Rohrhersteller Deutsche Bogenn in Sassnitz will Insolvenz abwenden
Mit der nachträglichen Zahlung von Krankenkassenbeiträgen hofft der Rohrhersteller Deutsche Bogenn, eine Insolvenz abwenden zu können. Bis Juni soll dann die Produktion in Sassnitz deutlich ausgeweitet werden.
Der Rohrhersteller Deutsche Bogenn will die drohende Insolvenz abwenden. Wie Firmenchef İbrahim Mirmahmutoğulları mitteilt, seien fällige Krankenkassenbeiträge in Höhe von 95.000 Euro an die DAK überwiesen worden. Der Zahlungseingang wurde vom Amtsgericht Stralsund bestätigt. Auch die zwischenzeitlich aufgelaufenen Krankenkassenbeiträge für Januar und Dezember will das Unternehmen bereits beglichen haben. Für diese Zahlung lag dem Gericht aber noch keine Bestätigung vor, so ein Gerichtssprecher.
Fährhafen Sassnitz fordert auch Geld
Die DAK ist nicht der einzige Gläubiger des Unternehmens, das zur türkischen MIR-Holding gehört. Auch der Fährhafen Sassnitz wartet auf Geld von der Deutschen Bogenn. Wegen des laufenden Verfahrens wolle man sich dazu nicht äußern, so ein Hafensprecher. Durch die Zahlung an die DAK ist das vorläufige Insolvenzverfahren nicht beendet. Wie die DAK dem NDR mitteilte, wird sie den im Dezember 2024 gestellten Insolvenzantrag auch nicht zurückziehen.
Vorwürfe an den Insolvenzverwalter
Firmenchef Mirmahmutoğulları sagte, durch das vorläufige Insolvenzverfahren seien Verträge im Wert von zehn Millionen Euro gefährdet. Er erhob Vorwürfe gegen den vorläufigen Insolvenzverwalter. Dieser soll den Kunden mitgeteilt haben, dass Aufträge nicht ausgeführt werden könnten. Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Kukuk wies den Vorwurf als "falsch" zurück. Es sei seine Aufgabe, die Auftraggeber über die Bestellung eines vorläufigen Insolvenzverwalters und dessen Einziehungsbefugnis hinsichtlich möglicher Forderungen zu informieren, so Kukuk. Zu keinem Zeitpunkt sei den Kunden mitgeteilt worden, dass Aufträge nicht durch die Deutsche Bogenn ausgeführt werden könnten.
Deutsche Bogenn will an Standort festhalten
Trotz des laufenden Verfahrens wolle man am Standort festhalten und dort bis Juni die Mitarbeiterzahl von acht auf 70 erhöhen, so Mirmahmutoğulları. Die Deutsche Bogenn wollte in Sassnitz im großen Stil Kunststoffrohre produzieren und über den Hafen verschiffen. Die Rohre können bis zu 1,5 Kilometer lang sein oder einen Durchmesser von bis zu 3,5 Metern haben. Das Land stellte 2016 für die geplante Produktion rund neun Millionen Euro Fördermittel bereit. 65 Arbeitsplätze sollten in der ersten Ausbaustufe entstehen.
Angeblich behindern Visa-Probleme Produktionsstart
Bislang kam es in Sassnitz weder zu der Großproduktion, noch wurden die versprochenen Arbeitsplätze geschaffen. Das hänge mit Visaproblemen in den deutschen Konsulaten zusammen, so Firmenchef Mirmahmutoğulları. Angeblich hätten keine "Meister-Fachkräfte" aus der Türkei nach Deutschland kommen können. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es dazu, die Wartezeit in der Botschaft Ankara auf ein Visum habe zuletzt auf wenige Wochen reduziert werden können. Reisende mit Wirtschaftsbezug und Berufskraftfahrer würden stets bevorzugt behandelt.
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