Bundeswehr und russisches "Zapad"-Manöver: "Beobachten das sehr genau"

Stand: 19.03.2025 16:54 Uhr

Panzergrenadiere und Logistiker aus Mecklenburg-Vorpommern haben in der Letzlinger Heide bei Magdeburg für einen erneuten Einsatz an der NATO-Ostflanke trainiert. Besonderes Augenmerk liegt auf einer russischen Militärübung im litauischen Nachbarland Belarus im Herbst.

Soldaten des Logistik-Bataillons 142 aus Hagenow (Kreis Ludwigslust-Parchim) und des Panzergrenadierbataillons 411 aus Viereck bei Pasewalk (Landkreis Vorpommern-Greifswald) haben sich auf einem Übungsplatz nahe Magdeburg für einen bevorstehenden Einsatz an der Ostflanke der NATO vorbereitet. "Raum für Zeit" heißt die militärische Taktik, die geübt wurde - also durch langsamen Rückzug einen Angreifer in seiner Bewegung zu verzögern.

Neuer Einsatz an Ostflanke des NATO-Bündnisses

Im Gefechtsübungszentrum des Heeres in der Letzlinger Heide wird die Bündnisverteidigung mit multinationalen Partnern geübt. Für diese Übung mit insgesamt 1.400 Soldaten sind Trupppenteile der gesamten 1. Panzerdivision zusammengezogen worden - zu ihr gehören auch die Einheiten aus MV. Wichtig sei vor allem die Zusammenarbeit von Panzern, Infanterie, Artillerie und Pionieren, "also all das, was eben Kriegsführung aktuell bedeutet", so Generalmajor Heico Hübner, der Kommandeur der 1. Panzerdivision. Aber auch Drohnen sind an der Übung beteiligt. "Gerade das Bataillon 411 war zum Zeitpunkt des russischen Überfalls auf die Ukraine in Litauen eingesetzt und hat von dort 'live und in Farbe' erlebt, was es heißt, wenn man wirklich an der NATO-Ostflanke steht."

Die Bundeswehr und die NATO-Battlegoup in Litauen

Als Reaktion auf die Annexion der Krim durch Russland 2014 und den Krieg im Donbass hat die NATO die Mission enhanced Forward Presence eFP ("verstärkte Vornepräsenz") gestartet. Seit 2017 sind vier multinationale Kampftruppen (NATO-Battlegroups) in den baltischen Staaten und Polen stationiert. Ihr Auftrag: Sicherung der Ostflanke der verbündeten Staaten und der Abschreckung gegenüber Russland. Die Battlegroup in Litauen steht unter deutscher Führung. Sie umfasst rund 1.600 Soldaten - davon rund zwei Drittel Bundeswehr-Angehörige.
Jede Battlegroup bleibt für sechs Monate vor Ort. In diesem Rhythmus werden Truppe und Material ausgetauscht, sodass sich jede Rotation unterschiedlich zusammensetzt.

Bundeswehr "übungsbereit, aber nicht verteidigungsbereit"

Mit den Bündnispartnern, der Ukraine und auch mit der Rüstungsindustrie stehe man im ständigen Austausch darüber, und werte Erfahrungswerte intensiv aus, so Hübner weiter. Dies habe im Anschluss auch Auswirkungen auf die Ausbildung und die Kampfweise, die trainiert werden muss. Außerdem gebe es einen engen Austausch darüber, wie leistungsfähig die Waffensysteme sind. "Wir wissen auch, wo ich einen russischen Panzer bekämpfen muss, um erfolgreich zu sein." Derzeit sei die Bundeswehr seiner Ansicht nach "übungsbereit, aber eher nicht verteidigungsbereit". Man sei "nicht ansatzweise so weit, wo wir sein müssten", so Hübner.

"Wir sind natürlich in der Lage, immer verlässlich Truppenkontingente nach Litauen zu schicken. Um aber als Division in Gänze einsatzbereit zu sein und auch in der aktuellen Lage wirklich voll kriegstüchtig zu sein, brauchen wir erhebliche weitere Modernisierung." Generalmajor Heico Hübner, Kommandeur 1. Panzerdivision

Hoffnungen liegen auf Sondervermögen der Bundesregierung

Die Hoffnung der Soldaten, vom General bis zum Gefreiten, liege derzeit auf den geplanten milliardenschweren Investitionen der neuen Bundesregierung für die Bundeswehr. Ab dem kommendem Jahr soll dauerhaft eine Bundeswehr-Brigade in Litauen stationiert werden. Die halbjährlichen Rotationen der Bataillone im Baltikum aber werden bleiben. Der Einsatz an der Ostflanke des Verteidigungsbündnisses soll für die Truppenteile aus Mecklenburg-Vorpommern im Spätsommer beginnen und rund ein halbes Jahr dauern.

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Russisches Manöver im September im Visier von Beobachtern

In diesen Zeitraum fällt auch das russische Manöver "Zapad" ("Westen") im litauischen Nachbarland Belarus. Die diesjährige Auflage der russischen Großübung, die im September beginnen soll, weckt besonders viel Aufmerksamkeit westlicher Beobachter. Die letzte Auflage des Manövers im Jahr 2021 diente dazu, erhebliche russische Truppenteile an die Grenze zur Ukraine zu verlegen. Im Februar 2022 waren Teile dieser Einheiten an der russischen Invasion der Ukraine beteiligt. Einige Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass Russland angesichts der angespannten Sicherheitslage und der von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Zweifel an der NATO-Beistandsverpflichtung der Bündnisstaaten bei einem Angriff auf eines der Mitglieder, versuchen könnte, genau dies zu testen - etwa mit einem lokal begrenzten Angriff auf ein baltisches Land.

Hübner: "Wir beobachten sehr genau"

"Wir beobachten sehr genau, was im Einzelnen abläuft, welche Truppenkörper verlegt werden, wo sie bleiben und welche Verfahren angewandt werden,", so Darauf angesprochen, antwortet Generalmajor Hübner. Seine Einheit fühle sich aber sehr gut vorbereitet mit Blick auf die eigenen Verteidigungsplanung. 

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 19.03.2025 | 19:30 Uhr

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