Regenfakten vom Wetterstudio Hiddensee
Die wichtigsten Fakten zum Wassermangel in MV, zusammengefasst von Stefan Kreibohm, Meteorologe im NDR-Wetterstudio auf Hiddensee.
Die Pegelstände in den Gewässern in MV sinken weiter. Ist diese Entwicklung besorgniserregend?
Aus meteorologischer Sicht sieht es eher entspannt aus, denn es ist weder Trockenheit noch Hitze in Sicht. Im Gegenteil, es deutet Vieles auf einen relativ nassen Hochsommer hin.
Gefühlt hat es in diesem Jahr extrem wenig geregnet. Ist das wirklich so?
Das Gefühl trügt und rührt sicher aus der langen Trockenheit im Mai und Juni. Doch davor und auch danach hat es regional viel geregnet. Sommertypisch sind, weil große Regengebiete dann selten sind, der Schauercharakter der Niederschläge. Und dies führt zu großen Unterschieden von Ort zu Ort. Im Flächenmittel liegen wir in MV bei ca. 290 l/m², das sind etwa 40 l/m² weniger als im langjährigen Mittel für diese Zeit. Das ist ein Defizit, aber kein besonders Großes.
Was sind die Gründe für den geringen Niederschlag?
Die stabile Hochdrucklage im Mai und Juni, in der Zeit liefen wir ins Defizit, zuvor lagen wir ziemlich genau im "Soll".
Wo hat es denn im Land am wenigsten geregnet?
Der bis jetzt niederschlagsärmste Ort liegt in Vorpommern-Greifswald. In Neetzow sind 209 l/m² gefallen. Dem stehen 413 l/m² in Dodow (LUP) gegenüber, dem regenreichsten Ort bisher. Ohnehin gibt es ein Gefälle von West nach Ost, es ist in Vorpommern und auch auf Poel bisher trockener als im Rest des Landes.
Wieviel müsste es denn regnen, um das Defizit auszugleichen?
Da in der Fläche rund 40 l/m² fehlen, müsste es mal einen Monat geben, in dem überall doppelt so viel Regen fällt wie im Mittel. Dann wäre die Bilanz 2023 ausgeglichen. Um das Defizit im Boden auszugleichen müsste es sicherlich viel mehr regnen: Statt der üblichen Jahresmenge von 500 bis 600 l/m² wären über 700 l/m² am Ende ideal.
Werden wir mit weiteren Trockenperioden rechnen müssen?
Das müssen wir immer, denn sie gehören zu unserem Klima dazu. Ob uns aber ein nasser Restsommer bevorsteht, ein nasser Herbst oder ein regenreicher milder Winter, das lässt sich nicht vorhersagen, es ist ebenso möglich wie neue Trockenheit.