Tödlicher Raserunfall auf A20: Angeklagter nach Kriegseinsätzen traumatisiert
Am Amtsgericht Wismar ist der Prozess gegen einen Bundeswehrsoldaten fortgesetzt worden. Der Angeklagte soll im Jahr 2020 einen Auffahrunfall mit zwei Todesopfern verursacht haben.
Am zweiten Tag des Prozesses gegen einen Bundeswehrsoldaten, der im Jahr 2020 auf der A20 bei Wismar einen schweren Verkehrsunfall mit zwei Toten unter Alkoholeinfluss verursacht haben soll, wurden heute drei Zeugen gehört. Zwei Polizisten, die den Unfallverursacher am Tatort betreut hatten, beschrieben den Mann am Unfalltag als "ungehalten" und "aggressiv". Dass er unter Alkoholeinfluss stand, wollen die Beamten nicht bemerkt haben. Ein Ersthelfer sagte hingegen aus, dass der Mann selbst am Unfallort noch aus einer Bierflasche getrunken habe. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann fahrlässige Tötung in zwei Fällen und fahrlässige Körperverletzung vor.
Mit 248 Kilometern pro Stunde aufgefahren
Der Unfall ereignete sich auf einer Nachtfahrt im Privatauto des 32-Jahre alten Mannes aus Eberswalde (Brandenburg), der mit einer Geschwindigkeit von 248 Kilometern pro Stunde auf einen anderen Wagen aufgefahren sein soll, der mit maximal 115 Kilometern pro Stunde deutlich langsamer auf der rechten Fahrbahn unterwegs war. Die beiden Todesopfer im Kleinwagen kamen aus dem Kreis Vorpommern-Greifswald.
Angehörige verlassen Verhandlungssaal
Auch die Familie der bei dem Unfall getöteten 19-Jährigen verfolgte die Verhandlung. Als der Ersthelfer sichtlich ergriffen das Unfallauto mit den zwei Toten und dem Schwerverletzten beschrieb, verließ die Mutter der 19-Jährigen unter Tränen den Saal. Dennoch möchte die Familie die Verhandlungstage weiterhin verfolgen, so die Stiefschwester der getöteten jungen Frau.
Vorangegangene Verhandlung unterbrochen
Der Prozess wird zukünftig mit jeweils eineinhalb Stunden langen Prozesstagen fortgesetzt. Schon der heutige zweite Prozesstag lief auf Empfehlung eines Amtsarztes dementsprechend verkürzt. Der Angeklagte könne Verhandlungen maximal 90 Minuten am Stück sowie maximal an einem Prozesstag pro Woche folgen. Hintergrund dessen seien psychische Probleme infolge von Auslandseinsätzen der Bundeswehr in Mali sein. Der Angeklagte sei dadurch alkoholkrank und depressiv geworden.
Mit hoher Geschwindigkeit Kleinwagen gerammt
In dem gerammten Pkw starben 2020 der 45 Jahre alte Fahrer und eine 19 Jahre alte Mitfahrerin, beide aus Vorpommern. Ein weiterer 19 Jahre alter Insasse dieses Wagens wurde bei dem Unfall schwer verletzt. Der Unfallverursacher blieb unverletzt. Nach dem Unfall wurden bei ihm 2,1 Promille Atemalkohol gemessen. Kurz vor dem Unfall durfte der Mann nach einer Polizeikontrolle weiterfahren. Bis heute ist ungeklärt, warum der Alkoholpegel des Unfallwagenfahrers bei der Verkehrskontrolle nahe Lübeck offenbar nicht aufgefallen war.
Ermittlungen gegen Polizisten
Auch gegen die Polizisten, die den Mann weiterfahren ließen, läuft ein Ermittlungsverfahren. Ein erster Prozess 2023 war wegen einer längeren Erkrankung eines Gutachters geplatzt. Damals hatte der Angeklagte zum Prozessauftakt geschwiegen.