Rostock: 6.500 Menschen bei Demo gegen Rechtsextremismus
Die Demonstrationen gegen Rassismus und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern haben in Rostock einen neuen Höhepunkt erreicht: In der größten Stadt des Landes versammelten sich am Donnerstagabend nach Schätzungen der Polizei etwa 6.500 Menschen.
Das waren deutlich mehr als bei den anderen jüngsten Protesten in Mecklenburg-Vorpommern. Das Motto lautete "Nie wieder ist jetzt - alle zusammen gegen den Faschismus". Bei einer ähnlichen Veranstaltung hatten sich vergangene Woche etwa 2.500 Menschen auf dem Neuen Markt in Rostock versammelt.
Bischof Jeremias: Gespräch mit frustrierten Menschen suchen
Der Bischof im Nordkirchen-Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias, sprach von einem starken Zeichen für die Demokratie. Er forderte die Menschen dazu auf, das Gespräch mit Bekannten zu suchen, die bei den anstehenden Europa- und Kommunalwahlen in MV rechts wählen wollten, um sie zu überzeugen, dies nicht zu tun. "Das ist kein einfaches Gespräch." Es brauche aber mehr solcher Gespräche mit frustrierten Menschen.
Zuvor hatten laut Jeremias etwa 400 Menschen in der benachbarten Marienkirche an einem interreligiösen Friedensgebet teilgenommen. "Wir haben uns daran erinnert, dass es 1989 genauso gewesen ist, dass die Friedensgebete in der Marienkirche stattgefunden haben und Menschen mit weichen Knien anschließend auf die Straße gegangen sind", sagte er mit Blick auf die Protestbewegung vor der Wende.
Proteste in Mecklenburg-Vorpommern
Auch in anderen Städten im Nordosten gab es zuletzt große Demos - etwa in Schwerin, Greifswald, Stralsund und Neubrandenburg. Auch bundesweit gab es jüngst viele solcher Demos, teilweise mit Zehntausenden Teilnehmern. Auslöser für die Proteste waren Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremisten am 25. November, an dem in Potsdam einige AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der rechtskonservativen Werteunion teilgenommen hatten.
Rechtsextreme wollen "Remigration"
Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über "Remigration" gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.
AfD im Landtag verunglimpft Demos
Die AfD-Fraktion im Landtag sieht in den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus eine regierungsgesteuerte Kampagne gegen die Opposition. AfD-Fraktionschef Kramer sagte im Schweriner Landtag, ihn erinnere das an die letzten Tage der DDR, in denen regierungsfreundliche Demonstrationen inszeniert worden seien.