VIDEO: Verein queer NB: "Keine breite Basis für Minderheitenrechte in Neubrandenburg" (6 Min)

Neubrandenburg will Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt zeigen

Stand: 14.11.2024 22:52 Uhr

Im Oktober sprach sich eine Mehrheit der Stadtvertretung Neubrandenburgs gegen eine Regenbogenfahne vor dem Bahnhof aus. Nun hat dasselbe Gremium ein Bekenntnis für Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt abgelegt.

Die Stadtvertretung von Neubrandenburg hat sich in ihrer Sitzung am Mittwoch erneut mit dem seit Wochen gärenden Konflikt zur Regenbogenflagge beschäftigt. In einem Beschluss forderten 24 von insgesamt 33 Ratsherren und Ratsfrauen die Stadtverwaltung auf, Vorschläge zu machen, wie in der Vier-Tore-Stadt dauerhaft Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt sichtbar gemacht werden könnten. Es war die erste Sitzung der Stadtvertretung seit dem Beschluss, dass die Regenbogenfahne nicht mehr vor dem Bahnhof hängen soll.

Ist die Regenbogenflagge bald wieder zu sehen?

Die Stadtverwaltung soll bis Mai 2025 ein Konzept dazu vorlegen, wie Neubrandenburg Weltoffenheit am wirksamsten zeigen kann. "Ich gehe davon aus, dass wir im nächsten Jahr die Regenbogenflagge wieder dort [Bahnhof Neubrandenburg] sehen", kommentierte Stadtpräsident Thomas Gesswein den Beschluss der Stadtvertretung. Vor dem Tagungsgebäude hatten sich nach Polizeiangaben rund 80 Menschen versammelt und sich für den Beschluss ausgesprochen.

Oberbürgermeister begrüßt den neuen Beschluss

Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) begrüßte den neuen Beschluss der Stadtvertretung. Aber er nehme zur Kenntnis, "dass es vielleicht doch etwas schnell" gegangen sei, in der einen Sitzung die Regenbogenflagge zu verbieten und in der nächsten "eine Rolle rückwärts" zu vollziehen. Während der Sitzung äußerte unter anderem Sabine Balschat (BSW/BfN) ihre Bedenken, den "demokratischen Beschluss" gegen die Regenbogenfahne auf dem Bahnhofsvorplatz aufgrund des "Mainstreams", der über die Stadt bundesweit "hereingestürmt" sei, so schnell wieder zu ändern.

Auch Tim Großmüller (fraktionslos), der das Flaggenverbot im Oktober auf den Weg gebracht hatte, konnte sich nicht mit dem später angenommenen Vorschlag anfreunden. Als er jedoch während der Sitzung erwähnte, dass einem prominenten Mitglied der queeren Szene Kindesmissbrauch vorgeworfen werde, wurde dies von Björn Bromberger (CDUplus) als unakzeptable Gleichsetzung von "queer" und "pädophil" zurückgewiesen.

Enttäuschung aus der queeren Community

Marcel Spittel vom Verein "queer NB e.V." hatte sich unterdessen mehr Solidarität von der Stadtvertretung erhofft. Statt sich allgemein für Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt auszusprechen, wäre es besser gewesen, sich mehr für die Sicherheit queerer Menschen auch in Neubrandenburg einzusetzen, sagte Spittel gegenüber dem NDR.

Videos
Mit einem bunten Spruchbanner demonstrieren mehrere Personen für Vielfalt, Menschenrechte und gegen Rassismus. © Screenshot
3 Min

Neubrandenburg: Erste Stadtratssitzung nach Causa Regenbogenflagge

Vor dem Sitzungssaal gab es Proteste. Mehrere Dutzend Menschen fordern, dass die Regenbogenflagge wieder zugelassen wird. 3 Min

Zweiter Antrag kurzfristig zurückgezogen

Auch der Stadtvertreter Tim Großmüller (Stabile Bürger Neubrandenburg) wollte am Mittwoch ursprünglich erneut einen Antrag zur Regenbogenflagge einbringen. Demnach sollte diese wieder am Bahnhof gehisst werden, allerdings nur neben den Flaggen der Stadt, des Landes und der Deutschlandflagge. Diesen Antrag zog Großmüller jedoch kurzfristig zurück. Großmüller habe wohl eingesehen, dass er mit diesem Antrag höchstwahrscheinlich keine Mehrheit haben werde, meinte Gesswein.


13.11.2024 20:41 Uhr

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, die Regenbogenflagge dürfe sofort wieder gehisst werden. Dies war nicht korrekt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

 

Weitere Informationen
Eine Regenbogenflagge weht vor einem Rathaus in Neubrandenburg. © Screenshot

Überraschung in Neubrandenburg: Neue Chance für Regenbogenflagge

Nachdem Neubrandenburgs Stadtvertretung die Regenbogenflagge vom Bahnhof verbannt hat, liegt ein neuer Vorschlag auf dem Tisch. mehr

Demonstration in Neubrandenburg © Stefan Weidig Foto: Stefan Weidig

Gegen Verbot der Regenbogenflagge: Protestaktion in Neubrandenburg

An der Demonstration in der Vier-Tore-Stadt nahmen mehr als tausend Menschen teil - darunter auch Oberbürgermeister Silvio Witt. mehr

Auf dem Gebäude des Neubrandenburger Bahnhofs sind zwei Regenbogen-Fahnen aufgemalt. © NDR MV Foto: Michael Rödger

Neubrandenburg: Petition gegen Verbot der Regenbogenflagge

Der Initiator fordert Neubrandenburg auf, das Verbot der Regenbogenflagge wieder rückgängig zu machen. mehr

Die Regenbogenfahne weht vor dem Neubrandenburger Bahnhof © NDR MV Foto: Sven-Peter Martens

Regenbogenflagge am Neubrandenburger Bahnhof nicht mehr erlaubt

Laut Argumentation könnten so Straftaten, wie das Austauschen der Fahne, verhindert werden. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 14.11.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein Lastwagen sperrt eine Zuwegung zum Schweriner Weihnachtsmarkt ab. © NDR/Ullrich Houschka Foto: NDR/Ullrich Houschka

Nach Anschlag in Magdeburg: Mehr Polizei auf Weihnachtsmärkten in MV

Nach dem Anschlag mit einem Auto werden die Sicherheitsvorkehrungen im Land erhöht. Außerdem unterstützen Landespolizisten ihre Kollegen in Sachsen-Anhalt. mehr