Selenskyj besucht Patriot-Einheit in MV: Pistorius sagt weitere Waffen zu

Stand: 14.06.2024 08:54 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Soldaten auf einem Truppenübungsplatz in Mecklenburg-Vorpommern besucht. Bundesverteidigungsminister Pistorius sagte der Ukraine weitere Waffenlieferungen zu - darunter Strike-Drohnen und Patriot-Lenkflugkörper.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war am Dienstagnachmittag zu einem Truppenbesuch in Mecklenburg-Vorpommern (der genaue Standort ist der Redaktion bekannt, wir veröffentlichen ihn auf Bitten des Bundesministeriums der Verteidigung nicht. Hintergrund waren Sicherheitsbedenken). Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat ihn begleitet und während des Besuches Zusagen für die Lieferung weiterer Waffen an die Ukraine gemacht. Nach NDR Informationen wird Deutschland kurze Handwaffen, darunter Scharfschützengewehre, Panzerabwehrwaffen, mehrere tausend Strike-Drohnen und gemeinsam mit weiteren Partnern 100 zusätzliche Patriot-Lenkflugkörper liefern.

Ausbildung ukrainischer Soldaten

Selenskyj traf bei seinem Besuch in Mecklenburg-Vorpommern ukrainische Soldaten, die derzeit von einer Flugabwehrraketengruppe am Patriot-System ausgebildet werden. Erst vor zwei Wochen hatte sich Pistorius bei seinem Besuch in Sanitz bei Rostock dafür ausgesprochen, die ukrainischen Soldaten auch weiterhin in Deutschland auszubilden - anders als der französische Präsident, Emmanuel Macron, der dafür warb, die Ausbildung künftig in die Ukraine zu verlagern. Das sei zu unsicher, hielt Pistorius dagegen.

Selenskyj bittet um Hilfe für Ukraine-Luftabwehr

Vor dem Besuch in Mecklenburg-Vorpommern hatte der ukrainische Präsident im Rahmen der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz, zu der er nach Berlin gekommen war, die Lieferung von weiteren Luftverteidigungssystemen gefordert: "Wir benötigen mindestens noch sieben weitere Patriot-Systeme, um in nächster Zeit unsere großen Städte zu schützen." Bestärkt wurde Selenskyj von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) persönlich. Die Ukraine brauche eine weitere Stärkung der Luftverteidigung des Landes gegen russische Angriffe.

Deutsches Patriot-Systeme in der Ukraine

Deutschland hat bereits zwei Patriot-Systeme in die Ukraine verlegt, auch die Flugabwehrraketengruppe in Sanitz wird eines ihrer drei Systeme dorthin abgeben. Bei seinem letzten Besuch in Mecklenburg-Vorpommern hatte der Verteidigungsminister angekündigt, neben den vier schon im April bestellten Systemen, den Bau vier weiterer kurzfristig zu beauftragen.

Flugabwehrraketensystem Patriot

Das Patriot-Raketensystem gilt als eines der modernsten westlichen Flugabwehrsysteme. Es wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren von den US-Rüstungskonzernen Raytheon und Lockheed entwickelt und wird in weltweit knapp 80 Länder exportiert - meistens jedoch in der Ursprungskonfiguration PAC-1. Allein die USA, Deutschland und die Niederlande verfügen über den neuesten Standard PAC-3, der ab 2001 auf den Markt kam. In Deutschland ist das System seit 1989 im Einsatz.

Bis zu 50 Flugziele kann Patriot gleichzeitig kontrollieren.
Circa 70 Kilometer beträgt die Reichweite.
Das Patriot-System kann mehrere Luftziele gleichzeitig bekämpfen.

Das deutsche System, das aus Radar, Gefechtsstand und den Startgeräten besteht, ist an drei Standorten in Deutschland stationiert. Zum Flugabwehrraketengeschwader 1 in Husum gehören die Flugabwehrraketengruppen 21, 24 und 26 in Sanitz, Bad Sülze und Husum.

Deutschland hat der Ukraine zur Abwehr russischer Luftangriffe bisher zwei Patriot-Systeme samt Raketen zur Verfügung gestellt. Eine dritte Einheit soll demnächst folgen. Nach Abzug der drei Systeme sind laut Bundeswehr noch neun in Deutschland. Acht neue Systeme seien im Bestellungsverfahren.

Weitere Informationen
Soldaten der Flugabwehrraketengruppen 21 und 24 (Sanitz und Bad Sülze) stellen das Abwehrsystem "Patriot" in Warbelow (Mecklenburg-Vorpommern) vor. © dpa Foto: Bernd Wüstneck

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 11.06.2024 | 17:00 Uhr

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