"Speed-Week" im Norden: Aktionswoche gegen Raser gestartet
Die Polizei in Norddeutschland startet in den Blitzermarathon und die sogenannte "Speed-Week". Autofahrer müssen auf den Straßen mit verstärkten Geschwindigkeitskontrollen rechnen. Allerdings variiert die Beteiligung in den Bundesländern.
Von heute an werden die Beamten in Norddeutschland wieder verstärkt gegen Temposünder vorgehen. Zu schnelles Fahren ist eine der häufigsten Unfallursachen auf den Straßen. Doch bei der Umsetzung der europaweiten Aktionswoche gehen die norddeutschen Bundesländer ihre eigenen Wege. So verzichten Niedersachsen und Bremen komplett auf Blitzermarathon oder "Speed-Week". In Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wird sich nur an der "Speed-Week" beteiligt. Lediglich Hamburg fährt das volle Programm mit "Speed-Week" und dem Blitzermarathon mit intensiven Kontrollen am 19. April.
Rund 50.000 Raser in Mecklenburg-Vorpommern
Laut dem Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern ist bei etwa jedem vierten Unfall mit Verletzten oder ums Leben gekommenen Menschen zu hohe Geschwindigkeit der Grund. Pro Jahr müssten sich im Nordosten knapp 50.000 ertappte Kraftfahrer wegen Überschreitung des Tempolimits verantworten, Geldstrafen zahlen oder den Führerschein abgeben. Im vergangenen Jahr haben die Polizisten in einer ähnlichen Aktionswoche insgesamt fast 3.800 zu schnelle Fahrer festgestellt. Dieses Jahr gibt es in Mecklenburg-Vorpommern einen ganzen Aktionsmonat zur "Speed-Week".
Standorte der Blitzer meist nicht bekannt
Das ist in anderen Ländern ähnlich, daher gibt es ein Netzwerk europäischer Verkehrspolizeien, die dem Rasen entgegenwirken wollen. In dieser Woche gibt es zusätzlich viele Kontrollen an Unfallschwerpunkten und vor Schulen und Kindergärten. In einzelnen Bundesländern wie Bayern werden zudem die meisten Blitzer, die beim Marathon am Freitag aufgestellt werden, bereits vorab bekannt gemacht. Genauere Angaben zu den Orten und Zeiten gibt es aber meist nicht.
Unterschiedliche Beteiligung in ganz Deutschland
Deutschland ist beim Blitzermarathon ein Flickenteppich. Konkret verzichten neben Niedersachsen auch Berlin, das Saarland und Sachsen auf eine Teilnahme. Thüringen, Bayern und Brandenburg beteiligen sich nur am Schwerpunkttag -dem Blitzermarathon am 19. April. Nordrhein-Westfalen nimmt, wie Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, nur an der "Speed-Week" teil - ohne den Höhepunkt am Freitag. Das ganze Aktionsprogramm von Geschwindigkeitskontrollen findet außer in Hamburg nur in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg statt.
Blitzermarathon steht in der Kritik
Mit den Aktionen, die auch in anderen europäischen Ländern stattfinden, will die Polizei einerseits Aufmerksamkeit auf das Problem überhöhter Geschwindigkeit lenken und andererseits durch zusätzliche Kontrollen Druck auf Raser ausüben. Doch obwohl man sich einig darüber ist, dass große Gefahren von Rasern ausgehen, sind die Aktionen nicht unumstritten. So argumentiert man beispielsweise in Berlin, dass die Effekte früherer Aktionen kaum messbar gewesen seien und sich auf die Aktionstage beschränkt hätten. Daher setze man lieber auf Kontrolldruck das ganze Jahr über.
Aktionswoche erzeugt Aufmerksamkeit
Befürworter setzen dagegen auf die durch die Aktion erzeugte Aufmerksamkeit und den erzieherischen Effekt der Kontrollen auf Raser. Selbst der Verkehrsclub ADAC äußert sich positiv: Aktionen wie der Blitzermarathon leisteten "einen Beitrag zur Verkehrssicherheit, da sie den Verkehrsteilnehmenden die Gefahren zu schnellen Fahrens bewusst machen und entsprechend sensibilisieren können", heißt es dort.
Mehr Kontrollen das ganze Jahr über nötig
Auch Michael Mertens von der Gewerkschaft der Polizei äußert sich eher positiv. Der Aufwand sei durchaus gerechtfertigt, sagt Mertens. Wenn am Tag des Blitzermarathons über das Thema gesprochen werde und es so in die Köpfe komme, dann sei das ein guter Tag für die Verkehrssicherheit. Allerdings dürfe man nicht alle Ressourcen an diesem einen Tag verbrauchen, denn eigentlich brauche es das ganze Jahr über mehr Kontrollen. Wenn die Verkehrsteilnehmer wüssten, dass sie nicht erwischt würden, leide auch die Disziplin.