Eine Seniorin hält sich ein Telefon an ihr Ohr. © dpa Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Betrugsmasche Enkeltrick: Täter suchen gezielt nach alten Namen

Stand: 17.09.2024 08:25 Uhr

Trickbetrüger haben in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2023 deutlich mehr finanziellen Schaden verursacht als im Vorjahr. Insbesondere ältere Menschen sind von den perfiden Methoden der Betrüger betroffen.

Der finanzielle Schaden durch Trickbetrug in Mecklenburg-Vorpommern ist im vergangenen Jahr deutlich höher gewesen als noch 2022. Ältere Menschen sind dabei besonders häufig das Ziel von Kriminellen. Das Landeskriminalamt (LKA) nennt zwei Hauptursachen für den Anstieg.

Schadenssumme erreicht neuen Höchststand

Im Jahr 2023 belief sich der Schaden durch sogenannte Trickstraftaten in Mecklenburg-Vorpommern auf rund 4,7 Millionen Euro. Das ist ein Anstieg um etwa 700.000 Euro im Vergleich zu 2022. Bereits in den Vorjahren war ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen: 2021 lag der Schaden noch bei 3,5 Millionen Euro, während er in den Jahren 2019 und 2020 jeweils unter zwei Millionen Euro lag. Auch der durchschnittliche Schaden pro Fall erhöhte sich deutlich von rund 1.300 Euro in den Vorjahren auf knapp 2.000 Euro im Jahr 2023.

Enkeltrick bleibt häufige Methode

Besonders oft sind ältere Menschen von Trickbetrügern betroffen, die sich mit dem sogenannten Enkeltrick Zugang zu Bargeld oder Wertgegenständen verschaffen. Dabei geben sich die Täter als Enkel der Opfer aus, um an deren Geld zu gelangen. "Den alten Menschen werden Geschichten erzählt. Dass ein Kind oder eine Enkelin einen Unfall verursacht hat und jetzt viel Geld bezahlen muss. Oder dass Diebe in der Nachbarschaft unterwegs sind", erklärt Michael Simoni vom LKA in Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2023 wurden im Nordosten Deutschlands 721 vollendete Taten dieser Art registriert, was einem Anstieg von rund 100 Fällen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Zusätzlich blieb es in über 1.600 Fällen bei versuchten Trickstraftaten, während im Jahr 2022 noch mehr als 2.500 Versuche verzeichnet wurden.

Betrüger sind organisiert und suchen gezielt nach alt klingenden Namen

Die Betrüger gehen dabei laut LKA oft sehr strukturiert vor. Die Anrufe kämen meistens aus Polen, der Türkei und dem Libanon. "Da kann man tatsächlich auch teilweise von richtigen Callcentern sprechen. Also richtige Großraumbüros, wo viele Menschen telefonieren. Bei den polnischen Tatverdächtigen haben wir auch festgestellt, die agieren teilweise aus Ferienwohnungen heraus und aus angemieteten Hotels, Einfamilienhäusern oder Wohnungen", beschreibt Simoni dieStrukturen der Telefonbetrüger. "Es gibt ja viele Online-Telefonbücher, in denen man mit bestimmten Suchbegriffen arbeiten kann. Die Täter suchen sich in diesen Telefonbüchern alt klingende Namen raus, also beispielsweise eine Ingeborg oder eine Waltraud", erläutert Simoni weiter.

Gründe für den Anstieg: Love-Scams und Kryptowährungsbetrug

Das LKA nennt zwei wesentliche Gründe für den starken Anstieg der Schadenssumme im Jahr 2023. Zum einen haben Betrügereien in Form von sogenannten Love-Scams zugenommen. Dabei erstellen Kriminelle gefälschte Profile auf Social-Media-Plattformen oder in Dating-Apps, um das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen und sie um Geld zu betrügen. Zum anderen nimmt die Zahl der Straftaten im Zusammenhang mit Kryptowährungen zu. Diese digitalen Zahlungsmittel bieten Betrügern neue Möglichkeiten, an das Geld ihrer Opfer zu gelangen.

Maßnahmen zur Prävention

Angesichts der steigenden Zahl an Betrugsfällen betont das LKA die Notwendigkeit, ältere Menschen besser über die Risiken aufzuklären. Präventionsmaßnahmen, wie Informationskampagnen und Beratungsgespräche, sind entscheidend, um diese besonders gefährdete Bevölkerungsgruppe vor den Machenschaften der Betrüger zu schützen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 17.09.2024 | 19:30 Uhr

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