Protest auf Weihnachtsmärkten in MV: Zeitweilig keine Musik
Mit einem "Tag der Stille" zeitweilig ohne Musik wird auf Weihnachtsmärkten gegen hohe GEMA-Gebühren protestiert. In Rostock und Greifswald lagen zwischen 11 und 13 Uhr keine weihnachtlichen Klänge in der Luft. Der Konflikt spitzt sich zu.
Viele Weihnachtsmarktbetreiber klagen über die aus ihrer Sicht hohen Musik-Rechnungen der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA). Aus diesen Geldern vergütet die GEMA die Komponisten, Textdichter und Urheber der Musiktitel. Am "Tag der Stille" bleibt es am Montag deshalb deutschlandweit auf einigen Weihnachtsmärkten komplett still. Neben Rostock wollten sich zum Beispiel Leipzig, Dresden, Erfurt und Magdeburg der Protestaktion anschließen. Auf den Weihnachtsmärkten in Rostock und Greifswald ging die Musik am Montag allerdings "nur" zwischen 11 und 13 Uhr aus.
Verzehnfachung der GEMA-Gebühren?
Die Ohrwürmer von "Last Christmas" bis "Winter Wonderland" fielen in dieser Zeit weg. Ein NDR Mitarbeiter beschrieb die Stimmung als "ungewöhnlich". Zu hören war in Rostock nur das Gemurmel von Menschen sowie die Geräuschkulisse der Fahrgastgeschäfte. In Schwerin befinde man sich noch in Verhandlungen, hieß es. Wenn es gar nicht anders gehe, müsse man hier auf GEMA-freie Musik ausweichen. Inga Knospe, die Geschäftsführerin des Rostocker Weihnachtsmarktes, betonte im Gespräch mit NDR MV LIve aber, dass man weiterhin bekannte Weihnachtsmusik spielen wolle, allerdings zu nachvollziehbaren und tragbaren Konditionen. Konkrete Zahlen wollte Knospe nicht nennen, aber sie sagte, dass es bei den großen Märkten um eine Verzehnfachung der Gebühren gehe. Damit läge man im fünfstelligen Bereich allein für die Bezahlung von GEMA-Gebühren.
GEMA weist Vorwürfe zurück
Die Verwertungsgesellschaft GEMA weist die Vorwürfe zu hoher Gebühren allerdings zurück. Je größer die beschallte Fläche sei, desto höher seien die Lizenzkosten. Doch dieser Tarif ist nicht neu: Seit 2011 werden die Kosten anhand der Größe der Märkte berechnet. Die Kosten könnten also gestiegen sein, weil viele Weihnachtsmärkte gewachsen sind, so GEMA-Sprecherin Ursula Goebel. Auch die Öffnungszeiten seien oft verlängert worden.
GEMA: Weihnachtsmärkte machten falsche Angaben
Außerdem: "Wir wissen, dass einzelne Weihnachtsmärkte falsche Angaben gemacht haben. Einige große, umsatzstarke Märkte haben uns deutlich zu kleine Flächen gemeldet", erklärt GEMA-Vorstandsmitglied Georg Oeller. Bis 2022 habe die GEMA die Gesamtfläche der Märkte nicht kontrolliert, sondern sich auf die gewissenhafte und korrekte Anmeldung der Weihnachtsmarktbetreiber verlassen. Stichprobenartige Überprüfungen im vergangenen Jahr hätten jedoch gezeigt, dass dies nicht der Fall war, so Goebel. "Ich will nicht allen vorsätzliches Handeln vorwerfen, aber es gibt sicher einige, die in den vergangenen Jahren falsche Flächen angemeldet haben oder das einfach nicht gewusst haben", sagt die Sprecherin. Inga Knospe bezog bei NDR MV LIVE zu diesem Vorwurf Stellung: "Es war bisher so, dass es für individuelle Flächenkonzepte auch individuelle Gebührenlösungen gab."
Städtetag ist im Gespräch
Der Deutsche Städtetag hat auf die Situation reagiert und das Gespräch mit der GEMA gesucht. "Uns wurde zugesagt, dass die GEMA auf die Städte mit signifikant höheren Rechnungen zugehen wird, um Lösungen dafür zu finden", teilt der Deutsche Städtetag mit. Der GEMA-Vorstand blickt allerdings kritisch auf die Arbeit des Städtetags. "Im Hinblick auf die Weihnachtsmärkte ist der Verband seiner Aufgabe, noch deutlicher über die Anwendung des Tarifs zu informieren, offensichtlich nicht ausreichend nachgekommen", so Oeller. Auch die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland befindet sich nach eigenen Angaben mit der Verwertungsgesellschaft in Verhandlungen. Aus Sicht der Vereinigung braucht es bessere Definitionen für die verschiedenen Tarife und es sollte darüber gesprochen werden, ob die derzeitigen Tarifmodelle überhaupt angemessen sind für Stadtfeste.