Neue Balkanroute: Vermehrt illegale Einreisen über Polen nach MV

Stand: 22.09.2023 19:30 Uhr

In den ersten sieben Monaten dieses Jahres sind im Osten Mecklenburg-Vorpommerns mehr als doppelt so viele illegal eingereiste Menschen registriert worden wie im Vergleichszeitraum. Allein am Donnerstag wurden 55 Flüchtlinge aufgegriffen.

In den ersten sieben Monaten dieses Jahres sind im Osten Mecklenburg-Vorpommerns mehr als doppelt so viele illegal eingereiste Menschen registriert worden wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Nach Zahlen der Bundespolizeiinspektion Pasewalk wurden bis einschließlich Juli 604 illegal Eingereiste aufgegriffen. 2022 waren es bis Juli 287. Von den Aufgegriffenen waren 16 Prozent Frauen und 8 Prozent Kinder.

Polizei in MV führt im Grenzgebiet verstärkt Kontrollen durch

Ein Sprecher der Bundespolizei teilte weiter mit, dass die illegale Migration nach Deutschland derzeit vor allem über die östliche Mittelmeerroute und weiter über die Balkanregion sowie über Belarus und Polen führe. Demzufolge sei Deutschland insbesondere von unerlaubten Einreisen über die östlichen und südlichen Grenzen betroffen. Hier sei die Bundespolizei deshalb besonders aktiv. So führten die Beamten auch in MV in einem 30-Kilometer-Sektor ab der Grenzlinie eine intensivierte Binnengrenzfahndung mit Kontrollen durch.

Illegale Einreisen nehmen zu

In den zurückliegenden sieben Tagen hat die Bundespolizei nach eigenen Angaben an der Grenze zu Polen rund 170 Flüchtlinge aufgegriffen - auch Kinder. Der Landrat von Vorpommern-Greifswald, Michael Sack (CDU), rechnet in den kommenden Wochen noch mit einer deutlichen Steigerung. Die Asylsuchenden stammen vor allem aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und Afrika. In jüngerer Vergangenheit mehren sich die Fälle illegaler Einreisen über die deutsch-polnische Grenze. Die sogenannte "Balkanroute" führte noch vor einigen Jahren hauptsächlich über Österreich nach Deutschland. Inzwischen hat sich aber Polen als Drehkreuz für einen großen Teil der Asylmigration etabliert. Gründe dafür könnten die stationären Grenzkontrollen an der deutschen Grenze zu Österreich sowie das kroatische Grenzregime sein, das Migranten verschiedenen Berichten zufolge seit Jahren gewaltsam zurückdrängt. Befragungen von Geflüchteten durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) haben ergeben, dass sich die Route Türkei-Bulgarien-Serbien-Ungarn-Slowakei-Polen zum neuen Standard entwickelt hat.

Einreise auch über Russland und Belarus

Viele Migranten werden auch von Russland und Belarus aus in Richtung Europäische Union geschickt. Nach Angaben des Brandenburger Innenministeriums kommt aktuell etwa die Hälfte der Personen in den deutschen Erstaufnahmeeinrichtungen über Moskau und Minsk. Auf Nachfrage erklärte die polnische Regierung, dass der Grenzübertritt aus Belarus immer organisierter und verdeckter ablaufe, gesteuert etwa durch Russen.

Aufgegriffene äußern bei der Polizei "Schutzersuchen"

Der für MV zuständige Erste Polizeihauptkommissar Wulf Winterhoff sagte NDR MV, dass sich die Flüchtlinge von der Polizei ansprechen lassen und es in der Regel keine Fluchtversuche gebe. Bezüglich der anschließenden Vorgehensweise erläuterte er: "Viele der unerlaubt eingereisten Menschen äußern im Zuge der Bearbeitung ein Schutzersuchen. In diesem Fall geben wir die Menschen nach der Erstaufnahme weiter an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge."

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 22.09.2023 | 19:30 Uhr

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