Unsicherheit noch groß. Man kann schlecht abschätzen, was noch passiert."