Eine Mitarbeiterin der telefonseelsorge arbeitet an einem Computer. © Screenshot
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AUDIO: Telefonseelsorge in MV steckt finanziell in der Klemme (2 Min)

Telefonseelsorge in MV steckt finanziell in der Klemme

Stand: 02.02.2025 13:34 Uhr

Die Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern steckt nach eigenen Angaben finanziell in der Klemme. Dabei wurde das Hilfsangebot im Jahr 2024 von 37.000 Menschen per Telefon, Chat oder Mail genutzt.

Die Finanzierung der ökumenischen Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern ist dem Jahresbericht der Organisation für 2024 zufolge "äußerst angespannt“. Die vom Land, den Kommunen und den Trägern bereitgestellten Gelder würden wegen gestiegener Personal- und Sachkosten nicht mehr ausreichen, heißt es in dem Bericht. Mehr Geld sei dringend notwendig, um die Arbeit auch im Jahr 2026 fortsetzen zu können. Bereits für das Jahr 2025 fehlten Mittel, um das ehrenamtliche Angebot der unmittelbaren Krisenunterstützung zu sichern.

Leitungen häufig überlastet

Dabei ist die Telefonseelsorge offenbar gut nachgefragt und wird laut dem Bericht von allen Altersgruppen genutzt. Die Zahl der Hilfesuchenden, die sich per Telefon, Chat oder Mail meldeten, lag im Jahr 2024 bei 37.000. Das waren durchschnittlich 103 Gesprächskontakte pro Tag. Die Verbindungsstatistiken der Deutschen Telekom zeigen dem Bericht zufolge, dass Anrufende die Telefonseelsorge sehr häufig nicht erreichen können, weil die Leitungen ausgelastet seien. Auf Bundesebene würden vom Fachverband Lösungen für dieses Problem der Akut-Suizidprävention gesucht, heißt es. Die Kapazitäten müssten dringend erweitert werden, um vor allem Menschen in akuter suizidaler Lage helfen zu können.

Suizid-Gedanken häufiges Gesprächsthema

Suizid war laut Bericht in etwa jedem vierten Chat (26 Prozent) und in jedem zwölften Anruf das Thema. "Gerade in den Nachtstunden gibt es kein vergleichbares Angebot für Menschen in einer akuten suizidalen Krisensituation", heißt es. Häufig waren 2024 auch "Einsamkeit und Isolation", "körperliche Einschränkungen" sowie "psychische Belastungen" Thema der Gespräche mit der Telefonseelsorge. 66 Prozent der Anrufenden waren alleinstehend. 256 Frauen und Männer engagierten sich in den vergangenen Jahren ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern. Sie sorgten an den Standorten in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg und Greifswald dafür, dass die Telefonleitungen rund um die Uhr besetzt waren.

Gemeinsames Projekt der Kirchen

Die ökumenische Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern ist ein gemeinsames Kriseninterventionsangebot der katholischen Kirche, der evangelischen Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern, der Caritas sowie des Diakonischen Werks Mecklenburg-Vorpommern. Das Angebot ist für jeden und jede unter den Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 kostenfrei, anonym und vertraulich erreichbar.

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Suizidgedanken? Es gibt Auswege

Sie sind depressiv und finden keinen Ausweg? Vielleicht denken Sie darüber nach, sich das Leben zu nehmen? Dann melden Sie sich dort, wo Ihnen geholfen wird! Sie können sich - auch anonym - per Telefon, Mail, Chat oder in einem persönlichen Gespräch mitteilen. Ihre Gespräche werden vertraulich behandelt.
Diese Angebote stehen natürlich auch allen offen, die Bekannte oder Freunde haben, die suizidgefährdet sein könnten.

Bundesweite Beratungsangebote:

  • Telefonseelsorge: anonyme und kostenfreie Chat- und Mailberatung und Telefonberatung unter 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222
  • Kinder- und Jugendtelefon "Nummer gegen Kummer": anonyme und kostenlose Online-Beratung und Telefonberatung unter 116 111 (montags bis samstags 14 bis 20 Uhr)
  • Elterntelefon "Nummer gegen Kummer": anonyme und kostenlose Telefonberatung unter 0800 - 111 0 550
  • Elternstress-Telefon des Kinderschutzbundes Mecklenburg-Vorpommern: anonyme und kostenlose Telefonberatung unter 0385 - 479 1570
  • Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS): 030 - 31 01 89 60
  • Muslimisches Seelsorgetelefon: 030 / 44 35 09 821 (24h)

Weitere Unterstützungsangebote im Netz:
  • U25-Chatberatung der Caritas: anonyme und kostenlose Chatberatung für Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre.
  • Jugendnotmail: anonyme und kostenlose Chatberatung für Jugendliche bis 19 Jahre.
  • Hoffnungswiese: anonyme und kostenlose Online-Beratung.
  • Sorgenmail: themenoffene Online-Beratung.

Informationsangebote zum Thema Depression:
Ihr habt weitere Fragen zum Thema Depression? Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet neben einem Selbsttest, der jedoch keine medizinische Diagnose ersetzt, auch ein Info-Telefon unter 0800 - 33 44 533 an.

Hilfsangebote bei Gewalt gegen Frauen und sexueller Belästigung:

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 02.02.2025 | 13:00 Uhr

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