Rostock 2050: Wirtschaftlich stark, im Einklang mit der Natur und sozial gerecht?
Wie kann es gelingen, die eigene Stadt so zu gestalten, dass auch unsere Kinder und Enkel noch gerne dort leben? In Rostock mischt die Wissenschaft bei der Suche nach Antworten mit. Seit knapp einem Jahr gibt es dort an der Universität einen Lehrstuhl für nachhaltigen Städtebau und Mobilität.
Lisa Radl ist seit vier Jahren Stadtteilmanagerin in Lichtenhagen, einem Stadtteil, der wächst. 14.000 Menschen leben in dem zu DDR-Zeiten entstandenen Wohngebiet westlich der Warnow – Leerstand gibt es dort kaum, die Quote liegt bei gerade mal 0,7 Prozent. Trotzdem gäbe es viele Probleme: Lisa Radl vermisst eine Post, Kulturangebote, Treffpunkte, irgendein Café oder Restaurant. Vor allem aber ärgert sie sich: "Viele, die in der Innenstadt leben, sehen Lichtenhagen nicht als Teil von Rostock, sondern eher als einen Vorort."
Neue Wege für die Stadtplanung
Eine typische Herausforderung für Stadtplaner, meint Hendrik Jansen, Inhaber des jungen Rostocker Lehrstuhls. Für die neue Folge unseres Podcasts "MV im Fokus" hat Katja Bülow nach neuen Wegen für die Rostocker Zukunft gesucht. Dafür hat sie Professor Jansen und seine Studierenden getroffen, aber auch mit kreativen Köpfen im Lichtenhäger Stadtteilbüro gesprochen. Wir reden außerdem mit Rostocks oberstem Stadtplaner Torsten Fischer und sehen uns auch am "Rostocker Oval" um, dem Gebiet rund um den östlichen Teil des Stadthafens, in dem die Stadt gerade versucht, ein ganzes Bündel von Zukunftsvisionen in die Tat umzusetzen.
Extrem gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Damit "Städtebau" zu "nachhaltigem Städtebau" wird, sind in den Augen von Hendrik Jansen vor allem drei Dinge wichtig: Er muss Voraussetzungen schaffen für eine starke Wirtschaft, für soziale Gerechtigkeit und für eine stabile Umwelt. Was die wirtschaftliche Stärke angeht, ist Rostocks oberster Stadtplaner Torsten Fischer zuversichtlich: "Es gibt hier extrem gute Rahmenbedingungen." Dazu gehöre die Lage zwischen den großen Städten Berlin, Hamburg und Kopenhagen genauso wie die Ostsee vor der Haustür. Denn die mache es leichter, Arbeitskräfte und ihre Familien an den Standort zu holen. Und, was nicht überall der Fall ist: "Wir haben tatsächlich noch Flächen, die wir anbieten können."
Begehrte Flächen
Diese Flächen allerdings sind ein begehrter Schatz. Die Wirtschaft konkurriert unter anderem mit dem Anspruch, schnell mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und dem Wunsch, ausreichend Freiflächen für die Natur zu erhalten. Es darf auch nicht noch mehr Boden zugebaut werden – Rostock hat schon jetzt ein großes Problem damit, dass nicht mehr genug Regenwasser versickern kann. Prof. Jansen glaubt, dass darum in Zukunft viel dichter gebaut werden muss, also nicht immer weiter über die Stadtgrenzen hinaus, sondern indem Baulücken gefüllt, leerstehende Häuser wieder saniert werden. Auch Plattenbauten, die nach dem Fall der Mauer oft um mehrere Etagen zurückgebaut wurden, könnten zur Not wieder Stockwerke obendrauf bekommen – und, warum nicht auch mit Gärten auf den Dächern?
Plauderspaziergänge durch Lichtenhagen
Auch was das soziale Miteinander angeht, ist es oft die Infrastruktur, die die nötigen Voraussetzungen schafft. Im Stadtteilbüro Lichtenhagen sind die Einwohner jetzt gemeinsam mit dem Verein "Stadtgespräche" selber aktiv geworden. Sie laden unter anderem zu Plauderspaziergängen ein, bei denen es um aktuelle Probleme geht, aber auch darum, mit Vorurteilen aufzuräumen und Gästen aus anderen Teilen der Stadt das eigene Wohngebiet zu zeigen.
NDR Reporterin Katja Bülow und Podcast-Host Mirja Freye sprechen über all das in der Folge "Rostock 2050 – Wirtschaftlich stark, im Einklang mit der Natur und sozial gerecht?"
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