Zuhören lernen: So bereitet die Telefonseelsorge neue Helfer vor
Rund 35.000 Kontakte im Jahr zählt die Telefonseelsorge Mecklenburg-Vorpommern. Um dem gerecht werden zu können, muss die ökumenische Einrichtung regelmäßig Nachwuchs ausbilden – dafür allerdings braucht sie Geld.
Die Möglichkeit, einfach mal ganz anonym mit einem Außenstehenden über seine Sorgen und Nöte reden zu können - das ist es, was viele dazu bringt, zum Telefonhörer zu greifen und eine der vier Anlaufstellen der Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern zu kontaktieren. Gesprächsbedarf haben Menschen aus allen sozialen Schichten, etwas mehr Frauen als Männer. Seit es neben der klassischen Telefonseelsorge auch ein Chatangebot gibt, nutzen auch zunehmend Jugendliche das Angebot. Letztere haben es nämlich nicht leicht, wenn sie Hilfe brauchen, sagt Sabrina Männel, die das Team in Rostock leitet. „Die junge Generation lebt ja oft noch im Familienverbund oder in Wohngruppen. Da hören viele mit. Wer aber chattet, der muss sich seinem Umfeld nicht erklären, muss nicht sagen, mit wem er gerade spricht, er kann es ganz im Stillen tun.“
Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr
70 Ehrenamtliche hat die Rostocker Einrichtung im Moment, das seien gerade genug, um alle Schichten abzudecken. Denn die Seelsorge ist an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr erreichbar. Wer in dem Bereich arbeitet, der tut das allerdings meistens nur für eine begrenzte Zeit. Und einige altgediente Kollegen werden demnächst aufhören, so dass schnell Nachwuchs gebraucht wird.
„Für mein Gefühl sind die meisten einfach einsam“
Maschinenbauingenieur Klaus D. ist seit sieben Jahren mit im Rostocker Team. Wie alle anderen Ehrenamtlichen nennt er seinen richtigen Namen nicht, um größtmögliche Anonymität zu gewährleisten. Seine Erfahrung: „Ich kenne jetzt keine Statistik, aber für mein Gefühl sind die meisten, die da anrufen, einfach einsam und haben sonst keinen Gesprächspartner.“ Gerade in der Anfangszeit war er oft erschüttert, mit welchen schweren Problemen viele Menschen zu kämpfen haben. Lösen kann er sie für gewöhnlich nicht und das sei ja auch nicht seine Aufgabe: „Die meisten Anrufer sind unglaublich dankbar, dass sie einfach mal erzählen können, was sie bedrückt.“
Zuhören will gelernt sein
Um Neulinge auf all das vorzubereiten, organisiert die Telefonseelsorge regelmäßig Schulungen. Sabrina Männel: „Erstmal lernt man viel über sich selber, weil das natürlich ‘ne wichtige Grundvoraussetzung ist, dass man über sich Bescheid weiß, um anderen ein gutes Gegenüber zu sein.“ Außerdem wird Grundwissen, beispielsweise über Sucht oder psychische Erkrankungen, vermittelt. Und auch Gesprächsführung, vor allem gutes Zuhören will gelernt sein. „Es ist wichtig, sich emphatisch auf das Gegenüber einzulassen und das Eigene wirklich ganz zurückzunehmen.“
Angewiesen auf Spendengelder
Seit mehr als 30 Jahren gibt es die Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern. Finanziert wird sie von evangelischer und katholischer Kirche, Caritas und Diakonie, das Land und die Kommune geben Geld – und zu einem guten Teil ist sie auch auf Spendengelder angewiesen