Rückgang der Milchbetriebe in MV: Minister plant Rettungsmaßnahmen
In Mecklenburg-Vorpommern schrumpft die Zahl der Milch- und Rinderbetriebe seit Jahren dramatisch. Jetzt soll eine neue Nutztierstrategie helfen, die Abwärtsspirale zu stoppen.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Anzahl der Milchviehbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern drastisch reduziert. Mehr als 500 Betriebe haben in dieser Zeit aufgegeben. Derzeit existieren nur noch 319 Milchviehbetriebe im Bundesland. Der Rückgang der Milchviehhaltung ist das Resultat mehrerer Herausforderungen: Fachkräftemangel, bürokratische Hürden und volatile Milchpreise tragen zu diesem Trend bei.
Klaus-Dieter Augustin fordert Maßnahmen
Klaus-Dieter Augustin, ein Milchbauer aus Kemnitz bei Greifswald, der 600 Milchkühe hält, äußert sich besorgt über die aktuelle Entwicklung. "Ich weiß nicht, wie weit wir uns das erlauben wollen, aber es kann ja nicht sein, wir holen jetzt schon Gas und Öl von woanders. Wollen wir auch unsere Lebensmittel noch um den halben Kontinent fahren?" Augustin fordert eine stärkere Unterstützung für die Landwirtschaft und schlägt vor, die Bürokratie abzubauen, um die Situation zu verbessern. "Da ist das Baurecht gefordert, es ist ein Krampf, einen neuen Stall zu bauen," so Augustin.
Minister Backhaus sieht politischen Einfluss als Problem
Landwirtschaftsminister Till Backhaus bestätigt, dass bürokratische Hürden eine wesentliche Rolle beim Rückgang der Tierhaltung spielen. "In der Verwaltung würde man sich gegenseitig im Weg stehen," sagt Backhaus. Er hat mehr als 200 Vorschläge zum Bürokratieabbau an das Bundeslandwirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium gesandt. Der Minister führt den Rückgang auch auf politische Entscheidungen in Berlin zurück. "Wir haben tatsächlich einen Deutschlandtrend. Das hängt mit den politischen Rahmenbedingungen in Berlin zusammen. Man möchte keine Tierhaltung in der Form mehr haben," erklärt Backhaus.
Geplante Investitionen und Unterstützung für Tierhalter
Um der negativen Entwicklung entgegenzuwirken, plant das Land Mecklenburg-Vorpommern, ab dem kommenden Jahr verstärkt in die Tierhaltung zu investieren. Backhaus betont die Bedeutung von Tieren für die Kreislaufwirtschaft: "Wenn man über Kreislaufwirtschaft nachdenkt, brauchen wir auch Tiere. Sie liefern uns Nährstoffe, hochwertige Lebensmittel und pflegen unsere Kulturlandschaft."
Herausforderungen für kleinere Betriebe
Für kleinere Betriebe wird die Lage zunehmend schwieriger. Sabine Krüger, Geschäftsführerin der Rinder Allianz in Woldegk, stellt fest: "Betriebe, die unter 200 Kühe haben, die haben es echt schwer. Der Trend geht hin zu größeren Herden und Betrieben, die nicht mehr durch Familien organisiert und finanziert werden, sondern durch Investoren." Ihre Firma verdient ihr Geld zunehmend in ganz Europa und der Welt, da die Kunden vor Ort immer weniger werden.
Nutztierstrategie des Landes
Die neue Nutztierstrategie des Landes Mecklenburg-Vorpommern umfasst Maßnahmen zur Unterstützung der Tierhaltung. Dazu gehören die Straffung von Genehmigungsverfahren für Stallneubauten, Unterstützung bei Umbauten und die Verpachtung landeseigener Flächen an Tierhalter.