Schattenflotte: Zoll beschlagnahmt offenbar Tanker "Eventin"
Der seit Monaten vor Rügen liegende Tanker "Eventin" wurde offenbar beschlagnahmt. Er wird zur russischen Schattenflotte gezählt. Damit geht auch die Ladung von rund 100.000 Tonnen Rohöl in deutschen Besitz über.
Die Bundesregierung hat einem "Spiegel"-Bericht zufolge den russischen Öltanker "Eventin" beschlagnahmt, der seit gut zwei Monaten vor Rügen festsitzt. Das Schiff wurde demnach bereits am Freitag vergangener Woche beschlagnahmt. Durch einen sogenannten Einziehungsbescheid der Generalzolldirektion würden nun sowohl der Tanker als auch die rund 100.000 Tonnen Rohöl im Wert von gut 40 Millionen Euro in deutsches Eigentum übergehen. Die "Eventin", die bis jetzt unter panamaischer Flagge fährt, soll demnach nun umgeflaggt werden. Die Behörden planen außerdem, wie und wo das Rohöl sicher abgepumpt werden kann und was mit dem Schiff passieren soll.
Ministerium: Maßnahmen noch nicht abgeschlossen
Das Bundesfinanzministerium wollte sich auf Anfrage des NDR nicht zu einer möglichen Beschlagnahmung, wie sie der "Spiegel" berichtet, äußern. Zur "Eventin" heißt es, dass die zollrechtlichen Maßnahmen noch nicht rechtsverbindlich abgeschlossen sind und eine Weiterfahrt weiterhin untersagt ist. Die zuständigen Behörden würden das weitere Vorgehen in Hinblick auf Schiff und Ladung prüfen. Das Ministerium machte aber darauf aufmerksam, das der Zoll grundsätzlich nach dem Zollkodex der Europäischen Union Gegenstände unter den dort genannten Voraussetzungen einziehen und verwerten kann.
Zukunft der Besatzung unklar
Wie es mit der Besatzung weitergeht, ist noch unklar. Eine Weiterfahrt ist laut Bundesfinanzministerium derzeit untersagt. Zudem sei die Belieferung der Besatzung mit Lebensmitteln zur Grundversorgung im Einklang mit den bestehenden Rechtsvorschriften innerhalb des Zollgebiets der EU zulässig.
Hunderte Schiffe zählen zu Russlands Schattenflotte
Die 274 Meter lange "Eventin" wird von Experten zur sogenannten russischen Schattenflotte gezählt. Mit dieser umgeht Russland das Öl-Embargo, das als Folge seines Angriffs auf die Ukraine von der EU verhängt wurde. Der Tanker trieb am 10. Januar wegen eines mutmaßlichen Stromausfalls manövrierunfähig in der Ostsee nördlich von Rügen. Wegen der drohenden Gefahr eines Ölaustritts wurde der Tanker ins Gewässer vor Sassnitz geschleppt und wird seitdem dort festgehalten und von deutschen Behörden überwacht.
Der britische maritime Informationsdienst "lloydslist.com" rechnet für die Schattenflotte mit bis zu 460 Tankern, die Umweltschutzorganisation Greenpeace listet 192 Schiffe. 171 davon sind laut Greenpeace in den vergangenen zwei Jahren einmal oder häufiger durch die deutsche Ostsee und das Seegebiet der Kadetrinne gefahren.
