Sensationsfund: Blaukrabbe in südlicher Ostsee nachgewiesen
Mehr als 20 Zentimeter breit und blau: Ein Spaziergänger hat im April auf der Insel Usedom eine ungewöhnliche Krabbe gefunden. Schnell war klar: Es handelt sich um einen "Sensationsfund".
An der Küste von Mecklenburg-Vorpommern ist eine dort bislang unbekannte Krabbenart aufgetaucht: die Blaukrabbe. Bei dem Fund auf Usedom handelt es sich nach Angaben des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund um den ersten Nachweis der Krabbe an der südlichen Ostseeküste. "Das ist wirklich eine Sensation", so Ines Martin vom Museum. Eigentlich stamme die Art von der amerikanischen Ostküste.
Ungewöhnlich groß und blau
Im Vergleich zu heimischen Krabben ist das Tier mit mehr als 20 Zentimetern Breite ungewöhnlich groß. Das Exemplar sei tot 200 Meter neben der Seebrücke in Ahlbeck von einem Strandspaziergänger gefunden worden. Aufgrund der auffälligen Blaufärbung habe der Mann gleich erkannt, dass es sich um eine besondere Krabbe handelt. Der Mann habe das Meeresmuseum und Martin als Kuratorin für Krebse verständigt. Martin zufolge gibt es schon wenige Nachweise für die Nordsee, aber noch keinen Nachweis so weit östlich.
Erster Nachweis für Europa in Frankreich
Um 1900 habe es an der französischen Atlantikküste einen ersten Nachweis dieser Art in Europa gegeben und 1964 den ersten Fund in der Nordsee in der Nähe von Cuxhaven. "Nur zwei Einzelnachweise für die Ostsee sind bisher in der Literatur erwähnt: 1951 bei Kopenhagen und 2007 weiter nördlich in Skagen, zwischen dem Kattegat und Skagerak. Für die innere Ostsee waren bis dato keine Funde gemeldet", erklärt Martin weiter.
Eine bedrohliche Delikatesse?
Wie die Krabbe hierher kam, kann laut Meeresmuseum nur gemutmaßt werden. Immer wieder verirrten sich Tiere und gelangten auch begünstigt von bestimmten Strömungen in die Ostsee. Nach Aussage Martins ist die Krabbe für die Fischerei sehr interessant. "Vor allem das Muskelfleisch in den Gliedmaßen gilt als Delikatesse", so die Biologin weiter. Jedoch könnte das Tier den Wissenschaftlern vom Meeresmuseum zufolge auch Probleme verursachen. Die Blaukrabbe steht auf der EU-Liste der invasiven Arten: Sie hat außerhalb der ursprünglichen Heimat keine Fressfeinde und kann so die Tier- und Pflanzenwelt einer neuen Umgebung erheblich schädigen. Allerdings sei noch lange nicht klar, wie viele Exemplare bislang in unseren Breitengraden leben - als "Plage" oder Gefahr" gelte sie hier noch lange nicht.
5.500 Objekte in Krebstier-Sammlung
Für Annerose Goldbecher, Präparatorin des Meeresmuseums, handelt es sich bei der Krabbe um einen Glücksfund. Im Rahmen der Modernisierung des Meeresmuseums bereitete sie zuletzt ein älteres Exemplar einer Blaukrabbe aus der Sammlung für die Ausstellung vor. Durch die Konservierung fehlte allerdings die Farbe, weshalb sie den Panzer neu einfärben musste. Die nun gefundene Blaukrabbe wird von ihr konserviert und anschließend Teil der biologischen Sammlung des Deutschen Meeresmuseums. Zur Krebstier-Sammlung zählen laut Museum bereits über 5.500 Objekte, darunter etwa das Präparat einer Japanischen Riesenkrabbe.