Insolvenz von Robert Schnell: Hat der AfD-Kandidat seine Partei belogen?
Der AfD-Bundestagskandidat Robert Schnell hat seine Partei möglicherweise belogen. Er machte offenbar falsche Angaben zu seinen wirtschaftlichen Verhältnissen und verschwieg, dass er hochverschuldet ist.
Vor knapp zwei Wochen auf dem AfD-Landesparteitag in Neubrandenburg: Robert Schnell kandidiert für den AfD-Listenplatz 6 zur bevorstehenden Bundestagswahl. Vom Tagungspräsidium wird er - wie alle anderen Kandidaten zuvor auch - gefragt, ob er in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen lebt. Die Basis will wissen, ob die Bewerber auf politische Ämter ihre Finanzen im Griff haben. Schnell ist auf die Frage vorbereitet und antwortet vom Pult aus: "Ich habe einen Job und kann meine laufenden Verpflichtungen bedienen. Ja."
Schnell hat Privatinsolvenz angemeldet
Mit dieser Aussage hat er 37-Jährige ganz offenbar die Wahrheit verfehlt. Denn drei Tage nach dem Parteitag veröffentlichte das Amtsgericht Neubrandenburg eine Insolvenzbekanntmachung mit dem Aktenzeichen 702 IN 558/23. Daraus wird deutlich, dass gegen Schnell ein Privatinsolvenzverfahren läuft und er erheblich in den roten Zahlen steckt. Gläubiger fordern insgesamt 235.656,01 Euro von ihm. Dem steht ein Massebestand von 899,26 Euro gegenüber. Das heißt auch, Schnell ist offenbar pleite.
Landesvorstand will sich mit dem Fall beschäftigen
Dem Parteitag hat er davon nichts erzählt. Der Landesvorsitzende Leif-Erik Holm zeigte sich auf NDR Anfrage erstaunt über den Fall. Er meinte, die Sache werde den Landesvorstand beschäftigen. Der tagt am kommenden Montag. Anlass zu weiteren Konsequenzen sieht Holm vorerst wohl nicht. Andere in der Partei fühlen sich von Schnell betrogen, sie zweifeln seine Glaubwürdigkeit an. Bei der Wahl um Listenplatz 6 kandidierte auch der Ex-Landtagsabgeordnete Christoph Grimm. In dem Zweikampf unterlag er am Ende Schnell.
Schnell will sich nicht äußern
Grimm sieht sich getäuscht. Er sagte, Schnell habe ihn nicht über den Zustand seiner wirtschaftlichen Verhältnisse informiert. Auf Anfrage erklärte Grimm, er sehe allerdings wenig Aussichten auf Erfolg bei der Anfechtung der Wahl. Schnell selbst wollte sich auf NDR Anfrage nicht zu dem Fall äußern. Er gab sich in einem Telefonat ungehalten und erbost. Der Neubrandenburger vermutete parteiinterne Intrigen und Durchstechereien als Ausgangspunkt für journalistische Nachfragen. Schnell räumte allerdings ein, dass die Insolvenzbekanntmachungen auch in seinem Fall öffentlich sind.
Gläubiger können noch weitere Forderungen anmelden
Unklar bleibt, wie Schnell in der Vergangenheit den Schuldenberg von mehr als 200.000 Euro anhäufen konnte. Eine Restschuldbefreiung ist noch nicht erfolgt - bis Ende Januar können Gläubiger noch weitere Forderungen anmelden. Der AfD-Mann ist kommunaler Berufspolitiker: Schnell ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Kreistag Mecklenburgische Seenplatte, er ist Stadtvertreter in Neubrandenburg und dort als Fraktionsgeschäftsführer auf Steuerzahlerkosten beschäftigt. 2016 hat er den Landesverband der Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA) gegründet. Der wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. Schnell war in der Vergangenheit wegen dubioser Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit einem Internet-Betrug in die Schlagzeilen geraten und hatte Ärger mit der Justiz.