TKMS Werft Wismar: Das lange Warten auf den Milliarden-Auftrag

Stand: 04.12.2024 17:35 Uhr

Dieser Auftrag ist so groß, dass er Tragweite für die Wirtschaft der ganzen Region haben könnte: 4,7 Milliarden Euro für den Bau von vier U-Booten. Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) soll den Zuschlag erhalten. Noch will sich das Unternehmen dazu nicht äußern.

von Mike-Oliver Woyth

Am Mittwoch sollte eigentlich über den Lieferauftrag von vier U-Booten der Klasse U212CD im Verteidigungs- und Haushaltsausschuss des Bundestages entschieden werden. Doch schon im Verteidigungsausschuss konnte man sich nicht einigen. Nach dem Bruch der Ampel brauchen SPD und Grüne die Stimmen der Union. Die gab es aber nicht, die CDU-Abgeordneten wollten mehr Zeit, um sich gründlich zu informieren. Die Entscheidung wurde vertagt auf den 18. Dezember. Doch die Zeit drängt auch für die Bundesregierung: Deutschland muss U-Boote anschaffen, um die neuen NATO-Anforderungen zum besseren Schutz der Nordflanke zu erfüllen.

Deutschland muss ab 2031 mindestens fünf einsatzbereite U-Boote vorhalten

Für den Standort Wismar könnte der Auftrag der Befreiungsschlag sein. 2022 hatte TKMS die Werft nach der Insolvenz der MV-Werften übernommen. Die Pläne waren groß, 1.500 Jobs sollten in Wismar entstehen. Jetzt, zwei Jahre später, ist man davon noch weit entfernt. TKMS hat am Standort Wismar rund 120 Mitarbeitende. In der Werft wird noch ein verbliebener Großauftrag abgearbeitet: das Kreuzfahrtschiff "Disney Adventure". Das macht aber nicht TKMS, sondern das Unternehmen Meyer Wismar. Das wurde extra dafür gegründet. Bei der Insolvenz der MV Werften war das Schiff zu rund 60 Prozent fertig, der Rohbau wurde für 40 Millionen Euro an Disney verkauft. Meyer Wismar will es mit rund 400 Mitarbeitenden bis Ende nächsten Jahres fertig bauen. Ob die Angestellten dann von TKMS übernommen werden, hängt auch mit dem U-Boot-Auftrag zusammen.

Auftragsvolumen könnte noch steigen

Insgesamt könnte der Auftrag für TKMS noch deutlich lukrativer sein als die 4,7 Milliarden Euro vom Bund. Denn es handelt sich um eine gemeinsame Bestellung von Deutschland und Norwegen. Deutschland würde vier U-Boote ordern und Norwegen zwei. Die norwegische Bestellung hängt aber von der Deutschen ab, es wird nur gemeinsam zu den ausgehandelten Konditionen bestellt. Profitieren würde wohl vor allem der Standort Wismar. Wie aus Kreisen des Verteidigungsausschusses bekannt wurde, sollen alle sechs U-Boote in Wismar gebaut werden. Dazu muss die Werft aufwendig umgebaut werden. Eine Vorauszahlung von rund einer Milliarde Euro vom Bund ist dafür vorgesehen.

Weitere Informationen
Ein Rendering des von thyssenkrupp Marine Systems entworfenen U-Boot Typs 212CD. © thyssenkrupp Marine Systems Foto: thyssenkrupp Marine Systems

Neue U-Boote: Bund plant offenbar Geld für TKMS-Standort in Wismar

Der Bund will trotz knapper Kassenlage vier neue U-Boote bei Thyssenkrupp Marine Systems bestellen. mehr

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) bei der TKMS-Werft Wismar © Katharina Seiler Foto: Katharina Seiler

Habeck bei TKMS-Werft: Viele Möglichkeiten, keine Aufträge

Die Zukunft der TKMS-Werft bleibt ungewiss. Bundeswirtschaftsminister Habeck sieht sie im Bau von Konverterplattformen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 04.12.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landkreis Nordwestmecklenburg

Schiffbau

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein Helikopter Westland Mk41 Sea King der deutschen Marine bei der Anlandung auf das Flugdeck der Fregatte "Brandenburg". © IMAGO / Björn Trotzki Foto: IMAGO / Björn Trotzki

Zwischenfall auf Ostsee: Schüsse von russischem Schiff auf Bundeswehr-Hubschrauber

Der Vorfall soll sich vor gut einer Woche ereignet haben. Nach NDR Informationen wurden die Schüsse von einem Tanker aus abgegeben. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zu den Neuwahlen: Welche Themen muss die Politik anpacken?