Parteitag der Linken in MV: Hennis Herbst neuer Vorsitzender
Nach dem schwachen Abschneiden bei den Europa- und Kommunalwahlen haben die Linken auf einem Parteitag in Waren einen neuen Landesvorsitzenden gewählt. Hennis Herbst aus Greifswald übernimmt eine schwierige Aufgabe.
Keine fünf Prozent bei den Europawahlen, weniger als zehn Prozent bei den Kommunalwahlen - das war das desaströse Ergebnis der Linken am 9. Juni. Nun will der Landesverband in Mecklenburg-Vorpommern einen Neuanfang mit einem neuen Vorsitzenden. Auf dem Parteitag in Waren (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) fiel die Wahl auf den 27-jährigen Hennis Herbst aus Greifswald. Er setzte sich gegen drei Mitbewerber durch und erhielt 50 der 103 abgegebenen Stimmen (48,5 Prozent).
Ritter: Zeit für nächste Generation
Der bisherige Linkenchef Peter Ritter aus Stavenhagen hatte bereits bei seiner Wahl vor zwei Jahren angekündigt, nur befristet zur Verfügung zu stehen. Nach dem Desaster bei der Europawahl - als die Linke in Mecklenburg-Vorpommern nur auf knapp fünf Prozent der Stimmen kam - gebe es keinen Grund, seine Meinung zu ändern, so der 65-Jährige. Es sei Zeit für die nächste Generation. Ritter war erster Vorsitzender der Linken bei der Gründung 2007. Damals hatte die Partei mehr als 6.000 Mitglieder - über die Hälfte davon hat sie seit damals verloren.
Herbst: "Wir müssen kampagnenfähig werden."
Der frisch gewählte Landesvorsitzende Herbst, der nach seinem Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaften und öffentlichem Recht nach eigenen Worten nun einen Masterabschluss anstrebt, versucht Aufbruchstimmung zu verbreiten. Innerparteilich wolle er die Strukturen schlagkräftiger machen, sagte er. "Wir müssen kampagnenfähig werden und die Arbeit vor Ort gestalten können." Das sei angesichts geringer werdender finanzieller Mittel schwierig, aber möglich. Die Linke werde gebraucht, sagte er. Gekämpft werden müsse für eine Daseinsvorsorge, die auch Vorpommern zu einem lebenswerten Raum mache, für Arbeits- und Lohngerechtigkeit, für Gleichstellung. "Wir kämpfen für die Menschen, die nicht mit einem goldenen Löffel geboren werden", so Herbst auf dem Parteitag.
Ritter findet zum Abschied eindringliche Worte
Zum Auftakt des Parteitages hatte der bisherige Landesvorsitzende Peter Ritter eine bewegende Abschiedsrede gehalten. Die Linke sei nach dem Eingehen von Regierungsbeteiligungen in mehreren Bundesländern und dem Gewinn von Landrats- und Oberbürgermeisterposten zu selbstzufrieden geworden, kritisierte der 65-Jährige. "Wir haben unseren Kompass verloren und sollten uns dringend auf die Suche machen", sagte er. Wichtige inhaltliche Fragen seien ausgeblendet worden. Die Trennung von Sahra Wagenknecht habe zu lange gedauert. Das habe mürbe gemacht. Das Motto für die Linke müsse künftig wieder lauten: "Machen statt Zaudern", forderte Ritter.