Hohe GEMA-Gebühren: Weihnachtsmärkte bald ohne Musik?
Wegen höherer GEMA-Gebühren wollen Städte in Niedersachsen die Hintergrundmusik und Auftritte von Chören reduzieren. Braunschweig plant, ganz auf Livemusik zu verzichten. Die GEMA weist die Vorwürfe zurück.
Für neuere Live- und Hintergrundmusik auf dem Weihnachtsmarkt müssen die Städte Gebühren an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) zahlen. Die Gebühren sind nun aber neu berechnet worden: Die Landeshauptstadt Hannover berichtet auf Nachfrage von einer Kostensteigerung von 9.500 Euro auf 45.000 Euro im vergangenen Jahr. Die Stadt Oldenburg spricht von einer Steigerung um das 20-fache, die Stadt Braunschweig rechnet mit dem 15-fachen. "Das wären rund 18.000 Euro zusätzliche Kosten für den diesjährigen Weihnachtsmarkt. Das ist weit mehr als die Musikgruppen selbst bekommen", sagte Stadtmarketing-Geschäftsführer Gerold Leppa.
GEMA: "Preissteigerung als solche gibt es nicht"
Bislang sei für die Berechnung der GEMA-Gebühr die beanspruchte Auftritts- und Publikumsfläche herangezogen worden, sagte Leppa. Nun dient die Gesamtfläche des Weihnachtsmarktes als Grundlage. Das sei völlig unverständlich: "Der Weihnachtsmarkt ist ja kein Open-Air-Konzert", erklärte der Stadtmarketing-Chef. Die GEMA weist die Vorwürfe zurück und verweist auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs, das die Berechnungsgrundlage für den Tarif für alle Weihnachtsmärkte definiert. Der Tarif sei bereits vor fünf Jahren mit dem Deutschen Städtetag ausgehandelt worden, jedoch erst nach der Corona-Pandemie umfassend angewandt worden. Zudem seien die von den Städten gemeldeten Flächen inzwischen mit modernen Hilfsmitteln neu vermessen worden. "Wir haben dabei deutliche Diskrepanzen festgestellt", sagte eine Sprecherin der GEMA. Aus diesen Gründen sei es in Einzelfällen zu höheren Gebühren gekommen. "Eine Preissteigerung als solche gibt es also nicht."
Städte bemühen sich um andere Lösung
Die Stadt Braunschweig plant den diesjährigen Weihnachtsmarkt wegen der hohen Kosten vorerst ohne den Auftritt von Chören und Musikgruppen. Aus Hannover heißt es, über den Deutschen Städtetag versuche man aktuell, eine andere Lösung für die großen Weihnachtsmärkte in Deutschland zu finden. Ansonsten werde auf den Weihnachtsmärkten wohl lediglich GEMA-freie Musik gespielt. GEMA-frei sind in der Regel Lieder, deren Urheber seit mehr als 70 Jahren tot ist. Die Stadt Hameln teilte dem NDR Niedersachsen mit, während des Weihnachtsmarktes werde es drei oder vier GEMA-Tage geben, an denen GEMA-pflichtige Musik gespielt und gesungen wird. Ähnlich wollen etwa Oldenburg, Nordhorn und Uelzen und vorgehen. Für die Musik in den einzelnen Buden sind die Schausteller zuständig, die eigene Abrechnungen und Verträge mit der GEMA haben.