Sea-Ranger: Neue Fischerausbildung in MV geht in die Pilotphase
Vom Fischen allein kann in Mecklenburg-Vorpommern kein Küstenfischer mehr leben. Die Zunft stirbt aus und mit ihr auch ein landestypisches Kulturerbe. Eine Neuausrichtung des Fischerberufes soll diesen Trend nun stoppen.
Noch im Oktober sollen Umschulungen zum neuen Fischer - dem Fachwirt "Fischerei und Meeresumwelt" - beginnen. Anfang des Jahres könnten die ersten "Förster des Meeres" dann an die Arbeit gehen, so Oliver Greve, Mitinitiator des Projektes im Nordmagazin. Greve ist Geschäftsführer der Fischereigenossenschaft Wismarbucht, hat die Idee für die Neukonzeption des Fischerberufes an Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) herangetragen. Dieser ebnete dann den Weg für ein erstes Kick-off-Treffen am Donnerstag im Landwirtschaftsministerium in Schwerin.
Breit aufgestelltes Berufsbild
Stetig sinkende Fangquoten für Dorsch und Hering seien die Ursache dafür, dass viele Fischer aufgegeben oder sich frühzeitig zur Ruhe gesetzt haben, erklärt Greve. Ein Trend, der nun mit der Neuausgestaltung des Fischerberufes gestoppt werden soll. Die Idee: Der Fischer wird für das Meer das, was der Förster für den Wald ist. Etwa 50 dieser sogenannte Sea-Ranger sollen sollen dann im Nordosten an den rund 1.700 Kilometern Küstenlinie in den nächsten zehn Jahren aktiv werden. Aufgaben, die bisher niemand oder einzelne Organisationen übernommen haben, sollen jetzt aus einer Hand koordiniert werden.
Arbeit für Wissenschaft und Naturschutz
Fischfang und -Verkauf sind dann nur eines der Aufgabenfelder der sogenannten Sea-Ranger. Ihre Fänge sollen sie zu wissenschaftlichen Zwecken erfassen, um an detailliertere Daten über den Zustand der Ostsee und ihrer Bewohner zu gelangen. Weiterhin soll der Meeresförster dabei helfen, Bestände gezielt wieder aufzubauen. Er soll Fische in Auqakulturen züchten und sie dann aussetzen. Zudem überwacht und pflegt er den Lebensraum Ostsee, hilft beispielsweise dabei, Seegras-Wiesen anzupflanzen.
Kultureller Auftrag im Dienste des Landes
Auch Öffentlichkeitsarbeit zählt dann zu den Kernaufgaben des Fachwirts "Fischerei und Meeresumwelt". An der Küste und in den Häfen ist er Ansprechpartner für Touristen. Auch soll das kulturelle Erbe der traditionellen Küstenfischerei nicht auf der Strecke bleiben. Der Sea-Ranger bewahrt das Wissen um die Küstenfischerei und erhält Anlegeplätze, Boote und Fanggerät.
Weiterbildung an Berufsschule in Sassnitz geplant
Zunächst solle die Finanzierung projektweise erfolgen und die Mittel über einen Verein an die Sea-Ranger verteilt werden, so Oliver Greve. Perspektivisch erfolgt die Bezahlung direkt aus Töpfen des Landes: "Ziel ist, dass es eine Staatsaufgabe ist, die der Fischer dann übernimmt und dafür dann auch monatlich Geld bekommt."
Noch im Mai sollen Aus- und Weiterbildungsinhalte vom BilSE-Institut in Güstrow, einem branchenübergreifenden Bildungsdienstleister, ausgearbeitet werden. Der Start für die Weiterbildung ist dann für Herbst geplant - mit Gastdozenten, aller Voraussicht nach an der Berufsschule in Sassnitz.